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Das zweite Imperium der Menschheit

Das zweite Imperium der Menschheit

Titel: Das zweite Imperium der Menschheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns Kneifel
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identifizieren konnten. Sie mutmaßten, dass es sich um ein Glied einer
systemweiten Transmitteranlage handeln konnte und begnügten sich damit,
zu fotografieren und die Koordinaten festzustellen. Dieser Planet hieß
Dorian ... Damit brach der Bericht ab.
    Aidon hörte das Band dreimal ab. Schließlich waren die Informationsmöglichkeiten
erschöpft. Er schaltete das Magnetofon ab. Seine Augen schmerzten. Als
die Sonne sich über die weiß polierte Fläche des Siedlungsplatzes
schob und die ersten Schatten warf, schaltete Aidon das Laborlicht aus und warf
sich auf sein Bett. Es war sein letzter, ruhiger Schlaf für viele Wochen.
     
    Aidon saß vor seinem Arbeitstisch und sah misstrauisch auf die sieben
Männer vor ihm. Vor Guy lagen der grün schimmernde Glaskubus, das
Tonband und seine Karte mit den Koordinaten für das Steuergerät seines
Raumschiffs. Nikolayew hatte seine Pelzjacke ausgezogen und hantierte an dem
Verschluss einer Reisetasche herum. Die anderen Männer waren neu in diesem
Raum.
    Cassian. Sonst nichts – einfach Cassian, der Spieler.
    Er hatte eine erfolgreiche Karriere als Steuermann in der Raumgarde hinter sich.
Bis sie ihn eines Tages hinauswarfen. Er hatte mit den Männern des Schiffes
babylonisches Poker gespielt. Der Trick bei diesem Spiel war, dass man sein
Vermögen nicht plötzlich verlor, sondern mit einer schleichenden,
aber tödlichen Konsequenz. Cassian hatte jegliche Möglichkeit überzogen,
die Schulden jemals zu begleichen. Seit vier Jahren trieb er sich auf Everest
herum und suchte Gelegenheitsarbeiten. Dieser Job würde ihn reich machen,
dachte er.
    »Auf diesem Schiff, Cassian, wird keiner dieser Männer mit dir pokern,
ist das klar?«, erklärte Guy Aidon finster.
    »Wer sagt das?«, fragte der Steuermann mürrisch. Sein rostrotes
Haar und seine roten Augen passten nicht zu dem schmächtigen, zähen
Körper. Cassian war Phekdaner, Angehöriger einer Rasse, die für
ihre plötzlichen Ausbrüche berüchtigt war. Aidon schnappte:
    »Ich sage es! Da mir die SEARCHER gehört, ich den Treibstoff kaufe
und unseren Ausflug finanziere, werde ich mir vorbehalten, diesen auch zu leiten. Ich sage es.«
    Das war der alte Aidon. Die Härte, die ihn vor vielen Jahren ausgezeichnet
hatte, war noch nicht ganz verschwunden.
    »In Ordnung«, sagte Cassian trocken. Er studierte die Phasenkarte,
die Aidon gezeichnet hatte. Sie würde morgen früh in der Dunkelkammer
des Ortega II-Geräts stecken und den Kurs bestimmen.
    Dor Amakron war unbestreitbar die interessanteste Figur dieser merkwürdigen
Gruppe. Er war Eingeborener Babylons. Sein Volk begann auszusterben, als der
Homo sapiens imperialis auf Everest siedelte. Er besaß die blaue Haut
der Babylonier. Seine Hände hatten je acht Finger, die in empfindliche
Saugnäpfe ausliefen. Das, was bei ihm menschlichem Haar entsprach, war
lang, ebenfalls blau und am Hinterkopf durch einen Knoten zusammengehalten.
Er war zwei Meter groß und hatte die Arme mit den gewaltigen Muskeln auf
dem Rücken verschränkt. Seine großen, weit auseinander stehenden
Augen ruhten amüsiert auf seinen menschlichen Partnern.
    Er konnte jetzt schon vorher sagen, wie der Flug verlaufen würde. Er kannte
das Ziel, obwohl weder Nikolayew noch Aidon es mit einer Silbe erwähnt
hatten. Aber er sagte dies alles nicht.
    Der Comaer Will Pascal war stark und ausdauernd, was seine gedrungene Gestalt
zu beweisen schien. Dies war sein einziger Vorzug. Er konnte seine Kraft nicht
mit der Präzision eines gut funktionierenden Gehirns kompensieren. Daher
würde er Zeit seines Lebens das bleiben, was er mit vierzig Imperiumsjahren
war: ein kräftiger, gesunder Comaer. Er trank gern, schwieg lange und kannte
kein anderes Vergnügen, als zu sparen. Für ihn war Besitz der einzige
Wert. Sein kahler Kopf befand sich neben dem rassigen, klugen Schädel des
Zauberers.
    The Wizard. So wurde der fünfte der hungrigen Gruppe genannt. Seinen
wirklichen Namen wussten nur er und ein kleiner Personenkreis von Sicherheitsbeamten
des Imperiums. Er war dafür bekannt, dass sich seine Beziehungen von einem
bis zum anderen Ende des Riesenreichs erstreckten. Er war der Mann, der dieser
Expedition die Waffen und Ausrüstungen beschafft hatte. Alles, was es zu
kaufen gab, konnte man über ihn erhalten.
    Sein Vermögen wurde als hoch eingeschätzt. Dass er sich dieser Expedition
anschloss, schien reine

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