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Das zweite Imperium der Menschheit

Das zweite Imperium der Menschheit

Titel: Das zweite Imperium der Menschheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns Kneifel
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hinkommen.
Maschinenraum!«
    Sofort bestätigte der Chefingenieur, dass er die Maschinen beschleunigte.
Der Avatar erschien in der Steuerkabine, rülpste diskret und besprach mit
Singh die anschließenden Manöver und Einzelheiten des Flugs. Wilcox
tippte die neuen Daten für die Manöver in den Computer. Sie warteten
ungeduldig und waren ratlos.
    »Wer war das?«, fragte der Erste. »Wer hat den Satelliten beraubt?«
    Singh bekam einen roten Kopf, biss sich auf die Lippen und wurde wieder bleich.
Nur Wilcoxon wusste, welch ohnmächtiger Zorn in seinem Chef tobte.
    »Wer kann das wohl sein, Wilcox? Du weißt es genauso wie ich! Das
ist der Mann, den ich seit drei Jahren durch den Raum verfolge und immer noch
nicht gefasst habe. Der Mann, der sich nicht scheut, einen Polizeisatelliten
auszurauben und dort, ich wette meinen Monatssold – sein verdammtes V hinterlassen
wird. Mein Vater!«
    »Ich fürchte es fast«, murmelte Wilcox betreten.
    Cravcic verließ die Kabine und begab sich drei Decks tiefer an seine Lasergeschütze.
Er wusste, dass es nach etwa dreißig Stunden zu einer Auseinandersetzung
kommen konnte und ging noch einmal die Leitungen nach. Dann fuhr er probeweise
die Geschütze aus, verschloss die Schotte und setzte die Anlage wieder
außer Betrieb. Er ging an den Kommunikator der GREYHOUND und meldete dem
Kommandanten, dass er jetzt schlafen würde, jederzeit aber geweckt werden
könnte.
    »In drei Minuten ist die Anlage feuerbereit. Richte bitte die Zeit knapp
ein. Ich möchte ausgeruht sein.«
    »In Ordnung, Crav. Lege dich in die Koje.«
    Das Schiff blieb in halber Feuerbereitschaft. Ungewisse Spannung hatte die Crew
ergriffen. Jeder Raumpolizist wusste von »Tiger« Singhs Jagd nach
dem Vater und wünschte dem Kommandanten alles Glück. Diesmal schien
es ernst zu werden – bisher hatte stets der Vorsprung den Piraten gerettet.
Aber da die GREYHOUND neue Lasersätze und bessere Anlagen eingebaut bekommen
hatte, war sie schneller, wendiger und tödlicher geworden. Raumanzüge
wurden aus den Schränken geholt, die Kunststoffpanzer nachgesehen und die
Kampfanzüge der Offiziere zurechtgelegt. Der Maat brachte die schwarzen
Schuppenpanzer in die Steuerkabine.
    Etwa im gleichen Verhältnis, wie das Gebiet, das sie kontrollierten, von
Völkern des Homo sapiens imperialis bewohnt wurde, von Eingeborenenstämmen
und anderen menschenähnlichen Planetariern, dienten Angehörige jener
Gruppen in der Polizei. Maat Assandoa, Ninivebewohner aus Babylon, trug im Ohr,
unter seinem blauen Haar eine Castorperle, ein seltenes, großes Stück.
Singh sah ihn lange an.
    »Sagt dir die Situation etwas?«, fragte er mit einer unverständlichen
Scheu. Assandoa nickte. Dann öffnete er die Augen, und während er
die Anzüge über die Stuhllehnen breitete, sagte er:
    »Diesmal ist es etwas anderes. Du wirst mit deinem Vater sprechen können,
aber ihn nicht fangen. Ein anderer wird es für dich besorgen. Frage mich
nicht, wer oder wie – ich weiß es nicht.«
    »Danke, Assandoa. Unten alles in Ordnung?«
    »Könnte nicht besser sein. Ich komme wieder, wenn ich mehr weiß.«
    »Fein. Bringe uns bitte noch etwas Kaffee.«
    »Ich werde es der Kombüse weitersagen«, versprach Assandoa.
    Er verschwand lautlos. Singh blickte ihm nach. Seine Augen ruhten noch auf der
weißen Stahlplatte des Schotts, als sie sich bereits wieder geschlossen
hatte.
    »Wenn ich nur wüsste, was er mir sagen wollte«, meinte Singh.
Wilcox legte ihm beruhigend die Hand auf den Arm und hob den Verschluss des
Raumpanzers an. Darunter schimmerte das dichte Gewebe aus Fäden, die achttausend
Grad Hitze aushielten. Die Schuppen darüber resorbierten die atomaren Strahlungen.
    »Warte noch. Alles wird sich klären. Die Zeit arbeitet immer für
uns. Es gibt außerdem noch eine große Beruhigung: Jede Rechnung
wird eines Tages bezahlt werden, auf welche Art auch immer. Wehe dem, der zu
viel Schulden hat.«
    »Dieser Trost ist schwach, aber immerhin akzeptabel«, entgegnete der
Kommandant. Sie warteten, während sich die stählerne Nadel des Polizeischiffs
weiter durch den Raum bohrte bis an die Stelle, wo sie aus dem Hyperraum herausschwingen
sollte. Es waren noch fünfundzwanzig Stunden.
    »Können wir den Speicher der Station schon abrufen?«, fragte
Wilcox.
    »Nein, noch nicht. Wenn wir nicht vorher Kontakt durch einen direkten Leitstrahl
aufgenommen haben – was

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