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Das zweite Imperium der Menschheit

Das zweite Imperium der Menschheit

Titel: Das zweite Imperium der Menschheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns Kneifel
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Drohung,
und sie schwiegen. Die Lichtkegel glitten über die schwarzen Stufen eines
Basaltstreifens und wurden von den rauen Platten des Schiefers abgelöst.
Die Treppe war aus massivem Fels gearbeitet. In die Gänge waren Bilder
geschlagen worden – ein Semifries, das die Taten Mordoks schilderte. Aber
die Forscher warfen nur flüchtige Blicke darauf. In Schlangenlinien wand
sich die Treppe abwärts. Die Männer zählten die Stufen und waren
bald bei zweihundert angelangt. Jede Stufe war etwa dreißig Zentimeter
hoch. Immer noch war nichts zu sehen. Garry blieb stehen.
    Kyler gab einen kurzen Bericht nach oben durch; dann gingen sie weiter. Rechts
und links zogen sich die behauenen Wände zurück. Der Treppengang wurde
zu einer Art Rampe, die in einen größeren Raum hineinführte.
Die Lichter verloren sich in der Tiefe, als sich Sheroy vorbeugte und nach unten
leuchtete. Eine natürliche Halle nahm die Forscher auf. Ihre Schritte wurden
vorsichtiger. Garry konnte sehen, dass tief unter ihnen unförmige Dinge
standen. Hoch und mächtig, aber noch unkenntlich.
    Wieder blieben sie stehen und warteten, bis Kyler seinen neuen Bericht durchgegeben
hatte. Dann wandten sie sich weiter nach unten und versuchten, sich durch die
Ausmaße der Halle nicht von der Treppe ablenken zu lassen.
    Sie befanden sich nach kurzer Zeit noch zwanzig Meter über der Sohle der
Halle. Garry hatte die Spitze übernommen und tastete sich von Stufe zu
Stufe abwärts, während Sheroy und Kyler rechts und links um eine Stufe
zurückgeblieben waren. Kyler drehte sich um und sah die seltsame Apparatur
am Rande hinter der Brüstung. Sie hing an eisernen Verstrebungen, die man
in den Fels getrieben hatte, und war von unten durch eine metallene Leiter zugänglich.
Sein Fuß schnellte vor und traf den Sagittaner in den Rücken. Garry
strauchelte und fiel.
    »Achtung, Garry, bleib dicht über den Stufen. Vorsicht!«
    Gleichzeitig warf Kyler sich zurück und riss Sheroy mit sich. Sie fielen
hart auf die Steine. Garry sprang zur Seite. Seine Hände stützten
den fallenden Körper ab, und der Archäologe rollte geschickt von Stufe
zu Stufe abwärts. Dann hörten die Männer ein seltsames Schleifen.
    Ein Stakkato hallender Schläge folgte und erfüllte die Stille mit
Nerven zerreißendem Lärm. Aus Löchern, nicht größer
als eine halbe Handfläche, schossen blitzende Geschosse, die sich krachend
genau dort in ein Polster aus dicken Holzbohlen bohrten, wo noch vor einer Sekunde
Garry gestanden hatte. Es waren Speere mit geschliffenen Blättern, die
den Archäologen getötet hätten.
    Zwölf Speere zählte Viper, als er sich bleich und wortlos aufrichtete.
Nach Art einer ballistischen Anlage waren offensichtlich gespannte Eisenblätter
durch einen Hebel, der mit einer beweglichen Steinplatte als Tempelstufe gekoppelt
war, gelöst worden. Sie schossen die Speere durch ein Führungsrohr
quer über die Treppe. Jedes Wesen, das sich in ihrer Bahn befand, musste
getroffen werden. Eine halbe Sekunde Zeit, seine schnelle Reaktion und Kylers
zufälliger Blick hatten den drei Männern – gewiss aber mindestens
Garry – das Leben gerettet. Schaudernd sagte Viper: »Danke, Aston.«
    Aston nickte und sprach abgehackt durch das Mikrophon. Die Forscher in der Arena
hörten mit steigender Verwunderung von der Anlage, die nach sechshundert
Jahren immer noch in Betrieb war. Sie waren zusammengezuckt, als sie Kylers
Schrei gehört hatten, und machten Anstalten, zur Rettung der Freunde in
die Schwärze des Ganges nachzuspringen.
    »Es ist alles vorbei. Seht euch diese archaisch raffinierte Falle an! Wer
immer auf diese Stufe trat, war tot. Ob unser Fundskelett auch hier seine tödliche
Verwundung erlitt?«
    »Möglich. Wir werden es kaum erfahren.«
    Sie leuchteten mit ihren Lampen hinüber. Kyler machte schnell einige Aufnahmen.
Das Licht des Vakuumscheinwerfers blendete die Männer für einige Zeit,
dann sahen sie die Falle. Befestigt an der Felswand, führten zwölf
Rohre von dem Durchmesser eines Oberschenkels bis zu Öffnungen in der Brüstung
neben der Treppe. Dahinter waren die Metallfedern, die jetzt in Ruhestellung
lagen. Sie wurden durch eine stabförmige Sperre in ihrer gespannten Lage
gehalten; zwei Zuführungen verbanden lose Platten mit dem Auslösemechanismus.
    Zwei Stufen bildeten die Kontakte – von unten konnte niemand entfliehen,
von oben keiner

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