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Das zitternde Herz

Das zitternde Herz

Titel: Das zitternde Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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dringend jede Information über den möglichen Verantwortlichen zu erbitten.«
    »Genau. Vielleicht irren wir uns, aber wir sind uns einig, daß, je größer das Netz, um so größer die Chance, etwas darin zu fangen.
    Ich weiß nicht, ob das in der Tiefseefischerei wirklich so ist, aber unter diesen Umständen lohnt es einen Versuch. Wir treffen uns dann wieder hier, um Banny zu dieser Hedge-Dame zu bringen.
    Mein Gott, was machen wir mit Banny heute vormittag?«
    »Daran habe ich auch schon gedacht«, sagte Kate, »und ich glaube, sie bleibt am besten hier, in der Küche mit Zeitungspapier, Futter und Wasser – und laufendem Radio, in der Hoffnung, daß sie das über ihre Einsamkeit hinwegtrösten möge. Ich hatte mir überlegt, sie mit ins Büro zu nehmen, aber ich wußte nicht, wie ich das erklären sollte, zumal sie ab morgen nicht mehr bei uns sein wird.«

    »Was, wenn sie jault?«
    »Ich weiß. Das hat mich auch beunruhigt; es ist unfair den Nachbarn gegenüber. Aber es ist nur für heute, und wenn sie untertags zu Hause sind und sich beschweren, werden wir uns entschuldigen und absolut wahrheitsgemäß sagen, daß das nie wieder vorkommen wird.«
    »Ich freue mich, daß du an alles gedacht hast.«
    »Ich gebe mir Mühe«, sagte Kate bescheiden und schlug die Augen nieder. Und Reeds Anerkennung war ein Lachen.
    »Habe ich gesagt, wie gut es ist, wieder hier zu sein?«
    »Nicht in der letzten Stunde«, erwiderte Kate.
    Als Kate in ihr Büro kam, wurde ihr klar, wieviel schwieriger ih-re Aufgabe verglichen mit Reeds war. Er, der seine Abwesenheit erklären mußte, hatte eine Eröffnung für seine Bekenntnisse. Kate mußte sich ihre eigenen Eröffnungen erfinden. Es war verrückt, wie schwierig es plötzlich war, in einem Seminar zu sagen – denn heute hatte sie nur Seminare und keine große Vorlesung – »Wenn ich in diesen letzten Tagen abgelenkt wirkte, verzeihen Sie mir bitte; Sie müssen wissen, daß mein Mann entführt wurde und ich in Sorge um ihn war. «
    Sie hatte gehofft, daß jemand ungläubig ausrufen würde »entführt!«, und sie mit ihrer Geschichte beginnen könnte. In ihrem ersten Seminar indessen starrten die Studenten sie nur mit aufgerissenen Mündern an, und sie mußte eine ganze Weile weitersprechen, bevor sie ihnen überhaupt eine Reaktion entlockte. Doch als die Reaktion endlich kam, war es – zu ihrer Befriedigung – eine der Entrüstung, wenn auch nonverbaler Entrüstung. Kate betonte, daß hinter dem Ganzen die Rechte stecke, was wegen der Forderung nach dem Artikel klar sei und wegen des Abscheus der Kidnapper ihrer Gesinnung gegenüber. An diesem Punkt blickten die Seminarteilnehmer einander vielsagend an, doch sie offerierten weiterhin weder Hinweise noch Vermutungen.
    »Wenn«, sagte Kate in das Schweigen hinein, »irgend jemand von Ihnen irgend etwas weiß, über rechtsradikale Gruppen, Organisationen oder Individuen auf diesem Campus, bitte ich Sie dringend, mit mir darüber zu sprechen. Verabreden Sie sich entweder mit mir, oder kommen Sie in meine Sprechstunde oder lassen Sie mir eine Nachricht, auch über E-Mail, zukommen. Sie können mir auch eine Nachricht auf meinem Anrufbeantworter hinterlassen, dann rufe ich Sie zurück. Dies ist eine gefährliche Form von Gewalt, und ich hoffe, daß Sie mich unterstützen werden, herauszufinden, wer dahintersteckt. Ich habe sehr gelitten, ebenso mein Mann, und ich will sichergehen, daß weder ich noch irgend jemand sonst etwas Derartiges noch einmal durchmachen muß. Über die Gefahr für die Universität selbst ist damit noch gar nichts gesagt. « Dann begann sie –
    nach einer bedeutungsvollen Pause – mit dem Thema des Tages.
    Kate erwartete, daß sich in ihrem nächsten Seminar, das eine Stunde nach Ende des ersten angesetzt war, dasselbe abspielen wür-de, doch das Nachrichtensystem von Fakultät und Studenten war schon heißgelaufen. Kate war ins Sekretariat ihres Instituts hineinge-schneit und hatte dort der versammelten Belegschaft ihre Geschichte erzählt, genauso wie jedem ihrer Kollegen, der zufällig aufkreuzte.
    So wurde sie, kaum hatte sie in ihrem zweiten Seminar angefangen, von Reeds Entführung zu berichten, von Fragen, Hinweisen und Warnungen bestürmt. Das literarische Thema des Tages wurde fallengelassen, diese Studenten waren ganz wild darauf, die politische Situation an der Universität zu diskutieren.
    Kate brauchte eine Weile, bis ihr klar wurde, daß ihr erstes Seminar eines für Doktoranden war, die

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