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Das zweite Gesicht

Titel: Das zweite Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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sich an Medusa. »Ich habe nicht vor, Zimme r m ädchen im Bo r dell zu spielen.«
    Gleich darauf bedauer t e sie die B e m erkung. Jakob grinste, aber Masken war s i chtlich vor den Kopf gestoßen.
    »Das war nicht die R o lle, die ich im Sinn hatte«, sagte er konsterniert.
    »Tut m i r Leid.« Sie versuchte, ihrer Sti mm e einen versöhnlicheren Klang zu geben. »Aber Sie wissen doch noch, weshalb ich nach Berlin gekommen bin, oder? Sicher n i cht, um berüh m t zu werden . «
    Masken sah sie ein paar Sekunden lang irritiert an, räusperte sich schließlich und stand auf. »Ich bin gleich wieder da.«
    Jakob wartete, bis Masken in Richtung der Toiletten verschwun d en war. »W arum sind Sie nach Berlin gekommen?«
    »Eigentlich nur, um m eine Schwester zu beerdigen«, sagte sie m i t einem leisen Seufzen. »Aber geblieben bin ich, um sie zu verstehen. Ich weiß nicht, ob irgendwer sonst das n achvollziehen kann. Ich wollte herausfinden, was sie bewegt und angetri e ben hat, wie sie zu der geworden ist, die alle hier kannten.«
    »Und dazu gehört es, die A r beiten an einem Film von innen zu erleben ? «
    »So ungefähr, ja.«
    »Davon hat m i r Herr Masken nichts erzählt.«
    »Nein, natürlich nicht. Er lässt mich als sei n e große Entdeckung feiern, aber ich bin nicht sicher, ob ich dieses Spiel m itspielen m öchte.«
    Er überlegte kurz, ohne sie aus den Augen zu lassen.
    »Haben Sie es denn herausgefunden?«
    » W as m einen Sie?«
    »Die W ahrheit über Ihre S c hwe s t e r. W i ssen Sie jet z t, wie es war, Jula Mondschein zu sein ? «
    Sie zögerte m it einer Antwort. Ob m it Absicht oder nicht, er hatte ihren wunden Punkt getroffen. Er be m erkte es, noch bevor sie etwas entgegnen konnte.
    »Tut m i r Leid«, sagte er ras c h, aber sie sah ihm an, dass er es nic h t e rnst m einte. Er wollte es wirklich wissen. Das Ausloten von Gefühlen gehörte zu seinem Beruf, aber sie war nicht sicher, ob sie sich hier schon auf seine Lektionen einlassen wollte.
    Andererseits m ochte sie ihn, ohne sagen zu können, was ihr eige n t lich an ihm gefiel. Vielleicht die Tatsache, dass er die Dinge beim N a m e n nannte.
    »Die W ahrheit ist«, sagte sie stockend, »dass ich nicht m ehr über Jula weiß als bei m einer Ankunft in der Stadt. Ich habe sie aus den Augen verloren … oder nein, nicht sie, m ein Ziel habe ich aus den Augen verloren. Ich habe m i r eingeredet, dass ich all d a s für Jula tue … irgendwie, zu m i ndest … Aber in W i rklichkeit hab ich es für m i ch getan.«
    »Nicht der schlechteste Grund.«
    »Ja, wenn m an es von vorne her e in darauf angelegt hat. Aber es ist nicht das, was ich wollte, verstehen Sie ? «
    »Und Rotkäppchen vergaß die warnenden Worte der  Mutter und kam vom Weg ab.«
    Sie nic k te, aber es fiel ihr schwer, sein Läc h eln zu erwidern.
    »Und verlief sich im dunklen W ald.«
    »Ist Masken der große, böse W o l f ? «
    Sie sah an Jakob vorbei zur Tür des Toilettentrakts, aber  Masken war noch n i cht zu sehen. Warum tue ich das?, dachte sie. Ich habe keine Angst vor ih m .
    » W ie m einen Sie da s ? «, fragte sie.
    Seine Offenheit war entwaffnend – und verunsichernd.
    »Glauben Sie, dass er auf irgendeine W eise für den Tod
    Ihrer Schw e ster v e ra n t wortlich ist?«
    »Ich werde m i ch hüten, solche Verdächtigungen …«
    »Sie denken, ich würde ihm d a von erzählen.« Zum ersten Mal hatte sie i h n aus d e r Reserve g elockt, s e i n e Enttäuschu n g zeich n ete sich in seinen Zügen ab. »Halten Sie m i ch wirklich für einen seiner Lakaien ? «
    »Ich kenne Sie nicht. Und er hat S i e m itgebrac h t.«
    »Und ich kenne Masken nicht – zu m i ndest nicht besonders gut. Ich m ag ihn nicht ein m al.«
    Sie unterdrückte ein S c h m un z eln, weil es ihr unangebracht erschien, auch wenn die Situation sie auf eine seltsam zu fassende W eise a m üsierte. Lag das an ih m ? » W ie ist er dann an Sie geraten ? «
    »Er hat von m i r gehört. Ich habe einen ganz guten  Na m en in der Branche.«
    Er untertrieb. Masken hätte i h r nic h t i r gendwen vorgeschlagen. So wie er sie im besten Hotel untergebracht und sie heute in eines der besten Restaurants eingeladen hatte, so würde er ihr nur den besten Schauspiellehrer anbieten.
    »Ihr Renom m ee sagt nichts darüber aus, wie offen ich vor Ihnen sein kann«, sagte sie.
    »Schauspieler sind vor nie m and e m offener als vor ihren Lehrern, das sollten Sie wissen. Sie werden vor m i r weinen und lachen und m

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