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Das zweite Gesicht

Titel: Das zweite Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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erstaunlich unsicher, und Chiara fragte sich, ob Jula der Grund dafür war.
    »Gestern bi n ich F e lix Masken begegnet«, sagte sie.
    »Einiges über ihn weiß ich schon, allerdings nur das, was in allen Zeitungen stand. Vie l leicht könnten Sie m i r ein wenig m ehr über ihn erzählen.«
    »Über seine Beziehung zu Jula ? «
    »Zum Beispiel, welcher Art diese Beziehung war.«
    Der Kaffee ka m , und Henriette sah einen Moment lang zu, wie Kellner Nummer 16 Chiaras Tasse füllte. »Die beiden hatten kein Verhältnis, wenn Sie das m einen. Viell e icht h at Jula m al m it ihm geschla f en, zu An f ang … sie war nicht besonders wählerisch, was das anging. Aber es war sicher nie m als Liebe im Spiel, gewiss nicht von ihrer S e ite.«
    »Und von Maskens ? «
    »Er hat sie vergöttert, das war allge m ein bekannt. Als sie die Drehar b eiten zu d i eser Scha u ergeschic h t e verließ … Er hat Ihnen davon erzählt, nicht wahr? Er erzählt jedem
    davon … Als sie ihn da m it sitzen ließ, hätte er sie verklagen können. Jeder andere Produzent hätte das getan. Aber nicht Masken. Jula war für ihn m ehr als eine Schauspielerin. Sie w a r ein Star, s i cher, aber n i cht ein m al das er k l ärt es wir k lich. Stars werden laufend vor Gericht gezerrt, we n n sich d i e Chance dazu biet e t . A b er Mas k en
    … ich weiß nicht, für ihn schien J u la una n t a s t b ar zu sein. Ich habe eben ›vergöttert‹ gesagt, und das war nicht einfach so dahin geredet. Für ihn war sie eine Göttin.«
    Chiara rührte nachdenklich in ihrer Tasse. »Auf der Beerdigung schien er m i r nicht besonders ergriffen zu sein. Und danach, als ich m it ihm gesprochen habe, da war er sehr … nun, er schien wütend zu sein, weil sie den Film nicht been d et hat. Aber er sah n i cht aus, als w ü rde er um sie trauern.«
    »Da s is t auc h nich t sein e Art . Maske n is t ei n impulsiver, e m otionale r Mensc h – a be r nur , w e n n e r Gelegenhei t hat, dies e Emot i one n z u ins z enieren . Ei n Gefüh l wi e Traue r ist fü r s eine n Geschm a c k nich t sp e kt a kulä r genug , jedenfalls nich t i n vernünftig e m R a h m e n . Un d e r is t gewis s nich t d e r Ty p fü r dr a m atisch e S z ene n a m Gr a b , fü r Zus a mmenbrüche un d Heulkr ä m pf e un d d e rgleichen . Nich t Feli x M asken . Er verabsch e u t alles , wa s s i c h seine r Kontroll e entz i eht.«
    »Und genau das hat Jula wohl getan.«
    »Vielleicht hat er deshalb nic h t allzu viele Tränen um sie vergossen.«
    »Aber Sie haben doch eben gesagt, dass er sie …«
    »Vergöttert hat, ja. Aber vielleic h t h abe ich m i ch f alsch ausgedrückt. Er hat das vergö t tert, für das sie stand. Ihren Status als Fil m star, i h re Berüh m theit, ih r e Fähigkeit, Menschen zu m anipulieren. Sie hatte ihre persönliche U m gebung genauso in der Hand wie ihr Publiku m . Jula wusste gen a u, was sie wollte und wie sie es err e ichen
    konnte. Aber das wissen Sie ver m utlich.«
    Chiara nickte. »Sie ist s c hon als Kind so gewesen.«
    »Das hat sie m i r erzählt. Sie m üssen zie m lich u nter ihr gelitten haben.«
    »Hat sie das gesagt ? «
    »Nicht m it diesen W orten, a b er … es klang schon m it in de m , was sie erzä h lt hat.«
    Chiara wollte ei n e weitere Frage stellen, wurde aber unterbr o chen von einer jungen F rau, die u n ver m ittelt neben ihnen am Tisch stehen blieb. Sie starrte Chiara an, als hätte sie einen Geist vor sich.
    »Das kann doch nicht …« Sie schüttelte den Kopf, und eine hellblonde Strähne fiel ihr in die Stirn. »Natürlich, das sind Sie! Julas Sch w ester. Klara, nicht wahr?«
    Chiara blickte unsicher von der attraktiven Blondine zu Henriette. Die Kolu m ni s tin nickte nur. »Guten Tag, Frau van der Heden. Ich hab Sie auf der Beerdigung ver m isst.«
    Der Kopf der jungen Frau ruckte heru m , wenn auch m it m erklicher Verzögerung, als könnte sie den Blick nicht von Chiara neh m en. »Ich wüsste nicht, w as Sie das angeht. Ich m ag keine Beerdigungen. All die Trauer … liebe Güte, die a r m e Jula. Sie h ä tte nic h t ge w ollt, da s s ihretwegen alle in unattraktivem Schwarz heru m l aufen.«
    H e n r i e t t e v erdre h t e d i e A ugen, während Chiara nicht recht wüsste, wie sie sagen sollte. Die Frau nahm ihr die Entscheidung ab.
    »Verzeihen Sie«, sagte sie und reichte ihr die Hand.
    »Ursi van der Heden. Ich war Julas beste Freundin.« Sie sagte das so entschieden, dass Chiara nicht eine Sekunde daran zwei f

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