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Das zweite Imperium der Menschheit

Das zweite Imperium der Menschheit

Titel: Das zweite Imperium der Menschheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns Kneifel
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die in dreidimensionaler Projektion durch das Hologramm
kroch.
    »Fast sechzigtausend Lichtjahre. Hauptrichtung ist das außergalaktische
System Mizar der nördlichen Hemisphäre. Der Planet ist einziger Begleiter
einer Sonne, die etwa dem Typ unseres Gestirns entspricht. Wir fliegen morgen
früh fünf Uhr mit der SANHERIB, einem Schiff, das mich schon einige
Male geflogen habe.«
    Beaufort zog den Schiffsplan zu sich herüber.
    »Was ist das für eine Mühle?« Das Schiff war geschaffen
für etwa zehn Mann ständige Besatzung, Kapitän und sechs Begleiter.
Ein Allroundschiff ENIGMAs, bewaffnet mit genügend Feuerkraft und ausgestattet
mit einem Schutzschirm, der Angriffe fast jeder Art absorbieren konnte. Es trug
eine Ladung von sechzig Kolonisten – alle im Kälteschlaf – und
außer einigen Amphibienfahrzeugen keinerlei maschinelle Ausrüstung
für die Kolonie. Die Energie, die es mitführte, reichte für unbekannte
Flugdauer; die längste registrierte Reise hatte 21 Jahre gedauert. Für
jeden war eine winzige Kajüte mit Bad vorhanden.
    »Wie sieht der Planet aus? Was für Attraktionen? Wie lange brauchen
wir?«, fragte Marco Theille kühl.
    »Capelt, das kann ich nicht auf den Tag genau sagen. Ich muss erst im Raum
sein, um das ausrechnen zu können. Aber mit rund vier Monaten können
wir rechnen. Zehn Tage Aufenthalt. Dieselbe Zeit für den Rückflug.
Falls nichts passiert.«
    »Hier, die Voruntersuchungen.« Er hielt den zweiten Chip in die Höhe.
»Wir werden sie vervollständigen müssen. Eine Woche haben wir
Zeit, um die Leute zu beobachten. Du wirst die Hauptarbeit haben, denke ich.«
    »Sicher. Dazu bin ich da. Ich werde einen schönen Bericht schreiben,
verlasst euch darauf.«
    Beaufort grinste und trank aus. Als er sein Glas zurückstellte, schnippte
er Capelt eine Nicorette zu. »Die Eule hört’ ich schrein und Heimchen
zirpen – Macbeth. Wann werden Psychologen endlich aufhören, so gewaltig
aufzuschneiden?«
    »Wenn das Material ihrer klugen Betrachtungen keinen Anlass zur Kritik
mehr gibt.«
    »Freunde, seid bitte friedlich. Wie kommen wir morgen zum Schiff?«,
sagte Jean und glitt von ihrem Hocker. Hinter ihr quoll ein Koffer über.
Er enthielt Bücher, Kleidungsstücke und ein bioelektronisches Vergrößerungsgerät,
das ein Vermögen gekostet hatte. Sie schob es gleichgültig zur Seite
und warf noch ein archaisches Buch auf den Stapel, das sie aus einem Regal herausgezogen
hatte. Auf Beaufort machte sie mehr denn je den Eindruck einer höchst talentierten
Schauspielerin, die eine Rolle spielte, die zwischen Chaotin und äußerster
Begabung und Wissenschaftlichkeit changierte.
    »Serai soll uns mit seiner Luftkutsche abholen und, wenn möglich,
in der Nähe der SANHERIB absetzen. Geht das, Serai?«
    »Natürlich. Gebt ihr mir eure aktuellen Adressen?«
    Sie gaben ihm ihre Karten und gingen kurz die einzelnen Punkte der Order durch,
merkten sich, was für den einzelnen von Wichtigkeit war, lasen ihre Bemerkungen
in den Text der enigmakompatiblen Datei ein und schalteten das Holo ab. Cerac
nahm den Chip an sich. Die Männer schüttelten dem Jean die Hand und
schärften ihr ein, pünktlich zu sein. Jean versprach es und entließ
ihre Gäste. Der Schrauber Serais sprang an, wirbelte in die Höhe und
jagte davon, den Wohnungen der einzelnen Wissenschaftler entgegen. Nacheinander
setzte Serai seine Kameraden ab und flog zurück zum Hause Ceracs, um dessen
Gepäck zu holen. Der Kapitän wollte jetzt schon an Bord und sich mit
Schiff und Mannschaft bekannt machen. Draußen begann die Sonne des Planeten
Erde zu sinken.
     
    Cerac Gillard nahm das Schiff in Besitz. Er verstaute seinen Sack in einem Spind,
stellte sich den Crewmitgliedern vor und inspizierte die Zentrale und rief den
Avatar des Schiffes; seit Oliver Darius Sevenaers erstem Flug hatte sich diese
Bezeichnungen für den »Geist und Verstand« der Schiffseinheiten
durchgesetzt.
    Logischerweise erschien das perfekte Hologramm Sanheribs in der idealisierten
Gestalt und Kleidung eines hoch gewachsenen, hellbraunhäutigen ägyptischen
Herrschers.
     
    Einschub: Seit der Rückkehr der riesigen ENIGMA und der Erkenntnis,
das die Kugel Hunderte kleinerer Raumschiffe enthielt, kannte zumindest jeder
Terraner, der sich ernsthaft für Astronomie und Raumfahrt interessierte,
den ersten, grundlegenden Bericht der Sevenaer-Crew, im Staunen der schier

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