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Das zerbrochene Siegel - Roman

Das zerbrochene Siegel - Roman

Titel: Das zerbrochene Siegel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Eder
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anschwillt.«
    »Das wird nicht nötig sein«, erklärte Serafina kühl und musterte die Heilerin aus schmal gewordenen Augen.
    Unwissentlich kam der Burggraf Garsende zu Hilfe. »Himmel«, rief er besorgt. »Ihr solltet auf die Heilerin hören. Garsende versteht ihr Handwerk, darauf mein Wort.«
    Der unerwartete Vertrauensbeweis tat ihr wohl, auch wenn er dem Burggrafen gewiss ungewollt entschlüpft war. Garsende lächelte.
    »Nun, wenn Ihr darauf besteht«, schickte sich Serafina drein und ließ sich von Bandolf zu einem umgestürzten Baumstamm am Wegesrand führen, wo sie sich niedersetzen konnte. Zögernd hob sie den Saum ihres Gewandes und entblößte eine makellose Fessel.
    Mit offenkundigem Wohlgefallen ließ Bandolf seinen Blick einen Moment darauf verweilen, ehe er blinzelte, um dann irgendeinen Punkt im trüben Himmel zu betrachten.
    Zwischen Ärger und Erheiterung schwankend, dachte Garsende an das offenbar Unvereinbare von männlichem Verstand und männlicher Lust, während sie in ihrem Beutel nach einem Stück Leinen und der passenden Salbe kramte. Ihre Hand zögerte kurz über einem Tiegel, der eine besonders übelriechende Tinktur enthielt. Doch schließlich griff sie mit einem leisen Seufzen nach der Salbe mit kühlendem Bilsenkraut. Vorsichtig tastete sie den Knöchel ab, fand dort aber nicht die geringste Schwellung. Nicht einmal, als sie den Druck ihrer Finger verstärkte, zuckte die junge Frau zusammen.
    Während sie die Salbe auftrug, beobachtete Garsende aus dem Augenwinkel Serafinas Gesicht. Ihre Lippen waren leicht geöffnet, und sie stöhnte leise. Nichts in ihren Zügen verriet die kleine Täuschung, derer sie sich bediente, oder zeigte Verlegenheit darüber, dass die Heilerin sie dabei ertappt hatte. Doch was war nur der Sinn des Pantomimenspiels? Auch wenn Serafina die Bewunderung des
Burggrafen ganz offensichtlich genoss, schien ihr nicht daran gelegen, einer flüchtigen Schäkerei zu frönen. Weniger behutsam als sonst, verknotete Garsende das Leinen um Serafinas Knöchel und stand auf.
    »Wie fühlt Ihr Euch?«, erkundigte sich Bandolf besorgt und bot der jungen Frau den Arm.
    »Schon sehr viel besser«, erwiderte sie mit einem strahlenden Lächeln, das aus ihren Augen verschwand, als sie sich der Heilerin zuwandte. »Deine Salbe wirkt Wunder. Ich stehe in deiner Schuld.«
    Garsende neigte dankend den Kopf. »Ich werde Euch bis zum Kloster begleiten«, erklärte sie, während sie den Tiegel wieder in ihrem Beutel verstaute.
    »Deine Fürsorge ist rührend«, bemerkte Serafina. »Aber mach dir meinetwegen keine Umstände. Der Arm des Burggrafen wird mir als Stütze vollauf genügen.«
    »Es macht mir keine Umstände. Und bis zum Kloster ist es ja nicht mehr weit.«
    Bevor der Burggraf sich noch einmal zugunsten der Heilerin einmischen konnte, sagte Serafina mit fester Stimme:
    »Das hieße, dich unnötig aufzuhalten. Wie du sagst, ist es nicht mehr weit.«
    Sie warf Bandolf einen schelmischen Blick zu. »Ihr werdet mich doch gewiss nicht mitten im Wald stehen lassen, habe ich recht?«
    »Natürlich nicht.«
    Garsende gab sich geschlagen. »Wie Ihr meint, dann werde ich mich hier verabschieden.«
    »Gott befohlen, Heilerin.« Der Burggraf nickte ihr zu.
    Auch Serafina schenkte ihr einen Abschiedsgruß. In ihren Mundwinkeln nistete ein kleines triumphierendes Lächeln.

KAPITEL 8
    O bwohl Serafina protestierte, man solle doch kein Auf hebens um ihr Missgeschick machen, bestand die Pförtnerin darauf, sie zu ihrem Quartier im Gästehaus zu begleiten. Bandolf blieb an der Pforte zurück und sah der jungen Frau hinterher.
    Was für ein bezauberndes Geschöpf, dachte er, während er den anmutigen Schwung ihrer Hüften bewunderte.
    Erst als Serafina hinter der Tür verschwunden war, tauchte der Burggraf allmählich aus seiner Verzückung auf und besann sich auf sein ursprüngliches Anliegen.
    Er hatte sich den Kopf darüber zerbrochen, wie es der kranken Beatrix wohl gelungen war, das Klostergelände ungesehen zu verlassen, als sie nach dem Besuch ihres Gatten Hals über Kopf nach Speyer aufgebrochen war. Dann war ihm das Büßerpförtchen eingefallen, das hinter der Kirche vom eingezäunten Friedhof aus nach draußen führte. Vor einigen Jahren war er dort Zeuge gewesen, wie die Nonnen eine der Unzucht bezichtigte Schwester durch dieses Pförtchen aus dem Kloster gejagt hatten. Das Vergehen der Nonne bestraften die Schwestern auf ihre Art, während ihr Geliebter, ein junger Handwerksbursche

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