Das Zweite Imperium
anderen entfernten Planeten, sondern hatte sein Hauptquartier direkt auf der Erde.
Kinnison sah sich jedoch außerstande, den geheimnisvollen Unbekannten aufzuspüren. Er bekam ihn einfach nicht zu Gesicht. Auch vermochte er keine einzige Person ausfindig zu machen, die den Mann jemals gesehen hatte oder etwas Genaueres über ihn wußte. Diese Feststellungen verstärkten natürlich sein Interesse. Der Gesuchte mußte nicht unbedingt zu den Spitzenfunktionären Boskones gehören, aber die Tatsache, daß er so umsichtige Vorsichtsmaßnahmen traf, deutete darauf hin, daß sich eine nähere Beschäftigung mit ihm lohnte.
Doch der Unbekannte entzog sich immer wieder seinem Zugriff. Jedesmal wenn Kinnison zuschlug, hatte der andere gerade die Flucht ergriffen. In London kam der Lens-Träger zwei Minuten zu spät. In Berlin war er gar eine Minute zu früh zur Stelle, so daß der Gesuchte gar nicht erst erschien. Er verfehlte ihn auch in Paris, in San Francisco und in Schanghai. Schließlich ließ sich der Zwilnik in New York nieder, ohne daß Kinnison seiner habhaft werden konnte.
Nach mehreren Versuchen, errichtete der Freie Lens-Träger eine Falle, der unter normalen Umständen nicht einmal eine Mikrobe entkommen konnte, doch auch diesmal hatte er Pech. Der Verfolgte entwischte ihm um Sekunden. Er konnte die Projektionsstrahlen sehen, die das Schiff des Zwilniks in den Himmel über dem New Yorker Raumflughafen hoben und seinen Blicken in Sekundenschnelle entzogen. Allerdings konnte er dem davonfliegenden Raumschiff einen CRX-Spürstrahl anhängen.
Unglücklicherweise war Kinnison im Augenblick nicht auf eine Verfolgung eingerichtet, da sich sein Schnellboot, das für eine normale Verfolgung viel zu auffällig gewesen wäre, im Flottenhauptquartier befand. Außerdem war es vielleicht besser, dem Zwilnik in der
Dauntless
zu folgen und die Sache endgültig zu bereinigen. Er rief daher das Raumschiff herbei und ließ sich mit der Leitstelle des Raumflughafens verbinden.
Seine Nachforschungen blieben ergebnislos. Man hatte seine Befehle bis zum letzten Buchstaben ausgeführt – abgesehen von diesem einen Start, der sich offenbar nicht hatte verhindern lassen. Es handelte sich um ein Patrouillenschnellboot von Deneb V, das sich zur Wartung angemeldet hatte. Die Landung war über den Nordstrahl erfolgt bei einwandfreier Identifikation. Kapitän war ein gewisser Lieutenant Quirkenfal von Deneb V. Die Angaben und Registriernummer stimmten mit den Unterlagen überein ...
Das war natürlich nicht anders zu erwarten. Der Zwilnik, den Kinnison nun schon so lange verfolgte, durfte sich den Fehler einer falschen Identifikation nicht erlauben. Kinnison mußte sogar annehmen, daß er in diesem Augenblick von dem echten Lieutenant Quirkenfal wahrscheinlich nicht zu unterscheiden war.
»Er hatte es überhaupt nicht eilig«, fuhr der Flughafenoffizier fort. »Er wartete in aller Ruhe auf seine Landeerlaubnis und steuerte schließlich ordnungsgemäß die Wartungsschächte an. In etwa hundert Meter Höhe schoß er dann plötzlich zur Seite und landete blitzschnell in waagrechter Position dort drüben in der Ecke des Landefelds, von wo er nach kaum einer Sekunde wieder gestartet ist. Das Ganze passierte so schnell, daß wir überhaupt nichts unternehmen, geschweige denn einen Strahler in Stellung bringen konnten. Der Bursche raste davon, als wäre ihm der Teufel auf den Fersen. Als Sie mit uns Verbindung aufnahmen, Sir, hatten wir ihm gerade einen Spürstrahl angehängt und ...«
»So weit war ich auch schon!« knurrte Kinnison. »Die Landung reichte aus, um einen Passagier an Bord zu nehmen – meinen Zwilnik natürlich. Und Sie haben ihn entkommen lassen!«
»Aber wir konnten wirklich nichts dagegen tun, Sir«, wandte der Offizier ein. »Außerdem kann ich mir kaum vorstellen ...«
»Allerdings nicht. Sie wären überrascht, was der Bursche sonst noch fertigbringt ...«
Wenig später senkte sich die
Dauntless
herab, nahm den Lens-Träger an Bord und startete sofort wieder. Als sie die Stratosphäre hinter sich gelassen hatte, sprach Kinnisons CRX-Gerät gerade noch auf das Zwilnik-Schiff an. Aber der Impuls, so schwach er auch war, genügte Chefpilot Henry Henderson, um die
Dauntless
auf den richtigen Kurs zu bringen. Das schwere Schlachtschiff nahm die Verfolgung auf.
Nach drei Tagen hatte sich das Signal des Spürstrahlgerätes nicht wesentlich verstärkt. Offenbar holte die
Dauntless
nur sehr langsam auf, obwohl sie angeblich
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