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Das zerbrochene Siegel - Roman

Das zerbrochene Siegel - Roman

Titel: Das zerbrochene Siegel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Eder
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handeln.«
    »Ihm habt Ihr also gestattet, Beatrix aufzusuchen?«
    Die Äbtissin hob eine eisengraue Augenbraue. »Ich führte ihn selbst an ihr Lager. Dazumal ging es ihr besser. Sie schien auf dem Weg der Genesung. Ihr Zustand verschlechterte sich erst wieder, nachdem sie das Kloster so Hals über Kopf verlassen hatte.«
    »Und was sprachen die beiden miteinander?«
    »Himmel, Burggraf, was erwartet Ihr?« Die Stimme der Ehrwürdigen Mutter klang ungeduldig. »Der Edelmann zeigte sich erleichtert, dass es sich nicht um seine Anverwandte handelte. Er fragte sie nach ihrem Namen, und als sie sagte, sie könne sich nicht erinnern, wünschte er der Kranken eine schnelle Genesung und verabschiedete sich. Bei mir erkundigte er sich nach den Umständen ihrer Rettung, und dann ging er wieder.«
    »Wann kam Lothar von Kalborn ins Kloster?«
    Die Ehrwürdige Mutter dachte einen Moment lang nach. »Das muss zwei Tage vor dem Frühlingsfest gewesen sein.« Überraschend fügte sie hinzu: »Er kam dann einige Tage später noch einmal, um sich nach ihrer Gesundheit zu erkundigen, doch zu diesem Zeitpunkt ging es Beatrix schon so schlecht, dass wir Besuche nicht mehr gestatten konnten.«
    »Hmm.« Gedankenverloren strich Bandolf über seinen Bart. »Gab er sich damit zufrieden?«
    »Natürlich.«
    »Hat sich auch ein Mann namens Raoul de Saint Rémy nach Beatrix erkundigt?«
    »Nicht, dass ich davon wüsste.«
    Äbtissin Margarete begleitete den Burggraf bis zur Pforte.
»Ihr habt Eure Gattin nur um Weniges verfehlt«, bemerkte sie, kurz bevor sie das Torhaus erreichten. »Ihre Tante hatte um eine Unterredung mit mir gebeten, und sie verließen das Kloster erst vor kurzem.«
    Bandolf kniff die Augen zusammen und überlegte, wie er die Frage formulieren sollte, die ihm auf der Zunge lag. Doch die Ehrwürdige Mutter kam ihm zuvor. Sie seufzte leise. »Ich fürchte, Frau Eltrudis wird hier nicht finden, was sie sucht.«
    »Jammerschade«, meinte Bandolf. Vergeblich versuchte er, seine Erleichterung zu verbergen.
    »Gewiss«, sagte sie, und zum ersten Mal huschte der Hauch eines Lächelns über das strenge Gesicht der Äbtissin.
    Dann übergab sie den Burggrafen der Obhut der Pförtnerin, die ihn eilends durch das Tor hinausbugsierte.
     
    Kaum war Garsende vom Klosterweg in den Pfad eingebogen, der zu ihrem Heim führte, fiel ihr ein, dass sie vergessen hatte, dem Burggrafen von Filibertas Befürchtungen zu berichten. Unter all den abstrusen Spekulationen der Magd war ihr etwas aufgefallen, das ihr wichtig genug erschien, es ihm mitzuteilen. Rasch machte sie kehrt und lief den Weg zurück. Doch als sie die Abzweigung erreichte, sah sie den Burggrafen mit Serafina am Arm bereits hinter der nächsten Biegung verschwinden. Einen Moment lang überlegte Garsende, ob sie den beiden folgen sollte. Aus der anderen Richtung sah sie einen Mönch den Pfad entlangkommen und entschied sich dagegen. Sie hatte nicht die geringste Lust, sich der Lächerlichkeit preiszugeben, indem sie dem Burggrafen hinterherkeuchte. Der Mönch passierte die Abzweigung, offenbar ohne Garsende zu sehen. In einiger Entfernung hinter ihm tauchte ein weiterer Mann auf dem Klosterweg auf. Wie der Benediktiner hatte auch er die Kapuze
seines Umhangs über seinen Kopf gestülpt, aber Garsende erkannte seinen weichen, federnden Schritt. Ein Lächeln glitt über ihr Gesicht.
    Sie wartete, bis er auf gleicher Höhe war, dann trat sie aus dem Pfad heraus auf den breiteren Weg.
    Pfeilschnell sprang Lothar zur Seite, und seine Hand fuhr an den Gürtel, wo Schwert und Dolch hingen. Erschrocken wich Garsende zurück. Im selben Moment erkannte er sie und ließ die Hand sinken.
    »Bei allen Heiligen!«, keuchte er. »Beinahe hätte ich dich aufgespießt.«
    Garsende brachte ein zittriges Lachen zustande. »Ich wusste schon immer, Ihr seid ein gefährlicher Mann.«
    »Seit mich die Wegelagerer dazumal erwischten, habe ich dazugelernt«, meinte er leichthin und trat auf sie zu. »Was machst du hier?«
    »Dasselbe könnte ich Euch fragen«, gab sie zurück.
    »Du siehst mich auf dem Pfad meines Herzens wandeln.« Das vertraute spöttische Funkeln trat in seine Augen, und er lachte. »Ich hatte nur nicht erwartet, meinem Ziel schon hier zu begegnen.«
    Garsende runzelte die Stirn. »Dann seid Ihr nicht auf dem Weg zum Kloster?«
    »Ach Liebste, ich bezweifle, dass meine Wünsche sich dort erfüllen ließen.«
    Zu ihrem Ärger spürte Garsende, dass sie errötete. »Falls Ihr erhoffen

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