Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das zweite Imperium der Menschheit

Das zweite Imperium der Menschheit

Titel: Das zweite Imperium der Menschheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns Kneifel
Vom Netzwerk:
MEINEM ZORN UND MÄCHTIG IN MEINER HERRLICHKEIT
– ICH, AXAR, DER SCHWARZE GÖTZE.
     
    Der Augenblick, in dem ein Mann findet, wonach er sein Leben lang gesucht hat,
besitzt für ihn etwas, das mehr als der höchste Triumph bedeutet.
Vor Guy Aidon lag der Würfel. Er strahlte grünliches Licht
aus, wie es nur eine plastische Phasenphotographie hatte, und besaß etwa
fünfzehn Zentimeter Kantenlänge. Die Art seines Geheimnisses war bedeutender
als alles, was Aidon bisher in seinem Leben gefunden hatte. Guy Aidon vergaß
seine unfreundliche Umgebung. Draußen heulte ein unbarmherziger Sturm
über die glatt gefegte Platte, auf der sich Ninive Babylon erhob. Der Planet
Everest war an dieser Stelle zu dieser Jahreszeit mörderisch. Der Sturm
kam vom Pol und trug Milliarden feiner, spitzer Eisnadeln mit sich, die er hinter
jedem Gebäude und Schuppen abwarf. Die Eiskörner blendeten die Menschen,
die sich hinauswagten in dieses Inferno. Sie bedeckten die erstarrten Körper
des Verunglückten. Nichts, das größer war als zwei Meter und
weniger wog als zwei Zentner, konnte sich in diesen Nächten behaupten.
    Aidon sah lange ins Binokular, dann hob er den Kopf, blickte hinaus in die weiße
Steppe und schauderte. Hinter einem der Eruptivblöcke, die schwarz in die
sturmdurchtobte Dunkelheit ragten, wuchs eine breite Düne aus Schnee. Langsam
schob sich eine nervöse, muskulöse Hand auf eine Sessellehne und verharrte.
Aidon zuckte unmerklich zusammen und stieß hervor:
    »Wo fandest du den Würfel?« Ein Ledergurt voll schimmernder Lasermagazine
zog sich wie ein archaisches Schmuckstück über die Jacke des Pelzjägers
aus Kunststofffasern. Sie war warm, aber schmutzig. Boy Nikolayew blinzelte
gegen die starke Laborlampe und antwortete müde:
    »Kennst du das Ufer des Workutisees?«
    Die Stimme war tief und heiser. Nikolayew kam aus den kalten Wäldern der
großen Seenplatte – er hatte sein Kanu mit Makipelzen vollgeladen
gehabt.
    »Nicht sehr genau, Boy«, sagte Aidon.
    »Ich zeig’s dir auf der Karte. Ich jagte dort vor einem Monat. Ich will
gerade meinen Schlafsack zuziehen, da hör ich aus einer Lichtung ein unregelmäßiges
Brumm. Ich denk zuerst an ein Rowler, dann seh ich im Licht vom Scheinwerf,
dass es keiner is. Ich geh zum Geräusch und find eine ausgebrannte Raum
... notsonde. Ich zerschneid sie mit Laser und öffne. Raketensätze
ausgebrannt, Metallhülse eingebeult. Der Würfel liegt drin, eine Positionskarte
und ein kurzes Band. Hier liegt anderer Kram. Außer dir weiß keiner
vom Fund. Ich bin nicht Freund der terranischen Behörden. Das ist alles.«
    Der zitternde Zeigefinger wies auf die Kante des Labortisches. Dort lagen eine
Bandkassette und ein Kunststoffstreifen, in den winzige Löcher eingestanzt
waren. Aidon zog ihn zu sich heran.
    »Der Name?«
    Er las den eingeätzten Schiffsnamen laut vor. ZWEITES IMPERIUM – SUCHSCHIFF
ECHNATON.
    »Das«, sagte er müde, »dürfte sich schon erledigt haben.
Vor zwei Wochen sagte der Imperiumsfunk durch, dass ein Polizeischiff unter
Leitung des jungen Singh Vetura die ECHNATON aufgebracht hätte – zerschossen,
leer und ausgeraubt. Eine Post-ENIGMA-Konstruktion. Sie trieb vor Everest im
Raum. Es hat kaum jemand überleben können.«
    Nikolayew nickte gedankenschwer. Er wusste von den Piraten, die den Raum zwischen
der Grenzkugel des Zweiten Imperiums und den Außenkolonien unsicher machten.
Aber unbekannt war ihm, dass sie sich bis in die Nähe der Gruppenkonstellation
von Sagittasternen wagten.
    »Und was weiter?«, fragte er.
    Boy war groß und hager. Aus seinen Zügen sprach die raue, aber anständige
Wildheit, die sein Beruf verlangte. Männer, die sich jahrelang mit der
wütenden Natur Everests auseinandersetzen mussten, wurden sehr reich –
wenn sie lange genug lebten. Makipelze waren teuer und selten.
    »Ich werde den Würfel untersuchen, die Bilder spektroanalysieren und
versuchen, daraus festzustellen, wo diese Sonne Axarnea liegt. Dann kann
ich das Band abhören. Jedenfalls erhältst du sofort Nachricht, sobald
ich etwas herausgefunden habe. Du bist vermutlich auf dieselbe Sache gestoßen,
die der 29. Expedition Garry Vipers das Ende brachte. Das muss jeden sofort
zur Suche anregen – jedenfalls bin ich auf der Spur!«
    Nikolayew sah Aidon scharf an und beugte sich vor.
    »Du hast Feuer gefang’, nicht?«, sagte er gierig. Guy zuckte müde
mit den

Weitere Kostenlose Bücher