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Das zweite Gesicht

Titel: Das zweite Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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en würde. Sie unterdrückte ein nervöses Lachen und hörte, wie Masken sagte: »Herr Tiberius ist ein e r der besten Schauspiellehrer Berlins. Er hat m it Re i nhardts Leuten gearbeitet und m it vielen anderen.«
    »Dafür sind Sie noch recht jung, oder ? « Sie schätzte, dass er höchstens drei Jahre älter war als sie selb s t .
    Jakob zuckte die Achseln. »Talent ist keine Frage des Alters, denke ich. Sie sind das beste Beispiel, falls Herr Masken Recht hat m it dem, was er sagt.«
    Auch das war nicht als Ko m pl i ment ge m eint. Seine Einschränkung entging ihr nicht, und das gefiel ihr. Er plapperte nicht einfach Maskens Einschätzung nach, sondern war be m üht um eine eigene. Das bedeutete, dass Masken ihn zwar angeschleppt hatte, Jakob sich ihm jedoch nicht verpflichtet fühlte. Er war kein Aufpasser, der sie kontrollieren und Masken Bericht erstatten würde, sondern ein echter Lehrer. W arum n i cht?
    »Nun ? «, fragte Masken. » W as sagen Sie ? «
    »Dazuzulernen kann nicht schaden«, sagte sie. »Falls Herr Tiberius überhaupt bereit ist, je m anden zu unterrichten, der kei n erlei Vorbildung hat.«

»Na ja, so kann m an das wohl nicht sagen, wenn m an schon einen Film gedreht ha t «, sagte Jakob. »Ich habe Sie als Lady Madeline gesehen – für einen L aien ganz beachtlich. Sicher, wir m üssen an bestim m t en Ausdrucksfor m en Ihrer Gestik a r b eiten, auch an Ihr e r Betonung, falls Sie ein m al Theater spielen möchten. A t m ung, Tanz, Sprechen, Mi m i k … Aber das bekommen Sie schon hin. Und wenn nicht, nun, dann haben Sie es zu m i ndest versucht.«
    Jet z t war er ihr b e inahe eine Spur zu sachlich. Ein wenig eingeschnappt gestand sie sich ein, dass er Recht hatte.
    Jakob sah sie unver m indert an. »Sie drehen im Mo m ent wieder, nicht wahr ? «
    Sie hielt seinem Blick stand, und fragte sich, ob das schon Teil seiner ersten Le k tion war oder ob er tatsächlich in ihren Augen nach etwas suchte. Ein wa r m er Schauer rann ihr über den Rücken. »In Te m pelhof«, sagte sie nickend. » D ie Arbeiten im A t elier werden noch ein paar Wochen dauern, dann geht’s für zwei W o c hen nach draußen. Sollen wir so lange warten?«
    »Je früher wir anfangen, desto besser. W i e ist Ihre Planung für die Abende ? « Das klang, als spräche er über eine Verabredung, nicht über den Unterricht.
    »Die Dreharbeiten sind zie m lich anstrengend … eine Menge Gerenne und Gespringe und so weiter … aber ja, von m i r aus.«
    Er lächelte verständnisvoll. »Es muss ja nicht jeden Abend sein. Aber wir sollten so schnell wie möglich beginnen. S olche Dinge schiebt m an besser nicht hinaus.«
    »Ich habe auch an den Wochenenden Zeit.«
    »Dann die Abende und die W ochenenden.« Sein Grinsen war jetzt eb e nso breit wie gewinnend. »Einverstanden ? «
    »Sicher.«
    » W underbar.« Masken klatschte in die Hände, und es dauerte nur wenige Sekunden, da stand der Kellner schon neben ih m . »Ch a m pagner, bitte. Den besten.«
    »Gewiss, der Herr.«
    » W ir haben noch nicht darüb e r gesprochen, was S i e für den Unterricht bekom m e n«, sagte Chiara zu Jakob.
    Er nannte ihr einen Preis, be m erkte, dass sie schluckte, und lächelte m itfühlend. »Es gibt natürlich billigere Schauspiellehrer in Berlin, keine Frage.«
    » W enn Sie erlauben«, sagte Masken, »dann werde ich das überneh m en.«
    Chiara schüttelte den Kop f . »Kommt nicht infrage.« Masken kam i mmer noch für i h r e Suite im Adlon auf m it der Argu m e ntation, er w erde das Geld vom Erlös der Villa abziehen. Dabei war n o ch im m er kein Käufer für Julas Anwesen in Sicht. Chi a ra würde ni cht zulasse n , dass e r nun auch noch ihren Unterricht f i nanzierte. Im m erh i n hatte sie m i t ihrem ersten Film eigenes Geld verdient, und sie bekam noch einiges m ehr für ihre derzeitige Rolle.
    Als ahne er, was in ihr vorging, sagte er: »Ich habe nicht an ein Geschenk gedacht.«
    »So ? «
    »Ich m öchte Ihnen an b i eten, Sie fest u n ter Vertrag zu neh m en. S c hauen Sie m i ch nicht so erschrocken an. Das ist nichts U ngewöhnliches, das wi s sen Sie. Sa g en wir, für drei Fil m e?«
    Sie dachte an den Stapel von Rollenangeboten in ihrer Suite. Und sie üb e rlegte, was Jula an i h rer Stelle geantwortet hätte.
    »Nein, danke.«
    »Überlegen Sie es sich. Die großen Stars sind o f t fest bei  einer Fil m g e sellschaft unter Vertrag. W i r könnten ein paar interessante Geschichten für Sie erfinden.«
    Sie erinnerte

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