Das zweite Königreich
goldblonden Flechten vor und fragte sich, ob die krausen, drahtigen Haare, die seinen Bauch kitzelten, wohl die gleiche Farbe hatten. Er spürte ihre schmalen Hände auf seinem Gesicht, dann auf den Schultern, schließlich nahm sie seine Hand in ihre und führte sie an ihre Brust. Seine Kehle war wie ausgedörrt. Er schluckte trocken und zerrte am Stoff ihres Kleides, hörte ein leises Reißen und hatte endlich freie Bahn. Mit beiden Händen umschloß er ihre weichen, nachgiebigen Brüste, und es dauerte nichtlange, bis sein Glied sich wieder aufrichtete und sie sich mit einem unterdrückten Laut des Triumphes darauf hinabsenkte.
Anfangs lag er reglos und überließ sich ihr, ergab sich staunend diesen vollkommen neuen, ungeahnten Empfindungen, doch als sie ihn auffordernd am Ärmel zupfte, legte er einen Arm um ihre Taille, stützte sich auf den Ellbogen und drehte sie beide ein bißchen unbeholfen um. Dann lag er auf ihr, spürte ihre Beine um seine Hüften und legte behutsam die Hand auf ihre entblößte Brust. Er regte sich in ihr, zaghaft zuerst, wie ein sanftes Schaukeln, bis sie schließlich die Hände um seine Taille legte und ihn führte. Als sie zu keuchen anfing, hielt ihn nichts mehr. Er beschleunigte und verstärkte seine Bewegungen, wurde wagemutiger, stieß und keuchte, und sie gab ein beinah wimmerndes Stöhnen von sich, das lauter und immer lauter wurde, bis er sicher war, daß nicht nur die ganze Halle, sondern auch die Toten auf dem Friedhof von St. Wulfstan davon aufwachen müßten, aber er konnte nicht aufhören, bewegte sich noch heftiger und ergötzte sich an ihrer Stimme. Und dann ergoß er sich in diese Unbekannte, brach ein und lag auf ihr, erdrückte sie mit seinem ganzen Gewicht und dachte Aliesa, immer nur dieses eine Wort: Aliesa, Aliesa, Aliesa, Aliesa …
Sie legte beide Hände auf sein Gesicht, strich seine Haare zurück und küßte ihn auf den Mund. Dann befreite sie sich aus seinen Armen, stand lautlos auf und schlich davon, ohne ein Wort gesprochen zu haben. Cædmon bettete den Kopf auf seinen angewinkelten Arm und spürte eine wohlige Schwere in den Gliedern, eine Form von Müdigkeit, die er lange entbehrt hatte.
Und er dachte, daß es unbestreitbar seine Vorzüge hatte, der Thane of Helmsby zu sein.
Berkhamstead, Dezember 1066
»Halt! Wer reitet da?«
»Cædmon of Helmsby.«
Der Soldat, der den Zugang zum Lager bewachte, trat mit einer Fackel in der Hand näher, hielt sie hoch und sah blinzelnd zu dem Reiter auf. »Ja, ich kenne dich. Du kannst passieren.«
»Könntest du mir sagen, wo ich Etienne fitz Osbern finde oder Roland Baynard?«
Der Mann wandte sich brüsk ab und schüttelte kurz den Kopf. »Keine Ahnung. Jetzt pack dich …«
Cædmon zog sein Schwert ohne einen Laut – ein Trick, mit dem er sogar Jehan de Bellême verblüfft hatte –, so daß der Wachsoldat entsetzt zusammenfuhr, als er die kalte Spitze plötzlich im Nacken spürte. »Wie wär’s mit einem Hauch normannischer Höflichkeit, mein Freund? Dreh dich um.«
Der Mann wandte sich langsam um, wobei er den Kopf zur Seite bog, um zu verhindern, daß die scharfe Klinge ihm die Haut am Hals einritzte. Er schlug unterwürfig die Augen nieder.
»Kannst du mir jetzt vielleicht sagen, wo ich meine Freunde finde?« fragte Cædmon ohne besonderen Nachdruck.
»Ich weiß es wirklich nicht, Monseigneur. Aber gewiß kann Ralph de Gael es Euch sagen, er ist der Kapitän der Wache.«
Cædmon steckte sein Schwert ein. »Warum nicht gleich so?«
Wie kommt es nur, daß so viele von euch Normannen nur beim Anblick einer blanken Klinge Einsicht zeigen? fragte er sich, und gleich darauf folgte die Erkenntnis, daß sich Normannen und Engländer in diesem Punkt weniger unterschieden als in vielen anderen. Er hatte in den letzten Tagen gesehen, wie eindringlich die normannischen Klingen die Engländer Einsicht gelehrt hatten …
Er ritt in das ordentliche, streng bewachte Lager am Rande der kleinen Ortschaft Berkhamstead, westlich von London, und als er vor der säuberlich abgesteckten Pferdekoppel absaß, trat Etienne aus einem angrenzenden Zelt.
»Cædmon! Gott sei gepriesen.«
Cædmon schloß seinen Freund kurz in die Arme. »Dieser Überschwang rührt mein Herz.«
Erst jetzt merkte er wirklich, wie sehr Etienne ihm gefehlt hatte, wie schmerzlich er sein heiteres Wesen, vor allem aber seinen Esprit entbehrt hatte. Solange Guthric in Helmsby gewesen war, hatte er kaum gemerkt, daß er den Umgang mit seinen
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