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Das zweite Imperium der Menschheit

Das zweite Imperium der Menschheit

Titel: Das zweite Imperium der Menschheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns Kneifel
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Planeten,
die in irgendeiner Form gegen die Sitten oder die Macht der Priester Widerstand
geleistet hatten, wurden zu rituellen Opfern gemacht. Der stumme Ausdruck der
gequälten Gesichter bewegte sich nahe an der Grenze menschlichen Fassungsvermögens
– der Betrachter musste sich fröstelnd abwenden. Die hunderterlei
Symbole menschlicher Qual hätten ihn überwältigt. Es gab ungefähr
hundert Pfeiler.
    Vor der Statue befand sich ein flacher Steinblock. In seine Vorderseite waren
Zeichen eingegraben worden, nur einem Fachmann verständlich – einem,
der das Material der letzten Expedition Vipers sehen konnte, ehe es für
immer verschwand. Es hatte Schriften und Bilder der Kultur des Systems Axarnea
gegeben – aber sie verschwanden drei Jahre nach dem Tag, an dem Garry Viper
und die Männer starben, die ihn begleitet hatten; die letzten Daten und
Hinweise. Niemand konnte sich erinnern, in welcher Sektion des Raumes die Sonne
ihre Bahn zog.
    Aber die Bedeutung dieser Schrift kannte man. Viper hatte sie entschlüsselt
und war mit diesen Kenntnissen nach Terra Center zurückgekehrt. Dort starb
er. Hatte Aidon Axarnea wiederentdeckt?
    Die Schrift des Steines:
    Ich bin der schwarze Götze. Ich bin Axar!
    Mein Reich: Acht Planeten und eine Sonne. Mir gehört, was auf diesen
Welten lebt, wächst und gefunden wird. Meine Macht ist gewaltig; wer durch
mein Auge sehen kann, erkennt den Ursprung aller Dinge. Die heiligen Haine und
die Priester sind mein und erfüllen meinen Willen. Ich bin fürchterlich
in meinem Zorn und mächtig in meiner Herrlichkeit. Ich, Axar,
der schwarze Götze.
    Der Bericht des plastischen Kubus schloss mit dieser Inschrift.
    »Verdammt«, sagte Guy leise und schaltete den Projektor aus, »das
ist meine einzige Chance. Ich muss diese Sonne finden und von dort auf den verlorenen
Planeten gelangen.«
    Aidon wusste, dass er nicht mehr anders reagieren konnte. Eine ungewisse Stimmung
hatte ihn ergriffen. Sie würde ihn erst verlassen, wenn er vor dem Abbild
des schwarzen Götzen stand. Nikolayew war verschwunden; er wollte ihm Männer
bringen. Guy runzelte die Stirn. Er konnte sich genau vorstellen, wer sich in
den nächsten Tagen versammeln würde. Männer, die gleich ihm diesseits
der Grenze des Kriminellen lebten, gehalten nur durch die Möglichkeit,
rasch Geld zu verdienen, um nicht straffällig zu werden.
    Everest war eine Außenhandelskolonie des Zweiten Imperiums. Der Planet
befand sich in den Sternen des Sagittarius, kalt und weit vom Herzen der Kugel
entfernt Das Untersystem war Ninive – Sagitta hieß der Raumbezirk.
Diese Außensiedlung, die von dem unbarmherzigen, heulenden Sturm umfegt
wurde, nannte sich Babylon. Nur die blauhäutigen, achtfingrigen Einwohner
des Planeten fühlten sich bei diesem Herbstwetter in der Lage, ihren Geschäften
nachzugehen. Aidon fröstelte und machte sich an die Arbeit:
    Er spektroanalysierte die Landschaft, die der Würfel wiedergab.
    Er versuchte festzustellen, welche Art von Licht die unbekannte Sonne Axarneas
ausstrahlte. Er testete die spiegelnden Flächen der Gebäude, den durchglühten
Hain und die Reflexionen der Steinquader. Dann verglich er die Spektren und
sondierte die Angströmeinheiten. Neben ihm schnurrte und knisterte sein
Computer.
    Endlich ruckte die Tastatur nach links, tippte die Zeichen des Abschlusses und
schwieg. Aidon riss das Blatt herunter und sah die Zahlen aufmerksam durch.
Der Computer hatte nichts verweigert und alle Informationen richtig und logisch
verarbeitet. Aidon holte seinen Sternatlas und schlug die Doppelseite des Hertzsprung-Russell-Diagramms
auf. In einem dicken Anhang befanden sich die Daten der Sonnen. Aidon stellte
die genauen Fakten fest – Helligkeitsklasse, Art des Spektrums, Oberflächentemperatur
– und fand nach stundenlangem Suchen endlich vier verschiedene Ziele, die
innerhalb des Aktionsradius eines Suchschiffs vom Typ ECHNATON lagen.
    Er notierte aufgeregt die Koordinaten. Jetzt musste er noch das Band des zerstörten
Raumschiffs abhören. Das Schiff ECHNATON gab zu Protokoll: Sie waren auf
einer ihrer letzten Fahrten auf die Kultur gestoßen, die vor dreißig
Jahren Garry Viper gefunden und wieder vergessen hatte. Es war reiner Zufall,
denn auch sie wussten die Daten nicht mehr. Sie entdeckten auf einem der acht
Planeten einen Tempel, daneben eine gewaltige maschinelle Anlage, die sie nicht

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