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Das zweite Imperium der Menschheit

Das zweite Imperium der Menschheit

Titel: Das zweite Imperium der Menschheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns Kneifel
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Mitte getrennt, um die Senkrechte des
Behälters. Sarcec versuchte, die Anfangsrunen zu entziffern, hörte
aber sofort auf. Er schaffte es nicht ohne Bestimmungsbuch und elektronische
Hilfen, auch hätte es zu lange gedauert. Ein Skalpell blitzte in Garrys
Hand auf und zog einen raschen Schnitt durch die Dichtung aus vertrocknetem
Harz. Dann klappte der Archäologe vorsichtig den Deckel hoch. Die Männer
an seiner Seite sahen hinein.
    Das Pergament aus Tierhäuten roch nicht nur – es stank geradezu. Aber
niemand störte sich daran, als Garry ein archaisches Schreibzeug hervorholte.
Die Schreibflüssigkeit in einer getriebenen Metallschale mit Glasflussverzierungen
in intensivem Blau war noch sichtbar in Form einer schwarzen Rußschicht.
Die drei Stempel, mit deren Zeichen die vollständige Keilschrift der Sakkaraner
auskam, lagen auf den säuberlich geschnittenen und mit goldenen Nägeln
zusammengehefteten Bogen des Pergaments.
    Garry hob beides vorsichtig heraus. Stempel, Schale und Nägel würden
nicht zerfallen. Aber das Pergament war jetzt, der frischen Luft ausgesetzt,
in stärkstem Maß bedroht. Die Männer holten Kunststofffolien
und lösten vorsichtig die Nägel ab. Dann umhüllten sie die Blätter
mit der Folie, pressten sie behutsam an und verschweißten sie an den Rändern,
so dass die Blätter wieder luftdicht verpackt, aber die Zeichen durch den
Kunststoff lesbar blieben.
    Dann war die Kiste leer. Alle Dinge wurden hinter die Glaswand eines Schrankes
gestellt. Die Männer riefen hinüber zum Schiff. Man brachte ihnen
nach einer Viertelstunde das Essen, gut verpackt und in Einweggefäßen.
Kyler übergoss sie später mit Konservierungslack, mit dem die Robots
freigelegte Bilder und Friese bestäubten, und zündete sie an. Das
Plastikmaterial verbrannte, und der Rauch wallte um die Flachdächer der
fünf Baracken. Dann rüsteten sie die kleine Gewölbeexpedition
aus, die am Nachmittag gestartet werden sollte.
    Seit einigen Monaten war Clinton ungenießbar und erklärte jedem,
der nach Gründen fragte, dass er es satt habe und darauf wartete, dass
auf diesem Sandplaneten einmal etwas geschah, das man als Abwechslung bezeichnen
könne. Sie hatten damals noch nichts von Mordok gewusst, und die Geheimnisse
um das Ende der Kultur waren noch nicht in diesem Maße drückend geworden.
Jetzt hatte er, was er gesucht hatte!
    Abwechslung – es konnte sein, dass sie ausgesprochen tödlich war.
Das kennzeichnete die Gedanken, mit denen er sich auf seine Art herumschlug.
     
    Die verschiedenen Geräte lagen bereit. Es war Nachmittag, vier Uhr, als
Garry zur Gruppe stieß und sich umsah. Mark Sheroy hatte eine gefütterte
Jacke an, die ihn vor eventuell herunterstürzenden Trümmern schützen
konnte, einen Helm aus unzerbrechlichem Plastik auf dem Kopf und ein Sauerstoffgerät
auf der Brust. Dünne, griffige Nylonseile wanden sich um die Schultern
– er trug eine Energiewaffe am Gürtel. Die Hände steckten in
Lederhandschuhen, die bis zu den Ellenbogen reichten.
    Aston Kyler, der Imperiumsforscher, sah ähnlich aus. Er hatte auf die Jacke
verzichtet und trug stattdessen eine schwarzlederne Weste mit großen Taschen,
in denen sich Mikrokamera, Blitzgerät und Funkanlage befanden. Das Zweitgerät
stand unter einem Sonnensegel neben dem Tempel. Auf einem Feldstuhl hockte Wayman,
der Robotmechaniker, und drehte an den Abstimmungsknöpfen. Aston zählte
laut bis zehn und streifte sich seine Handschuhe über die Finger. Garry
nickte ihm zu.
    »Gehen wir?«
    »Von mir aus, sofort. Bist du klar?«
    »Völlig.«
    Garry trug die gleiche Kleidung wie der Imperiumsforscher. Nacheinander griffen
die Männer zu den Pickeln und ließen sich über den Rand der
aufgeklappten Schachtanlage in die Tiefe. Eine schmale Treppe begann unter dem
viereckigen Loch.
    »Der Empfang ist ausgezeichnet – bitte erzählt uns sofort, wenn
ihr etwas Besonderes erlebt.«
    Garry, der als letzter einstieg, winkte mit dem Pickel zu Doug zurück.
Dann waren sie verschwunden. Nur der Widerschein ihrer Gürtellampen geisterte
durch den Schacht, über den sich Andreatta gebeugt hatte. Er klopfte sich
Sand von den Hosen und ging zu Doug hinüber. Aus dem Lautsprecher erklang
das Geräusch der vorsichtigen Tritte der drei Forscher. Sand knirschte
in den hochempfindlichen Mikrophonen.
     
    Dunkelheit und absolute Stille hatten sie überfallen wie eine

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