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Das zweite Imperium der Menschheit

Das zweite Imperium der Menschheit

Titel: Das zweite Imperium der Menschheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns Kneifel
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verloren, wie es kam, dass er weder Bestimmungsbuch noch Computer
brauchte, um Chi Sakkaras Keilschrift zu lesen. Die Informationen, die er seinem
Verstand vor Jahren vermittelt hatte und die sich während langer Zeit in
den Hintergrund hatten drängen lassen, waren nicht verloren, sondern nur
vergessen.
    Jetzt hatte sie jener unbegreifliche Prozess wieder aktiviert, und Dave las
die Schrift.
    »Dieses aber ist das Wort Mordoks, des Gütigen. Ich, Tileuser,
der Schreiber, der sitzt im Staub und lauschet auf das Wort des Herrn, es niederzuschreiben
und festzuhalten für Ewigkeiten. Ich schreibe, was die Güte des Gottes
meinen Ohren anvertraut und werde schreiben vom Anfang zum Ende ...«
    Dave goss den restlichen Inhalt des Glases in sich hinein und schüttelte
sich. Seine Kehle war von der Schärfe des Getränks fast empfindungslos
geworden. Er räusperte sich und drehte ein weiteres Blatt um. Bald würde
er schlafen können. Er dachte nicht daran, dass seine Kollegen in ihren
Kabinen lagen, in einem Schlaf, der sie nur durch eine hauchdünne Schicht
von dem Unwiderruflichen trennte – von Fieberschauern geschüttelt.
Er, Dave Mont Sarcec, hatte bis jetzt widerstehen können, aber er wusste,
dass auch seine Energien nicht unerschöpflich waren.
    »... als die Stadt gebaut wurde von Usserheddan, da fiel etwas aus dem Himmel und blieb lange versteckt. Es war dies eine Botschaft, dass derjenige,
der sie öffnete, klug werden sollte unter den Wesen Khorsabads. Und die
Sippe Mordoks öffnete die Kapsel, und es kam der Geist des Alls über
sie ...«
    »Zum Teufel, das ist nichts anderes als diese verdammte Kugel, von
deren Sorte auch eine über uns kam! Das sind reizende Aussichten. Sehen
wir weiter.«
    Auch den grimmigen, halblaut gebrummten Kommentar des Sprachforschers nahm das
Mikrofon auf. Das Multigerät speicherte die Worte.
    »... und der Geist der Sterne sprach aus Mordoks Sippe, als sie gegen
Usserheddan rüstete. Viele Katzen waren krank geworden, aber die Gesunden
waren vom Geist ergriffen. Der Geist sagte ihnen, dass sie nicht die einzigen
seien, die erleuchtet wurden. Mordok befahl mir, dies zu schreiben.«
    »Sie kannten schon den Begriff des Alls – weiß nicht, wer
ihnen die Zusammenhänge erklärt haben mochte. Kein Planetarium, keine
Sternwarte und keine Aufzeichnungen über diese Wissenschaften.«
    Dave brachte es noch fertig, den Recorder auszuschalten, die kostbare Schrift
wegzuschließen und die Blenden der Fenster aufzudrehen. Dann stolperte
er in sein Zimmer, warf sich über das Bett und schlief augenblicklich ein.
Über den Schmerz und das scheinbare Wachstum innerhalb seiner Hirnschale
hatte der hochprozentige Alkohol, der im Ploxatl enthalten war, gesiegt. Aber
das Fieber ließ sich nicht vertreiben.
     
    Die Roboter erinnerten sich an das, was Garry zu einem anderen Forscher gesagt
hatte. Das Potential, das die eingegangenen Befehle registriert hatte, baute
sich langsam ab, nachdem in der Stadt keinerlei Sand mehr zu finden war,
der weggeräumt werden konnte. Doug Wayman konnte die Robots abschalten
oder die Befehle löschen, aber er schlief und träumte. Der letzte
Befehl, oder die unsichere Anordnung, die in den Regelkreisen vorhanden war,
wurde aktiviert. Die Feldbahn verlegte die Schienen neu. Die metallenen Sklaven
begannen eine neue Arbeit. Sie setzten die Schürfmaschinen aus dem Schiff
ein und befreiten das einstige Bett des Flusses vom Sand.
    Vor der letzten Schlacht in Sakkara war der Fluss um die gesamte Stadt herumgeflossen.
Nur eine kleine Landzunge war stehen geblieben. Dort erhoben sich die dicken
Mauern des Stadttors mit der jetzt zerstörten Hängebrücke. Die
pflanzlichen Fasern, welche die Bohlenkonstruktion einst gehalten hatten, waren
zusammen mit der Brücke verfault und in das versandete Bett gestürzt.
Der Fluss lief jetzt einen Kilometer entfernt durch den Dschungel.
    Wieder summte der Motor der Feldbahn auf, Loren wurden beladen und entleert.
Immer mehr wurde der teilweise befestigte Kanal vom Sand befreit. Zweimal ging
die Sonne über den Bergen auf und versank hinter der Wüste, als sich
in dem verlassenen Viereck der Forscherstadt etwas zu regen begann. Die zweihundert
Robots aber arbeiteten weiter; sie hatten keine neuen Befehle erhalten.
     
    Der Nachtwind starb, die planetare Mitternacht kam näher. Die Sterne hatten
nichts von ihrem harten Glanz verloren, aber

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