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Das zweite Königreich

Das zweite Königreich

Titel: Das zweite Königreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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gestorben.«
    »Ich verzichte auf deine Fürsprache«, versetzte Marie kühl.
    Erik deutete ein Schulterzucken an. »Ihr kriegt sie trotzdem.«
    Guthric rieb sich die Nase, um sein Lächeln hinter seiner großen Hand verstecken zu können.
    Aber Cædmon war bekümmert. Er hoffte, daß seine Mutter und Schwester noch Frieden schließen würden, ehe sie sich trennten. Für ihn war dieser Riß in der Familie beängstigend und zutiefst widernatürlich.
    »Ich bedaure, daß du so weit fortziehst«, sagte er zu Hyld. »Wir werden wenig voneinander sehen.«
    Die steile Zornesfalte zwischen ihren Brauen verschwand. »Ich hoffe, William kommt gelegentlich nach York, wenn er König ist, und bringt seinen Mund und sein Ohr mit.«
    »Bedenke, worum du bittest, Hyld«, warnte Cædmon impulsiv. Er verstand nicht so recht, warum er das gesagt hatte. Aber sie sollten sich später beide daran erinnern.
     
    Guthric kehrte erleichtert nach Ely zurück, und Cædmon kam sich verlassen vor, als sein Bruder fort war. Kopfüber stürzte er sich in die Arbeit, versuchte, so gut er konnte den Gutsbetrieb auf den bevorstehenden Winter vorzubereiten, begutachtete Vieh- und Kornbestände, ging beinah jeden Tag nach Helmsby und ritt häufig nach Metcombe und sprach mit Bauern, Müllern und Schafhirten.
    Viele, aber nicht alle Männer aus Helmsby waren gefallen. Nach und nach kamen die Überlebenden heim, und einer der ersten war Wulfric der Steward. Marie und Cædmon waren glücklich, ihn zu sehen. Zum einen weil er am längsten im Dienst der Familie stand. Schon sein Vater hatte Ælfrics Vater gedient, er war in Helmsby aufgewachsen und gehörte praktisch zur Familie. Zum anderen, weil niemand den Gutsbetrieb und die Pachtverhältnisse so gut kannte wie er. Es beruhigte Cædmon zu wissen, daß Wulfric hier sein würde, um seiner Mutter zu helfen, wenn er selbst wieder fort mußte.
    Wulfric hatte an Ælfrics Seite gestanden, als der Thane fiel. Im letzten, verzweifelten Konterangriff der Engländer war er dann abgetrieben worden, und als er gesehen hatte, wie König Harold niedergemacht wurde, war er wie die meisten anderen in Panik geflohen. Doch er hatte eine tiefe Wunde am Kopf und viel Blut verloren und war irgendwann ohnmächtig zusammengebrochen.
    »Und das hat mir das Leben gerettet«, schloß er seinen traurigen Bericht. »Vermutlich haben die Normannen mich für tot gehalten.Die anderen Flüchtenden haben sie eingeholt und niedergemacht. Ich bin an zahllosen vorbeigekommen, als ich schließlich aufgewacht war und weitergehen konnte.« Er stützte den grauen Kopf in die Hände. »Daß es so mit uns enden konnte. Geschlagen und niedergemetzelt …«
    Cædmon legte ihm für einen Moment die Hand auf die Schulter. »Ihr hattet keine Chance. Nicht nach Stamford Bridge.«
    Der ältere Mann nickte unglücklich. »Das ist wahr. Wir waren schon hundemüde, als wir in Hastings ankamen. Viele verwundet …«
    »Weißt du … weißt du irgend etwas über Dunstan?«
    »Nein. Ich sah ihn fallen, gleich zu Anfang. Was für eine Verschwendung! Er war so unverzagt, so voller Kampfeswut. Er hätte sicher hundert der normannischen Bastarde niedergemacht. Aber der Pfeil traf ihn noch vor dem ersten Angriff. So ein guter Junge, so viel Mut.« Wulfric ballte seine mächtige Pranke zur Faust und schlug sich leicht aufs Bein, er rang sichtlich um Haltung. »So voller Liebe für seinen König …«
    Cædmon nickte schweigend. Ihm war unbegreiflich, wie irgendwer Harold Godwinson lieben konnte, aber er zweifelte nicht daran, daß sein Bruder ein großer, bewundernswerter Krieger gewesen war.
    »Du hast ihn nicht gefunden?« fragte Wulfric.
    Cædmon schüttelte den Kopf. »Trotzdem müssen wir die Toten begraben, Wulfric, und sei es nur in unseren Herzen. Wir müssen an die Zukunft denken. Schwere Zeiten stehen uns bevor.«
    »Ja. Du hast recht, Thane.«
    Cædmon starrte ihn betroffen an. So hatte ihn bislang noch niemand genannt.
     
    Ende November war Erik soweit wiederhergestellt, um die weite Reise nach York antreten zu können. Er drängte zur Eile, denn er wollte dort sein, ehe die Schneefälle einsetzten. Er wußte, wie gefährlich eine Winterreise sein konnte, vor allem für einen Säugling. Cædmon setzte sich gegen den Widerstand seiner Mutter durch und schenkte ihnen eins der besten Pferde, die sie im Stall stehen hatten, sorgte dafür, daß ihr Wagen reichlich mit Proviant beladen wurde und sie beide warme Mäntel bekamen.
    Schließlich reichte er

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