Das zweite Imperium der Menschheit
notwendig zu sterben.«
»Du hast recht, Louis«, sagte Assandoa. Der Farbige zündete sich
eine schwarze Narkorette an. Baricads graue Augen musterten die Mitglieder der
Crew. Auf Britt Gordon verweilte der Blick länger.
»Ich hoffe, dass wir Erfolg haben werden. Wir sind aneinandergefesselt
auf Gedeih und Verderb. Bitte, richtet euch darauf ein. Wir starten in zehn
Minuten. Auf diesem Flug werde ich euch keine solche Rede mehr halten. Keine
Angst! Ich danke euch!«
Der Avatar verschwand. Der schmächtige, braungebrannte Perera zog seine
Handschuhe über die Finger. Er legte eine Hand an die Schläfe, drehte
sich auf dem Absatz um und verließ die Steuerkabine. Er ging, um die Geschütze
in seiner Kanzel zu überprüfen.
»Die lange Rede von dir sollte uns sagen, dass wir unbedingt den Notwendigkeiten
gehorchen müssen. Ist das richtig?« Der Rostrovier fragte in die Stille
hinein.
»Genau so ist es, Shemnouk«, entgegnete Baricad und drehte sich zu
seinen Instrumenten um. Dann brach heller Feuerschein aus den Triebwerksöffnungen
der TUTMOSIS und ließ ihre makellose Form aufleuchten. Schließlich
wuchs eine orangerote Flamme mit strahlend blauen Rändern aus Unterteil,
hob das Schiff und stieß es aufwärts in die Nacht. Der Feuerschweif
verschwand in einem Bogen in der Dunkelheit. Sie waren fort.
CHRONIST: Oliver Sevenaer XXXII.
CHRONIK DES II. IMPERIUMS
Robot-Handschriftliches Manuskript
zur Kosmologie (Entwicklung der Kolonialplaneten)
»Während der Entwicklung des Zweiten Imperiums hat sich herausgestellt,
dass aus einer Theorie faszinierende Wirklichkeit geworden ist: Jedes Leben,
jedes Sternenvolk oder jedes Reich schreitet in einer Kette von Zyklen vorwärts
– und auch aufwärts. Es ist genau auszurechnen, welche Entwicklung
einem jeden Stadium folgt. Nur ein Faktor ist nicht sofort klar: die Zeit. Wir
wissen daher nicht, wann Umschwünge in einer Entwicklung eintreten werden.
Aber jede Form wird nach einer gewissen Zeit von einer anderen abgelöst,
das ist sicher.«
15.
Die Holos zeigten nichts als Sterne und Nebel. Der Schotte hatte den Mechanismus
einer Robot-Schwebekamera – einer Fotodrohne – offen vor sich und
reparierte eine Verbindung. Auf einer Platte neben dem Werkzeug stand ein Glas
sehr alter Whisky. McConell blickte prüfend auf die Stelle, die er nachgesehen
hatte, dann schob er den Block aus Kondensatoren, Draht und Elektronenverzögerern
wieder zurück. Er schaltete kurz und sah, dass das Gerät funktionierte.
Er war allein in der Steuerkabine.
Nachdem er seine Arbeit beendet hatte, zündete er den Tabak in seiner Pfeife
an und nahm einen tiefen Schluck aus dem Glas. Dann betrachtete er das stellare
Panorama, das sich seinen Augen bot. Iron McConell war alt; fast achtzig Jahre.
Aber seine Zellen würden erst nach weiteren zweihundertzwanzig Jahren ihre
Spannkraft und Elastizität verlieren.
Er lächelte bei diesem Gedanken. Iron wusste, dass das Glück allein
von der Ruhe seines Herzens abhing und hatte sein Leben danach ausgerichtet.
Er hing weder an materiellen Gütern noch anderen Dingen. Nur Wissen, Erkenntnis
und Handeln bestimmten sein Dasein. Die TUTMOSIS näherte sich mit rasender
Fahrt ihrem Ziel. In drei Stunden würden die Wachen aufziehen und mit den
hochempfindlichen Gitterröhren das All absuchen. Die Sonne, ihr erstes
Ziel, wuchs von Stunde zu Stunde. Sie überstrahlte andere Lichtpunkte.
Er hörte, wie das Stahlschott aufglitt. Als er die leichten Schritte weicher
Mokassins vernahm, wusste er, dass es Britt war. Er hatte sie fast erwartet.
»Iron?«
Er lächelte sie an. Sie stellte sich vor ihn hin.
»Ich habe eine wichtige Frage an dich, Iron. Du magst mich doch?«,
sagte sie zögernd. McConell fasste sie am Handgelenk und zog sie zu sich
auf die Stuhllehne. Die Drohne stieg auf, schwebte zur Seite und hielt die Position
über einem Sessel.
»Natürlich. Hast du daran gezweifelt? Wenn ich etwas tun kann? Einen
Scotch?«, sagte er.
»Nein«, meinte sie trocken, »du bist es nicht, der etwas tun
sollte. Es ist jemand anderer.«
Der Techniker hüstelte verwirrt. Dann begriff er schlagartig.
»Närrische Vorsichtsmaßnahme des Imperiums!«, sagte er
verdrossen und schlug mit der Faust auf das Paneel. Das Whiskyglas begann zu
tanzen, die Pfeife fiel herunter. Britt fasste nach dem Glas, nahm einen Schluck
und stellte es wieder
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