Das Zombie-Trio
besser als nichts.
Er stand auf.
Jetzt war ich gespannt.
Ich schaute mir seine Beine an, den Rücken ebenfalls und wäre nicht erstaunt gewesen, Blutflecken in seinem Gewand zu sehen, aber das war nicht der Fall.
Ihn umfing das Sackleinen. Nichts deutete darauf hin, dass er an den Beinen und am Rücken geblutet hätte. Da konnte ich eine gewisse Ehrfurcht nicht verbergen. Wenn ich mich auf das Brett gesetzt hätte... nein, daran wollte ich nicht denken.
Jesaja drehte sich mir langsam zu. Er blieb nicht lange stehen, sondern nahm mir gegenüber im Lotussitz Platz.
Jetzt war ich gespannt darauf, wie er mit mir umgehen würde. Ich glaubte nicht, dass er meinen Besuch als normal hinnahm, denn wer in diese relative Einöde fuhr, tat das nicht grundlos.
»Wer bist du?«, fragte er.
»Ich heiße John.«
Seine Augen leuchteten. »Wie Johannes, der Rufer in der Wüste.« Sofort verdunkelte sich sein Blick wieder. »Aber du bist kein Rufer in der Wüste. Du willst die Menschen nicht aufrütteln, damit sie umkehren und sich abwenden. Du bist ein anderer, das spüre ich genau. Und du bist jemand, der meine Ruhe stört.«
Ich nickte ihm zu. »Das mag so aussehen. Es kann sogar sein, dass du Recht damit hast, aber ich mache dir einen Vorschlag, Jesaja.«
»Welchen?«
»Wenn du mir einige Fragen beantwortest, dann bist du mich schnell wieder los.«
»Fragen?«, flüsterte er.
»Genau!«
»Und welche?«
Die hatte ich mir längst zurechtgelegt. Ich wollte ihn nicht zu hart ansprechen und auch nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen. Deshalb sprach ich davon, dass ich eigentlich nicht vorgehabt hatte, ihn zu besuchen.
Sein Gesicht zeigte Erstaunen, und er flüsterte: »Warum bist du dann gekommen?«
»Weil es sich nicht vermeiden ließ.«
»Willst du einen Rat?«
»Es kann sein, dass ich den benötige«, gab ich zu. »Wichtig ist mir eine Auskunft, Sie liegt mir am Herzen.«
Er breitete die Arme aus und bekam in diesem Moment etwas Erhabenes. »Ich höre dir zu, wenn du sprichst.«
»Es geht um zwei Freunde von mir.«
»Du meinst die beiden fremden Männer, die hier umhergestrolcht sind.«
»Kann sein.«
»Beschreibe sie mir.«
Das tat ich und ließ ihn dabei nicht aus den Augen. Er verriet durch keine Geste, dass es Bill und Ari Ariston waren, die ihn hier besucht hatten. Besonders Ariston war eine sehr auffällige Erscheinung. Ihn vergaß man nicht so schnell.
Als Prophet wollte Jesaja kein Lügner sein. Er nickte, als ich meine Erklärungen beendet hatte.
»Sie waren hier«, bestätigte er.
Ich konnte mir ein erleichtertes Lächeln nicht verkneifen. Doch dass meine innere Spannung stieg, ließ ich mir nicht anmerken. Meine nächste Frage klang ganz normal. »Haben meine beiden Freunde auch gesagt, wohin sie sich wenden wollten?«
»Nein, das haben Sie nicht!«
Ich war mir nicht sicher, ob der Prophet die Wahrheit gesprochen hatte. Seine Antwort hatte Recht schroff geklungen. Ich beschloss, ihn in die Enge zu treiben.
»Sie müssen sich noch hier in der Nähe aufhalten«, behauptete ich.
Jesaja zuckte zusammen. »Wer sagt das?«
»Ich, denn ich habe das Auto hier parken sehen.«
Der Prophet reckte sein Kinn vor. »Was besagt das schon? Sie können auch zum Meer gegangen sein.«
»Bei der Kälte?«
Sein Blick wurde richtig wütend. »Das hat alles nichts zu sagen!«, flüsterte er scharf. »Ich kenne Menschen, die besonders das Meer im Winter lieben. Vor einigen Tagen gab es noch Eisschollen am Strand. Da haben die Kinder gespielt. Was ihnen recht ist, sollte Erwachsenen billig sein!«
»Klar, so kann man es sehen, muss man aber nicht. Ich könnte mir vorstellen, dass sich meine Freunde noch hier in der Gegend herumtreiben, und du kennst dich hier aus!«
Jesaja hatte sich bisher kooperativ verhalten. Jetzt spürte ich die Feindschaft, die mir plötzlich entgegenschlug, das war wie ein unsichtbares Totenhemd aus Eis, und als sich sein Gesicht verzog, wartete ich auf das Geschrei.
Doch er zischte lediglich böse: »Du bist kein Guter, das merkte ich. Deine Freunde waren es ebenfalls nicht. Ihr wollt stören. Ihr wollt alles zerreißen, aber da habt ihr euch geirrt. Hier wird alles anders sein. Hier habe ich das Sagen und noch ein anderer. Schau in einen Spiegel!«, fuhr er mich an. »Du bist schon jetzt zerstört. Aber«, er hob die Stimme, »es ist nie zu spät für eine Umkehr!«
»Nein, tue ich nicht.«
»Kehr um!«
»Wohin?«
»Zu uns!«, keuchte er mir entgegen. »Du musst nur zu uns
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