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Das zweite Königreich

Das zweite Königreich

Titel: Das zweite Königreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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fünf Meilen östlich von hier.« »Ist der Hafen groß genug für all die Schiffe in der Bucht?« fragte Cædmon.
    Der Mann nickte wieder. »Bestimmt. Wer … wer seid Ihr, Mylord?« »Ich bin kein Lord. Ich bin Cædmon of Helmsby. Aber dies sind der höchste Lord der Normandie und seine Witan.«
    Der arme Tropf schrumpfte wieder völlig in sich zusammen. »Also ist es wahr, was erzählt wird.«
    Cædmon legte ihm kurz die Hand auf die Schulter. »Ja, es ist wahr.« Dann wandte er sich an William. »Der Hafen, den Ihr sucht, heißt Hastings, Monseigneur. Ganz in der Nähe.«
    Williams Miene hellte sich auf. »Und in welchem Teil Englands sind wir gelandet?«
    Cædmon brauchte den Fischer nicht zu fragen. Der Name Hastings war ihm geläufig. »In Sussex.«
    »Und wer herrscht über Sussex?«
    »Der Earl of Wessex.«
    Der Herzog lächelte strahlend. »Es hätte kaum besser kommen können. Schickt Euren wackeren Landsmann nach Hause, Cædmon. Augenblick.« Er griff in seinen Beutel, fischte eine Münze heraus und warf sie ihm zu. »Botenlohn.«
    Cædmon fing sie auf und gab sie dem Fischer. »Hier hast du einen Penny.« Er zückte seinen Dolch und durchschnitt die Fesseln. »Jetzt geh«, drängte er leise. »Beeil dich.«
    Das ließ der Mann sich nicht zweimal sagen. So hastig stürzte er zur Tür, daß er über die eigenen Füße stolperte und um ein Haar gestürzt wäre. Die Normannen lachten schallend. Als die Jammergestalt endlich verschwunden war, wirkte Cædmon erleichtert.
    »Was war so gut an der Nachricht?« fragte Williams Bruder Odo, der Bischof von Bayeux.
    Der Herzog spießte bedächtig ein Stück Fisch auf. »Je eher wir Harold Godwinson herlocken, um so besser für uns. Falls er Harald Hårderåde geschlagen hat und noch König von England ist, dürfen wir ihm keine Ruhepause gönnen.«
    Odo hob verständnislos die Schultern. »Und weiter?«
    »Sussex gehört zu Harold Godwinsons eigener Grafschaft. Morgen ziehen wir nach Hastings, und zwar mit Feuer und Schwert. Jeder Mann, der hört, daß sein Heim in Flammen steht, eilt auf dem schnellsten Weg nach Hause.«
    Cædmon spürte einen eisigen Schauer auf dem Rücken, seine Hände waren mit einemmal eiskalt und feucht. Wulfnoth hatte vollkommen recht gehabt, erkannte er. Er würde mitten im Feuer stehen.

Hastings, Oktober 1066
    Wie William vorhergesagt hatte, eilte Harold Godwinson in Gewaltmärschen nach Süden. Er machte in London halt, um seine vollkommen erschöpften Truppen auszuruhen und neue auszuheben, doch als er erfuhr, daß die Normannen die Umgebung von Hastings in Schutt und Asche legten, brach er überstürzt dorthin auf, gegen den ausdrücklichen Rat der Witan.
    William hatte in Hastings inzwischen eine Festung errichten lassen, die ihm als Hauptquartier diente. Ungläubig hatte Cædmon beobachtet, wie blitzschnell das bewerkstelligt wurde: Innerhalb von zwei Tagen hatten ein paar hundert Soldaten einen breiten Graben ausgehoben und mit der Erde einen hohen Wall errichtet. Man konnte förmlich zusehen, wie er wuchs. Es war ein denkbar simples Prinzip, doch sobald der Erdhügel mit Palisaden umgeben war, würde diese primitive Festung selbst für ein zahlenmäßig überlegenes Heer so gut wie uneinnehmbar sein, solange sie von innen entschlossen verteidigt wurde.
    Von Hastings sandte der Herzog Kundschafter aus und nahm Kontakt zu den in England lebenden Normannen auf. Bald war er über die Ereignisse der Schlacht von Stamford Bridge und jeden von Harolds Schritten genauestens im Bilde.
    Am Morgen des vierzehnten Oktober verließ er, nachdem er die Messe gehört hatte, mit seinem gesamten Heer von etwa siebentausend Mann Hastings und marschierte den englischen Truppen entgegen. Auf einem Hügel weit außerhalb der Stadt hielten sie an, und als die Kundschafter berichteten, das englische Heer werde bald auf dem gegenüberliegenden Hügel in Sicht kommen, gab der Herzog Befehl, die Schlachtordnung aufzustellen: links die Bretonen unter Comte Alan, rechts die Söldner aus Frankreich, Flandern und Deutschland unter Williams vertrauten Vasallen Eustace de Bologne und Roger de Montgomery, in der Mitte der Herzog selbst mit seinen normannischen Rittern und seinen beiden Brüdern, Odo und Robert.
    Etienne fitz Osbern nahm für einen Augenblick den Helm ab. »Wenn wir diese Stellung halten, müssen die Engländer bergan kämpfen«, bemerkte er.
    »Das glaubst du doch wohl selber nicht, daß sie uns den Gefallen tun«, schnaubte Lucien de

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