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Das zweite Gesicht

Titel: Das zweite Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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u m geb r acht hat.«
    »Sie haben eben gesagt, dass es ein Unfall war.«
    »Herrgott, wenn Sie ihn w i eder einstellen wollen, können Sie das ja tun, wenn Sie aus der Klinik kom m en. Ich habe an dem Ab e nd gehört, was passi er t i s t, habe Tiberius gesund heru m l aufen und Sie bewusstlos auf einer Trage liegen sehen … da können Sie m i r wohl kaum übel neh m en, d a ss ich wütend auf ihn war! Im m e r hin war es
    sein W agen, er hat am Steuer gesessen. Aber wenn Sie wieder m it ihm arbeiten wollen – bitte schön, d as ist Ihre Entscheidung.«
    Sie ließ ihren Kopf zurück ins Kissen fallen. Die Helligkeit war jetzt auf eine nor m ale Intensität gesunken, der Him m el vor dem Fenster war bewölkt. N a ch m ittag, ver m utete sie. Oder Morgen.
    » W o sind wir hier?«, fragte sie m ilder.
    »In ei n er P r ivatklinik, in der Nähe d es Zoos. Die wollt e n Sie in d i e C harité sc h affen, aber ich hielt es für besser, S i e hier unterzubringen. Die Ärzte haben m ehr Zeit für Sie, und die Presse …«
    »Hat keinen Zutritt « , f ü hrte sie den Satz m üde für ihn zu  Ende.
    »Ja.«
    Ein Gedan k e durc h zuc k te s i e un v e r m ittelt. » Ist Jula m al in dieser Klinik gewesen ? «
    » W ie kommen Sie darauf ? «
    » W ar Sie’ s ?«
    Er zögerte. »Ja.«
    » W egen der Drogen ? «
    »Auch deshalb.«
    » W aru m noch?«
    »Das ist doch jet z t nic h t …«
    » W aru m noch?«
    Masken seufzte. »Sie hatte Ge s chlec h tskra n kheite n . Verschiedene, und m ehr als ein m al.«
    »Ist das alles ? «
    »Sie hatten offenbar noch keine, sonst würden Sie das nicht so leicht neh m en.«
    »Hat Jula hier ein Kind bekommen?«
    Perplex starrte er sie an. »Zum Teuf el , nein!«
    »Hatte sie eine Abtreibung ? «
    »Nein«, sagte er energisch, »natürlich nicht! Wer hat  Ihnen denn diesen Sch w achsinn erzählt ? «
    Ein wenig hilflos wich sie sei n em Blick aus. Er kla n g ehrlich, und sie kam sich m it einem Mal sehr dumm vor.
    Es war an der Zeit, dieses ganze Jula- T heater zu beenden. Schluss da m it, ein für alle Mal. Sog a r ihr Leben hatte s i e d af ür au f s Spiel ges e tzt. Beim ersten Mal wä r e sie fast von den Männern der Kinderhändlerin umgebracht worden, und jetzt wäre sie beinahe bei einem Unfall u m gekommen. Diese d u m m e Seance hatte sie beide so durchei n an d er ge b rac h t, dass J akob sich nicht m ehr aufs Fahren konzentriert hatte und sie …
    Nein. So war es nicht gewesen. Es war anders gewesen, aber sie k o nnte sich b eim besten W illen nicht e r innern, wie es geschehen war.
    Im selben Mo m ent klopfte es, und ein junger Arzt trat ins Zim m er. Er trug einen weißen Kittel und hatte die langen, sch m alen Hände eines P i anisten. E r war sichtlich erfreut, dass sie wach war, und stellte sich ihr als Doktor Jensen vor. »Ich bin derjenige, der sie operiert hat«, sagte er.
    »Operiert ? « Ihr Blick suchte Masken. »Aber was …«
    »Keine Sorge«, sagte der Arzt beruhigend. »Es war keine g roße Sache. W i rklich nic h t.« Er lächelte. »Ich sehe schon, Sie glauben m i r nicht.«
    Chiaras H a nd tastete instink t iv über ihren Oberkörper. Sie fand die breite Bandage, die ihren Bauch bedeckte. Ihr Kreislauf sackte zu s am m en, m it einem Mal war ihr übel.
    »Ihre Bauc h decke war v erletz t «, erklärte Doktor Jensen.
    »Eine Glas s cherbe, v erm utlich. Sie hatten ein e n Schnitt,  ein kleines Stück unterhalb des Bauchnabels. Nicht allzu gefährlich, aber tief genug, um den Darm zu verletzen.«
    »O Gott«, flüsterte sie.
    »Das klingt viel schlimmer, als es ist. Vertrauen Sie mir. Wir haben es genäht, viel mehr war nicht nötig. In einer Woche werden Sie es nicht mal mehr spüren. Schlimmstenfalls behalten Sie eine winzige Narbe zurück.« Er sah, dass sich ihre Hände unter der Decke bewegten. »Und, bitte, berühren Sie die Wunde vorerst nicht.«
    Ihre Finger zuckten zurück, als hätte sie sich verbrannt. Doktor Jensen lächelte noch breiter. »Was Sie im Augenblick spüren, ist der Wundschmerz. Die Verletzung des Darms tut nicht weh. In ein paar Tagen ziehe ich die Fäden, und dann werden Sie bis auf ein Kribbeln und Ziehen dann und wann nichts mehr davon spüren. Der Schnitt ist kleiner als bei einer Blinddarmoperation.« Er wollte gehen, als ihm noch etwas einfiel. »Weil Sie doch Schauspielerin sind – die Narbe wird so schmal sein, dass sie überschminkt werden kann. Aber wahrscheinlich ist nicht mal das nötig. Glauben Sie mir, es ist alles in

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