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Das zitternde Herz

Das zitternde Herz

Titel: Das zitternde Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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zwischen den Schwulenhassern und den rechtsextremen Entführern geben. Wie auch immer, finden Sie es heraus.« Und während er den Reißverschluß seines Rucksacks zu-zog, stand er auf, um zu gehen.
    »Danke«, sagte Kate. »Ich hoffe, wir können uns noch einmal unterhalten, wenn ich nicht in Eile bin. Machen Sie doch einen Termin aus, oder kommen Sie noch mal in meine Sprechstunde.«
    »Gern. Mein Name steht auf meiner Liste, mit meiner Telephonnummer, Sie können mich also auch anrufen, wenn Sie noch irgendwas genauer wissen wollen. Ciao.«
    »Übrigens«, sagte Kate, und hielt ihn an der Tür auf, »wie haben Sie das alles so schnell erfahren? Sie sind in keinem meiner Seminare.«
    »Nein, aber ein guter Freund von mir ist einer Ihrer Doktoranden.
    Er bewundert Sie ziemlich. Also dachte ich, ich schaue rein und tue, was ich tun kann. Ciao, noch mal.«
    Einen Moment verblüfft, raffte Kate schließlich doch ihre Sie-bensachen zusammen, um sich auf den Weg nach Hause zu machen.
    Im Flur traf sie auf einen ihrer Kollegen.
    »Ich weiß, Sie sind am Gehen«, sagte er mit einem Blick auf Kates Aktentasche. »Ich wollte Ihnen nur von einer Freundin von mir erzählen, die im Mittleren Westen Theologie lehrt. Sie ist eine Kapazität in ihrem Fach und hält die große Einführungsvorlesung über die Geschichte des Christentums – fast alles Erstsemester. Die Studenten geben Beurteilungen ihrer Dozenten ab. Sie hätten ein paar der Be-wertungen von Christlich-Rechten sehen sollen. Sie gaben ihr eine Null und schrieben Dinge wie ›Blasphemie‹; ›Sie gab sich nur eine Woche mit dem Leben Jesu ab‹; ›Sie hält die Bibel nicht für die Wahrheit Gottes‹; und so weiter. Und das in einer der besten Universitäten des Landes. Ich dachte mir nur, ich gebe das an Sie weiter.
    Vermutlich mußte uns seit Oklahoma City klar sein, daß die Rechte und insbesondere die militante Rechte nicht bloß eine Horde geset-zestreuer Andersdenkender ist, aber jetzt wird es, finde ich, langsam kritisch, oder? Entführung, ich bitte Sie!« Und er eilte den Flur hinunter, ein bißchen, dachte Kate, wie das weiße Kaninchen von Alice in glücklicheren Tagen.
    Reed, der das Auto aus der Garage geholt hatte, traf sich mit Kate zu Hause, wo sie ihn vor dem Haus erwartete. Der Portier öffnete ihr den Schlag, und, Banny an sich drückend, setzte sie sich neben Reed.
    Während er verkehrswidrig auf der Straße wendete, streichelte Kate Banny.
    »Es gibt keine Möglichkeit, sie zu behalten«, sagte Reed. »Gar keine.«
    »Ich weiß.« Kate streichelte den Welpen, der es sich auf ihrem Schoß bequem gemacht hatte. »Harriet hat beim Portier einen Brief für mich hinterlegt, darauf steht ›Auf der Fahrt zu lesen.‹ Soll ich jetzt anfangen?«
    »Jedes Wort von Harriet soll gebührend geschätzt werden«, sagte Reed.
    »Liebe Kate, lieber Reed«, las Kate vor. »Während Ihr die Neuigkeiten von den jüngsten aufregenden Ereignissen in Eurem Leben verbreitet habt, bin ich der Spur weiter nachgegangen. Nachdem ich Euch gestern abend verlassen hatte, habe ich die Mutter von Dorothy Hedge und diesem frechen briefeschreibenden Studenten ausfindig gemacht. Es stellte sich heraus, daß die Frau vor kurzem hierherge-zogen ist, vermutlich, um in der Nähe ihres Sohnes zu sein. Ich muß-
    te, entgegen meinen tiefsten Überzeugungen, zu meiner Rolle als Spionin zurückkehren, jener Rolle, die Du, liebe Kate, so unsympathisch fandest. Ich habe Meinungen vertreten, die nicht mal über meine Leiche meine eigenen zu nennen wären, aber ich habe es ganz gut gemacht, habe nicht übertrieben, sondern nur die ›rechten‹ Tonfälle produziert, ein bißchen weinerlich – was soviel überzeugender ist als auftrumpfende Rhetorik – und habe klargestellt, daß ich diese dreckigen Linken, die unser Land ruiniert haben, hasse wie die Pest.
    Ich erzählte ihr, daß ich mit einem der Toten von Waco verwandt gewesen sei. Ich hatte eine Geschichte in petto, falls sie weiterfragen würde, was sie aber nicht tat. Sie schien erleichtert zu sein, in New York jemanden zu treffen, der so dachte wie sie. Abgesehen von den paar rechtslastigen Studenten, die Schwule hassen, glaube ich nicht, daß sie hier viele Bekehrte getroffen hat; muß jedenfalls eine mühse-lige Arbeit sein.«
    Kate machte eine Pause, da Reed die Mautstelle auf der Henry Hudson Bridge erreicht hatte. Banny regte sich, als das Auto hielt.
    Kate beruhigte sie, während sie in der Schlange warteten, um die Gebühr zu

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