Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das zweite Imperium der Menschheit

Das zweite Imperium der Menschheit

Titel: Das zweite Imperium der Menschheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns Kneifel
Vom Netzwerk:
»Mein Vater konnte
sie verwirklichen. Am Tage füllt mich die Arbeit völlig aus. Nachts
beneide ich euch.«
    »Das kann ich verstehen«, pflichtete ihm Britt bei, »ich träume
nachts auch von Dingen, die tagsüber niemals zu verwirklichen sind.«
    »Und das wiederum ist das Prinzip des Daseins. Es ist scheinbar unverständlich,
aber sehr sinnvoll, wenn man es einmal herausgefunden hat. Menschen und andere
jungen Völker sind unruhig, unzufrieden und hungrig. Diese Impulse treiben
sie hinaus.«
    Shemnouk beendete seine Rede und rollte aus dem Raum. Hinter ihm schloss sich
die gläserne Tür. Ein großer Lift brachte sie von der dritten
Galerie auf den Boden der Halle. Vor ihnen glitt die Tür zur Seite. Kapitän
Baricad ging hinaus. Sie durchquerten die Halle und schritten zu den Hangars
der Imperiumsschiffe.
    Neben dem Kapitän hatte sich die Crew eingegliedert. Ganz links rollte
der weiße Ball von Rostrova Neun. Britt Gordon hatte zu dem riesigen Schotten,
der ihr Vater sein konnte, mit dem Instinkt der erwachsenen Frau rasche Zuneigung
gefasst. Er würde ihr helfen, wann immer sie etwas brauchte. Baricad aber
... Sie lächelte in Gedanken.
    Ein kleiner Gleiter näherte sich mit ausgeblendeten Scheinwerfern. Sein
Robot bremste ihn vor der Raumschiffsbesatzung ab. Die Plattform fuhr hydraulisch
herunter. Die Crew kletterte auf die Sitze. Shemnouk ließ sich nicht helfen
und war mit einem Satz oben. Der Gleiter ruckte sanft an. Baricad gab einen
knappen Befehl:
    »Hangar des Schiffes TUTMOSIS. Kennziffer dreisieben.«
    Über ihnen stand das glitzernde Band der äußeren Milchstraße.
Dort hatte das Imperium seine Wurzeln. Die Zweige streckte es gierig hinaus
in den Raum; und die Ableger waren die Außenkolonien.
    Sonderholm junior konnte sich gut vorstellen, was dort geschah. Er zerdrückte
seine Narkorette im Aschenbecher. Er hatte es manchmal gründlich satt.
     
    Louis Baricad stieg aus dem Gleiter und half Britt heraus. Als er ihre
Hand in der seinen spürte, hatte er den Eindruck, als träfe ihn ein
elektrischer Schlag. Er blickte ostentativ an der Krümmung der Raumschiffswandung
hinauf. Der Funkschlüssel in seiner Hand sendete sein Signal; die Schleuse
glitt auf, die Rampe schob sich hervor. Perera trug Shemnouk, von dem er wusste,
dass er im Notfall auch mittels rasch gebildeter Saugnäpfe sein geringes
Gewicht an jeder Wand hochziehen konnte.
    Die gesamte Einrichtung war nicht viel exotischer als in einem teuren Linienschiff.
Klein, vollautomatisch und gemütlich: Das war der Gesamteindruck. Jeder
von ihnen hatte eine geräumige Kajüte mit einem Holoschirm, der eine
halbe Wand einnahm. Eine halbe Stunde später, nachdem sie ihre persönlichen
Dinge verstaut hatten, trafen sie in der Steuerkabine zusammen. Baricad reichte
dem Avatar – einer vollbusigen, schlanken Pharaonin (»Ich bin Tutmosis’
Lieblingsschwester«) in phantastischer Kleidung und leise klirrendem Goldschmuck
das Kästchen und sah zu, wie der Datenträger in einem exotischen Pult
verschwand.
    Die Riesenholos zeigten den Ausblick auf die Gegend um den Raumhafen Mincolvs.
Louis stellte sich mit dem Rücken zu den Instrumenten auf, dann begann
er mit sorgfältig gewählten Worten seine kleine Rede. Mit schräg
gelegtem Kopf, das seidenschwarze Haar zu einer Phantasiefrisur aufgetürmt,
lauschte der Avatar.
    »Dieses ENIGMA-Schiff ist für sechs Monate lang unsere Heimat. Es
ist alles, was uns vor dieser lichtlosen Kälte draußen«, seine
Hand wies durch das Panoramafenster der Kajüte und erstarrte in der Bewegung,
»schützen wird. Bewaffnung und Feuererlaubnis stehen ab jetzt unter
der Verantwortung Pereras. Ich bitte, alles zu tun, was sich als notwendig erweisen
wird.
    Wir werden auf fremden Planeten vermutlich etwas finden, das wir nicht kennen.
Vielleicht finden wir auch nichts, aber das ist unwahrscheinlich. Bisher hat
man überall etwas entdeckt; ein Virus, eine Kultur oder ein Sternenvolk.
Denkt an das System Axarnea.«
    Assandoa unterbrach die Rede Baricads mit einer Handbewegung.
    »Du scheinst die schlimmste Möglichkeit einkalkulieren zu müssen?«,
fragte er. Baricad sah ihn ruhig an und sprach weiter. »Assandoa, es ist
immer besser, die den GAU oder das Worst-Case-Scenario ins Auge zu fassen. Besser
jedenfalls, als nachlässig in eine Falle hineinzurutschen. Ich habe weder
die Absicht noch den Wunsch, früher als

Weitere Kostenlose Bücher