Das zweite Imperium der Menschheit
der Mann, der jetzt aus der Tür
seiner Unterkunft taumelte, kümmerte sich nicht um sie. Er hatte eine Energiewaffe
in der Hand, deren stählerner Lauf in dem kargen Licht schimmerte, das
aus der Schleuse des Schiffes kam und einen Balken gelblicher Helligkeit über
den rostigen Sand warf. Aston Kyler hatte seine Krankheit überwunden –
jedenfalls fühlte er sich so.
Kyler bot das Bild eines Menschen, der rettungslos am Ende ist. Er schien nicht
mehr fähig, einen klaren Gedanken zu fassen. Er hatte noch nicht die Hälfte
der Entfernung hinter sich gebracht, die ihn von der Rampe des Raumschiffs trennte,
da schien er sich auf etwas Wichtigeres zu besinnen. Er machte kehrt und ging
zurück.
Zuerst riss er die Tür Vipers auf, schaltete das Licht an und sah lange
in den Raum. Dies wiederholte er noch fünfmal, dann ging er endgültig
auf das Raumschiff zu. In der Stille war deutlich zu hören, wie der Sicherungshebel
der Waffe zurückschnappte. Kyler betrat die Rampe. Aus der Dunkelheit des
Rumpfes löste sich ein Schatten. Kyler hob die Waffe.
»Wer da?«, fragte jemand.
»Aston Kyler. Mann! Bring mich zum Kapitän und weck Doktor Vaugh auf.
Schnell ...«
»Kyler, bist du wahnsinnig! Ich denke, ihr seid infiziert und krank?«
»Ich bin gesund und am Ende meiner Kraft. Ich muss essen und mit Cutie
sprechen. Mich untersuchen lassen. Bring mich hoch.«
»Ich darf dich nicht hineinlassen, der Kapitän hat mir gesagt ...«
»Hole den Kapitän!«
»Warte hier.«
Hinter der Gestalt der Wache schloss sich das Schott. Gummi presste sich gegen
Stahl. Kyler wusste, dass er keinesfalls eindringen konnte. Er setzte sich müde
auf das Metall der Rampe. Sein Kopf fiel auf die Arme, die er um die Knie gelegt
hatte. Seine Rechte umfasste den Kolben der Waffe. Drei Minuten dauerte es,
bis Cutie vor ihm stand. Ein Tiefstrahler aktivierte sich. Cutie hob den Kopf
des Mannes an und blickte ihm lange in die Augen. Dann nickte er der Wache zu.
»Hilf mir, ihn hochzubringen.«
Sie griffen Kyler unter die Arme und trugen ihn mehr, als er selbst gehen konnte,
ins Krankenrevier. Dort hantierte Vaugh bereits an seinen Instrumenten. Seine
Augen waren übermüdet hinter dicken Kontaktlinsen. Keiner der Forscher
ahnte, welche Sorgen die Männer des Schiffes um sie ausgestanden hatten.
Endlose Debatten waren geführt worden, und Vaugh hatte in Büchern
nachgesehen – aber sie hatten nichts Vergleichbares gefunden.
Auch Cutie hatte kaum geschlafen. Jeden Moment war die Forscherstadt von zahlreichen
Augen bewacht worden. Die Sorge stieg mit jeder Stunde, in der die sieben Männer
schliefen. Nach einem halben Tag hätten sie nicht mehr gewartet und wären
in Atmosphärenschutzanzügen in die Schlafräume eingedrungen.
Vaugh, die Wache und Cutie erzählten Kyler die Einzelheiten, während
er sich entkleidete, um sich untersuchen zu lassen. Er hielt in der Hand eine
Tasse voll Kraftbrühe; weitere Speisen wurden gerade zubereitet. Auch Kaffee
gab es, dessen Duft die Zwischendecks durchzog.
Kyler sah aus, als wäre er um Haaresbreite verhungert. Seine Wangen, von
silbernen Stoppeln bedeckt, waren eingefallen, die Augen hatten sich in die
Höhlen zurückgezogen. Die Nase stach spitz aus dem wachsbleichen Gesicht.
»Mann, du hast ein Glück.«
Vaugh untersuchte gerade eine Blutprobe und einen Speichelabstrich.
»Ich würde sagen, du bist gesund. Sollten die Viren schädlich
gewesen sein, so haben deine Zellen genügend Abwehrgifte gebildet und sie
getötet. Wenn sie etwas verändert haben, dann nicht nach der negativen
Seite. Jedenfalls bist du nicht mehr direkt ansteckend. Man müsste das
Virus analysieren und aus der Blutbahn ausfällen, um jemand damit zu infizieren.
Hoffen wir, dass auch die anderen gut durchgekommen sind.«
Zwischen einem tiefen Schluck aus der Tasse, die er krampfhaft in beiden Händen
hielt, und dem Versuch, vor Erleichterung nicht schwach zu werden, brachte Kyler
nur einige Worte hervor:
»Ich habe eben zu ihnen hereingesehen – sie schlafen alle mehr oder
weniger ruhig. Bin ich gesund?«
»Etwas mitgenommen. Zwei Tage Ruhe machen aus dir wieder den alten Kyler.
Aber die nächste Woche – keine Narkopfeife.«
»Danke, Doktor. Aber jetzt möchte ich nur eines: Baden.«
»Nur zu; wir haben genug Energie. Aber nur eine Viertelstunde. Nicht länger.
Nachher gibt es Kaffee und einen langen Bericht, wenn du kannst. Los, wir
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