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Das zweite Imperium der Menschheit

Das zweite Imperium der Menschheit

Titel: Das zweite Imperium der Menschheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns Kneifel
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Eigenheit aller
Zellen. Sie bedeckten eine große Fläche jener Säule. Nur tausendfache
Vergrößerungen hätten sie sichtbar gemacht. Dann kommunizierten
sie auf ihre unheimliche Art.
    Vandar fasste einen Entschluss, den er schon seit Tagen erwogen hatte. Er würde
das erste Ereignis auslösen. Es musste ihm gelingen, den gesamten Planeten
lahm zu legen. Ein Zellverband erhielt einen Befehl. Die Zellen, die in der
Lage waren, durch die totale Zellkernkontrolle alles zu verwandeln, suchten
sich Nahrung. Sie fanden sie in Staub, Abfällen oder im Bodensatz kleiner
Tümpel. Sie fraßen, was sie erreichen konnten, und machten sich gleichzeitig
auf den Weg. Langsam bewirkten die Vorgänge innerhalb dieser paraplastischen
Zellwände, dass aus den einfachen Molekülen der Eiweißstoffe,
die sie gefressen hatten, kompliziertere Verbindungen erwuchsen.
    Der Weg näherte sich seinem Ende. Die gigantischen, hermetisch abgesperrten
Tanks der zentralen Wasserversorgung dieser Metropole lagen vor der lautlosen
Phalanx der herankriechenden Zellen; sie erreichten schließlich den Zaun,
der das Gelände absperrte, schlüpften ungehindert durch die Drahtmaschen.
    Es war unvermeidlich, dass einzelne Zellen in existenzielle Schwierigkeiten
gerieten. Sie wurden zertreten – was ihnen wenig ausmachte. Sie wurden
überfahren; wenn das Energiefeld eines Gleiters sie traf, wurden sie krank,
aber der unheimliche Vorgang ihrer Regenerationsfähigkeit ließ sie
wieder gesunden. Immer noch war fast eine Million dieser Zellen vorhanden; nun
waren sie am Rande der Becken. Feuchtes Dunkel hüllte sie ein. Auf diese
Weise gewannen sie die nötige Feuchtigkeit zur Herstellung ihrer seltsamen
Produkte. Dann fügten sie sich zusammen.
    Auf dem Rande der Becken saß Vandar in seiner ursprünglichen Gestalt.
Seine hellbraune Haut war von unzähligen Wassertröpfchen bedeckt.
Schwaches Licht ließ sie wie Perlen aufglänzen. Verschiedene Zellverbände
hatten Eiweißstoffe transformiert. Die Bausteine wurden in dem wunderbaren
Organismus des Androiden zusammengefügt, und was daraus entstand, war ein
völlig neues – Virus!
    Schließlich brachte die Osmose jene furchtbare Substanz in die Hand des
Androiden, von der aus sie durch die Haut des Handtellers drang. Dort tropfte
langsam etwas auf den glatten Wasserspiegel. Kleine Ringe bildeten sich konzentrisch
auf der Oberfläche des Riesentanks. Die Viren fielen durch die oberen Wasserschichten
hindurch, sanken langsam zu Boden und wurden von den Absaugrohren erfasst. Von
dort aus ging das Wasser in die Verteilerstationen. Als der Vorrat der Viren
erschöpft war, ließ das Tropfen nach. Vandar drehte sich um. Er war
durch den Verlust einiger tausend Zellen um Pfunde leichter geworden. Die großen
Augen durchforschten das Gebäude.
    Sekunden später stand der Androide in einem Büro vor einer großen
Karte. Keine Zehntelsekunde später sprang er wieder – diese unfassbar
kurze Zeit hatte ihm genügt, um die Karte fotografisch in seinem Hirn festzuhalten.
Auf dieser Riesenkarte befanden sich die eingezeichneten Standorte sämtlicher
Wasservorratsbehälter, über die Colstons Planet verfügte. Sie
stellten Bauten des Imperiums dar, also glichen sie einander in gewissen Einzelheiten.
Nur die Größe war verschieden. Bevor Vandar sprang, hatte er bereits
ein neues Ziel vor Augen gehabt.
    Er landete auf einer einsamen Straße, auf der sich nach einigen Sekunden
ein riesiger Lastzug näherte, der Frischfleisch geladen hatte. Vandar verschwand
im Innern der Ladung, und als er nach einigen Minuten wieder sprang, befand
er sich bereits in einem anderen Reservoir. Die Zeit hatte ihm genügt,
sich satt zu essen.
    Seine Zellen hatten ausreichend Eiweiß, um die einfache Struktur dieses
Stoffes in die komplizierten Muster des Virus zu transformieren. Sie begannen
unverzüglich mit ihrer Arbeit.
    Vier Tage verwandte der Androide darauf, ununterbrochen von einem Wassertank
zum anderen zu springen. Niemand beobachtete ihn dabei. Die Viren verteilten
sich gleichmäßig über den gesamten Planeten. In jeden Haushalt
kam Wasser, in jedem Haushalt waren die Viren zu finden. Und fast jeder Mensch
wurde angesteckt.
    Eine Krankheit breitete sich aus.
    Zusammen mit Capelt hatte sie Jorge Andreatta ›erfunden‹. Sie stellte
eine Zusammenfassung verschiedener Krankheitsbilder dar, im Resultat war sie
nichts anderes als

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