Das Zombie-Trio
den Mauern herrscht das Gesetz der Hölle. Da sind die grauenvollen schwarzen Gedanken. Die dunkle Welt des Teufels, die immer darauf scharf ist, Menschen in ihre Gewalt zu bekommen.«
»Das kenne ich«, versicherte ich.
»Sehr gut.«
»Und auch du weißt Bescheid«, erklärte ich im Plauderton, »deshalb kann ich mir vorstellen, dass du nicht nur hier in seiner Hütte sitzt, sondern auch dem Krankenhaus einen Besuch abgestattet hast. Du hast dich bestimmt dort umgesehen, nicht wahr?«
Er gab mir noch keine Antwort und schien zu überlegen, ob er dies überhaupt tun sollte.
»Nun?«
»Ich habe es einmal probiert!«, flüsterte er mir zu.
»Und?«
»Ich habe schnell wieder kehrtgemacht, kaum dass ich das Haus betreten habe.«
»Warum?«, wollte ich wissen.
»Der Geist des Magiers war vorhanden. Ich habe ihn gespürt, und ich habe Angst bekommen. Die Luft ist erfüllt von all dem Fremden und dem Grausamen. Ich spürte es mit jeder Faser meines Körpers. Es war wie ein böses Wunder, und ich spürte, dass ich ihm nicht länger Stand halten konnte. Ich war einfach zu schwach.«
»Aber du bist nicht ganz geflohen.«
»Nein, ich blieb. Ich musste bleiben. Ich musste die Menschen doch warnen, die hierher kamen und von nichts ahnten. Ich konnte sie einfach nicht in ihr Verderben laufen lassen. Ich hasse Crowley, und ich werde nicht aufhören, gegen ihn anzukämpfen.«
Der letzte Satz hatte mich schon beeindruckt, und so lag meine Frage auf der Hand. »Was hat dich zu einem Crowley-Hasser gemacht?«
»Die Vergangenheit. Ich habe mich mit ihm beschäftigt. Ich habe versucht, seinem Lebensweg theoretisch zu folgen, und ich habe auch hier in der Umgebung Nachforschungen angestellt, denn ich wusste ja, was hinter ihm steckte. Schließlich erfuhr ich, dass sein Geist noch vorhanden war. Er hatte den Pakt mit der Hölle geschlossen, und der ist noch nicht gebrochen. Crowley verkörperte das Böse, und ich wollte mich dagegenstellen.« Er nickte. »Aber ich musste mir einen besonderen Weg aussuchen, was ich auch tat. Ich bin bei den Yogi in die Lehre gegangen. Ich habe bei ihnen viel gelernt und ich habe es geschafft, meinen Geist frei zu halten. Erst nach dieser Ausbildung entschloss ich mich, hier an diesen Ort zu ziehen.«
»Wie lange lebst du schon hier?«
»Einige Monate.«
»Alle Achtung.« Ich war wirklich beeindruckt. »Bei dieser Witterung ist das schon eine große Leistung.«
»Die Kälte stört mich nicht, denn man kann sie überwinden, wenn man innerlich gefestigt ist. Ich habe mir vorgenommen, irgendwann, wenn ich mich stark genug fühle, das Haus hier vom Rest des Bösen zu befreien. Wann das allerdings sein wird, das weiß ich nicht. Aber die Mächte der Hölle dürfen nicht siegen.«
»Das sehe ich auch so«, stimmte ich ihm zu. »Ich weiß ja nicht, wie lange du noch warten willst, aber meine Wartezeit ist vorbei. Ich werde mir das verlassene Krankenhaus anschauen, und zwar so schnell wie möglich. Noch bevor es dunkel wird.«
Jesaja schaute mich an. Nein, er musterte mich vom Kopf bis zu den Füßen. Nach einer Weile lächelte er. »Ja, ich kann es mir vorstellen, dass du dich traust. Du bist anders als die üblichen Menschen.«
»Wieso das?«
»Ich spür’ es. Ich will nicht behaupten, dass du etwas Besonderes bist, denn jeder Mensch ist etwas Besonderes. Aber es gibt welche, die blicken durch, und ich denke, dass du dazugehörst.« Er streckte mir die Hände entgegen, aber nicht, damit ich ihm helfen sollte, auf die Beine zu kommen. Er deutete mit den zusammengelegten und ausgestreckten Fingern auf mich. »Du hast etwas, was andere nicht besitzen. Das kann ich mit Fug und Recht behaupten.«
Ich wusste, was er meinte, tat aber ahnungslos. »Was sollte es denn deiner Meinung nach sein.«
»Es geht etwas von dir aus.«
»Wenn du meinst.« Ich wollte ihm mein Kreuz nicht zeigen. Noch nicht. Da ergab sich bestimmt später eine Möglichkeit. »Aber lange warten möchte ich nicht mehr und bedanke mich schon jetzt für deine Auskünfte.«
Der Prophet bekam große Augen. »Du willst mich wirklich verlassen?«
»Das sagte ich bereits.«
»Haben meine Warnungen nicht gefruchtet?«
Ich zeigte ihm ein Lächeln. »Im Gegenteil, sie haben mich richtig neugierig angemacht.«
»Du fühlst dich stark, wie?«
Ich hob nur die Schultern.
Jesaja stand mit einer geschmeidigen Bewegung auf. »Ja, du fühlst dich stark«, wiederholte er. »Und du hast auch allen Grund dazu, denn du bist stark, das spüre
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