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Das zitternde Herz

Das zitternde Herz

Titel: Das zitternde Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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krankhaft vorsichtig waren; aufgrund ihrer Abhängigkeit von der Fakultät hinsichtlich Empfehlun-gen, Doktorarbeiten, Stipendien und schließlich Jobs waren sie stets darauf bedacht, niemandem, der Einfluß hatte, zu nahe zu treten.
    Dieses Seminar jedoch war von solcherlei Ängsten unbelastet. Un-dergraduate-Studenten waren mehr als bereit, ihre Meinungen zu allem und jedem kundzutun, insbesondere wenn sie auf diese Weise eine eingehende Diskussion des eigentlichen Themas vermeiden konnten, das langwierig und besonders mühsam war.
    »Es gibt eine Riesenanzahl von rechtsgerichteten Schwachköpfen«, sagte ein junger Mann.
    »Was genau heißt das?« unterbrach Kate. Es war ihr wichtig, daß die Schwachköpfe näher beschrieben wurden. Je genauer die Diskussion, desto eher führte sie zu etwas.
    »Die glauben, durch die Einschränkung von privatem Waffenbe-sitz sollen die Bürger entwaffnet werden, so daß die Regierung sich ihr Land aneignen kann.«
    »Und«, fügte eine junge Frau hinzu, »sie glauben, Frauen wären ihr Besitztum und sie könnten über den Körper einer Frau verfügen, wie es ihnen paßt. «
    »Sie kapieren nicht, daß sie trotz Waffenkontrolle ihre Jagd-Schießeisen behalten können! Natürlich sind sie auch gegen ein Verbot von halbautomatischen Waffen, aus demselben Grund.«
    Die Darlegungen rechten Gedankengutes, das – in den Augen dieser Studenten – den Campus durchzog, dauerten noch eine Weile an. Mit einem Mal erkannte Kate, daß kein Student, der ein Sympa-thisant der Rechten war, ihr Seminar belegt hätte, es sei denn, um zu spionieren, wie es die Art von einigen aus der rechten Phalanx in Dartmouth gewesen war. In diesem Seminar hatte sie es mit einem Haufen linker feministischer Umweltschützer zu tun, die wahrscheinlich für Sozialhilfe, ein staatliches Gesundheitssystem und Brot für die Armen und ihre Kinder eintraten. Ohne Zweifel gehörten sie zu jenen, die sich nicht nur für Literatur interessierten, sondern auch für die daraus resultierenden Fragen. Und aufgrund der Zeit, in der sie lebten, hatten diese Fragen unweigerlich mit Rasse, Klasse, Geschlecht und sexueller Orientierung zu tun – alles The-men, die den Rechten verhaßt waren. Zum ersten Mal wurde Kate klar, daß sie politisch längst abgestempelt war, und daß alle Studenten und wahrscheinlich ein beträchtlicher Teil der Fakultät diesen Stempel kannten.
    Das war eine ziemlich schockierende Erkenntnis – es ist immer verstörend, zu entdecken, daß man mit einem Etikett belegt wird –, aber wenigstens machte es ihre Ermittlungen in gewisser Hinsicht leichter.
    Nach dem Seminar machte sich Kate auf den Weg zu ihrem Bü-
    ro, um dann Reed zu treffen und (in erster Linie, was sie sich aber kaum eingestand) um die arme, verlassene Banny zu retten. Vor der Tür ihres Büros wartete ein junger Mann auf sie.
    »Ich könnte Ihnen womöglich bei Ihrer Suche nach den Entführern behilflich sein«, sagte er.
    »Kommen Sie herein.« Kate öffnete die Tür und nickte ihm zu.
    »Ich habe im Augenblick nicht viel Zeit, aber wir sollten einander jedenfalls vorstellen.«
    »Ich heiße Morton Weldon«, sagte er und streckte ihr die Hand hin; Kate schüttelte sie. »Wie Sie heißen, weiß ich. Ich brauche nicht lang.« Er setzte sich, griff in seinen Rucksack und zog ein Stück Papier heraus. »Dies könnte vielleicht weiterhelfen.« Er überreichte Kate das Blatt. Sie warf einen Blick darauf und sah, daß es sich um eine Liste mit Campusadressen handelte.
    »Ich bin schwul«, sagte Mr. Weldon. »Geoutet schwul, wenn auch ohne Ohrring. Ich habe eine Menge häßlicher Briefe bekommen, ekelhafte Schmierereien in meinem Zimmer und, nachdem ich es abgeschlossen hatte, an meiner Tür, und vor nicht allzu langer Zeit einen Brief mit einer Kugel darin und einem Zettel, auf dem stand, die sollte in meinem Rücken stecken.«
    Kates Entsetzen mußte sich auf ihrem Gesicht gespiegelt haben.
    »Ja, es ist interessant, worüber die Verwaltung hinwegsieht. Vor allem, was alles erlaubt ist, wenn es nicht eindeutig physische Gewalt ist. Vielleicht können wir uns ein andermal darüber unterhalten.
    Mich hat das alles so wütend gemacht, daß ich eine Liste der schlimmsten Schwulenhasser zusammengestellt habe. Natürlich steht niemand auf meiner Liste, der allein und im verborgenen handelt.
    Aber meiner Meinung nach operieren die College-Bigottisten selten allein oder im geheimen. Und ich dachte mir, es könnte möglicherweise eine Verbindung

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