Das Zweite Imperium
überraschter war, ließ sich nicht sagen; beide hatten sich für unschlagbar gehalten. Als der Premierminister jetzt feststellen mußte, daß er einem äußerst gefährlichen Feind gegenüberstand, versuchte er sich mit dem Ersten Herrscher von Eddore in Verbindung zu setzen. Doch die Verbindung war blockiert!
Er befahl den diensthabenden Offizieren, ihren Tyrannen niederzustrahlen, doch er mußte seine Kräfte derart auf den eigentlichen Kampf konzentrieren, daß sie für die Kontrolle eines Außenseiters nicht mehr reichten. Außerdem waren die Außenseiter bald nicht mehr in der geeigneten Verfassung, Befehle von ihm entgegenzunehmen.
Denn die Impulse und Gegenimpulse des gigantischen Duells, die geistigen Pfeile, die von den Gedankenschilden der Kämpfenden abprallten, hatten eine verhängnisvolle Wirkung auf die Nervensysteme der Anwesenden. Hinzu kam der lähmende Einfluß der schimmernden Lens, die so plötzlich am Handgelenk des Tyrannen erschienen war. Der schlimmste Schock stand sogar noch aus, denn der Premierminister mußte angesichts des sich ständig steigernden Kampfes seine letzten Energiereserven mobilisieren und konnte sich um Nebensächlichkeiten nicht mehr kümmern. Seine menschliche Gestalt verschwand vor den Augen der diensthabenden Offiziere und enthüllte seine eigentliche Form. Und Fosstens Behauptung, daß dieser Anblick einen Menschen wahnsinnig machen konnte, war durchaus nicht übertrieben.
Und immer heller erstrahlte die Lens, immer intensiver wandte sich Kinnison unter Aufbietung seiner gewaltigen Willenskraft gegen den Angriff des Zwilniks. Es war der wichtigste und schwerste Kampf seines bisherigen Lebens – ein Kampf, der Äther und Sub-Äther gleichermaßen zum Kochen brachte. Die Männer im Kontrollraum rührten sich nicht mehr, und der Tod breitete sich langsam in dem riesigen Schiff aus.
Entschlossen verstärkte der Freie Lens-Träger die Intensität seines Angriffs, und seine Lens erfüllte den Raum mit ihrem vielfarbigen Schimmer. Er wußte nicht, wie er es schließlich schaffte und ahnte auch nicht, daß er in seinem Bemühen nicht allein war. Es schien ihm, als ob die Lens in diesem Augenblick höchster Beanspruchung zusätzliche Energien aus einem unbekannten Kontinuum bezog. Jedenfalls gelang es ihm schließlich, die Verteidigung des Ungeheuers ins Wanken zu bringen.
Und langsam erstand vor Kinnison das Bild eines – eines
Gehirns!
Das Gebilde verfügte über eine Art Körper, der ausschließlich dafür bestimmt schien, den gigantischen Schädel zu stützen. Es hatte Glieder und sonstige Organe – aber in erster Linie war das Wesen ein Gehirn.
Kinnison wußte sofort, daß er einen Arisier vor sich hatte. Diese Tatsache hätte ihm normalerweise den Atem geraubt doch er war im Augenblick viel zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt, um sich durch äußere Umstände ablenken zu lassen.
Langsam rückte er vor, streckte die Hände aus und begann links und rechts auf den Kopf des Monstrums einzuschlagen, das von den Hieben hin und her geworfen wurde.
Er versuchte das Ungeheuer nicht zu verletzen; zu leicht konnte seine Hand durch die dünne Schädeldecke brechen und einen nicht wiedergutzumachenden Schaden anrichten. Er war mit seinem geheimnisvollen Gegner noch nicht fertig, denn er brauchte wieder einmal Informationen.
Er wußte, daß er die Kontrolle über seinen Körper verlieren würde, wenn er jetzt von seinem Gegner abließ, und er beabsichtigte das Wesen so nachhaltig außer Gefecht zu setzen, daß er sich einige Stunden lang gefahrlos ausruhen konnte.
Und dann war der Kampf zu Ende. Kinnison wurde zwar nicht bewußtlos, mußte sich jedoch setzen. Sein überanstrengtes Gehirn brauchte dringend Ruhe.
Und während die beiden gigantischen Flotten aufeinandertrafen, hing Boskones Flaggschiff bewegungslos im All. Seine Mannschaft bestand aus fünfzehnhundert Toten, einem bewußtlosen Gehirn und einem äußerst erschöpften Lens-Träger.
21
Obwohl Boskones Flotte, wie bereits gesagt wurde, eine enorme Größe erreichte, war sie den Einheiten der Patrouille unterlegen. Zwar hatte es Kinnison vermieden, falsche Lehrsätze oder ungeschickte Manöver in seinen Trainingsplan aufzunehmen, aber er hatte natürlich nicht sein gesamtes Wissen preisgegeben, was besonders für das Kommandosystem zutraf.
Haynes hatte zusätzlich noch den Vorteil, über Zahl, Zusammensetzung, Kurs und Geschwindigkeit der anfliegenden Flotteneinheiten unterrichtet zu sein. Außerdem stand
Weitere Kostenlose Bücher