Das Zombie-Trio
umkehren. Dann hast du gewonnen.«
Allmählich wurde es interessant, und ich war froh, ihn aus der Reserve gelockt zu haben. »Es tut mir Leid, Jesaja, aber ich sehe nichts. Ich sehe nur dich und keine anderen.«
»Und doch sind Sie da! All die Verfluchten. All die Beladenen. All die Gequälten und Schreienden, deren Seelen einen anderen Weg gegangen sind, weil ER es so wollte. Sie finden keine Erlösung. Sie sind gefangen, aber sie haben sich vorgenommen, an die Menschen heranzutreten. Nur sie zählen für sie.«
»Wovon redest du?«
»Er war hier!«, raunte der Prophet mir zu.
»ER?«
»Ja, der Mächtige. Damals besaß er noch die Macht. Aber dann ist er jämmerlich gestorben, weil er im Stich gelassen wurde. Seine Freunde, seine Diener, all diejenigen, die in seinen Bann geraten sind, haben sein Schicksal nicht geteilt. Sie haben sich nur versteckt. Sie sind auch weiterhin noch da – und sie machen weiter.«
»Ja, ich denke, dass ich einiges verstanden habe. Aber von wem sprichst du? Von dir selbst?«
»Nein, nein!« Er rang plötzlich die Hände. »Ich versuche nur zu warnen, denn ich, ein Gerechter, ich habe es gespürt. Andere Menschen würden mich auslachen – doch ich weiß mehr, das kann ich versprechen. Deshalb sitze ich hier. Ich will die Menschen beschützen, und ich will, dass sie vom falschen Weg umkehren.«
Das war ja alles gut und schön. Leider wusste ich noch immer nicht, von wem Jesaja da gesprochen hatte. Genau diese Frage stellte ich ihm. »Wen hast du damit gemeint?«
Der Prophet schaute mich an. Ich wollte nicht unbedingt von einem bösen Blick sprechen, obwohl sich seine Augen schon verdunkelt hatten. Er musste innerlich stark erregt sein. »Frag nicht nach, sondern geh! Ja, du musst fliehen. Du kannst nicht bleiben.«
»Nicht, ohne dass ich meine Freunde gefunden habe!«, erklärte ich.
Der Prophet schüttelte den Kopf. Er flehte mich förmlich an. »Es hat keinen Sinn, wenn du so handelst. Du musst jetzt an dich denken. Nur an dich! Deine Freunde sind in seine Fänge geraten.«
Noch immer kannte ich den Namen nicht. Meine Geduld neigte sich dem Ende entgegen. »Ich will endlich den Namen wissen, verdammt noch mal!«
Jesajas Gesicht verschloss sich. Plötzlich zeigte er das Gefühl der Angst, und ich ging davon aus, dass es nicht gespielt war. »Crowley. Aleister Crowley. So heißt er.«
Ich sagte zunächst kein Wort. Innerlich hatte ich mich schon erschreckt, denn der Name Crowley war mir nicht unbekannt. Er war einer der Menschen, die den Botschaften der Hölle sehr zugetan waren. Tu, was du willst , ist seine Devise gewesen. Er war ein verdammter Egoist, der nicht mehr die Sünden der Welt auf sich nehmen wollte. Er hatte die Theosophische Gesellschaft gegründet. Seine Anhänger und er hingen einer eigenen Religionsform an, deren Basis sich Crowley in Ägypten angeeignet hatte. Und es hatte zu Anfang der letzten Jahrhunderte verdammt viele Menschen gegeben, die seinen Irrlehren gefolgt waren.
Mir war alles andere als wohl, als ich jetzt seinen Namen hörte, obwohl Crowley nicht mehr lebte. Er war nicht mal weit von hier gestorben. Arm und verlassen. Ich erinnerte mich daran, dass wir seine Satanskrone nicht zerstört hatten. Jetzt sah alles danach aus, als wäre ich erneut auf ein Erbe dieses Mannes gestoßen, der in mir nicht eben gute Gefühle auslöste.
Er hatte Grausamkeiten gepredigt. Angeblich wollte er den Menschen Freiheit geben, und sie waren letztendlich nur in die Fänge des Bösen geraten. Magische Experimente hatte er mit ihnen durchgeführt. Wie viele seiner Jünger letztendlich auf der Strecke geblieben waren, konnte man nur schätzen. Sein Leben war vor langer Zeit gewesen. Jetzt, bei der Erwähnung des Namens, musste ich daran denken, dass diese alte Bauten in seine Zeit hineinpassten.
Mit den beiden Fischfabriken hatte er sicherlich nichts zu tun gehabt. Aber da gab es noch das Krankenhaus, und das war verdammt wichtig. Möglicherweise war es in seinem Namen errichtet worden. Vielleicht hatte man auch seine Diener in diese Klinik geschafft, wenn sie krank geworden waren. Es waren nur Spekulationen, die durch meinen Kopf schossen.
Ob der Prophet die ganze Wahrheit wusste? Ob er sich in diese Gegend zurückgezogen hatte, um gegen den Geist dieses Unmenschen anzukämpfen?
Dieser Fall hatte eine Dimension angenommen, mit der ich nicht hatte rechnen können.
»Du kennst ihn nicht?«, flüsterte Jesaja mir zu.
»Keine Sorge, ich kenne ihn. Das heißt,
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