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Das zweite Königreich

Das zweite Königreich

Titel: Das zweite Königreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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versetzte sie schneidend.
    »Vielleicht hat er sich verändert. Und es hat wenig Sinn, weiter darüber zu debattieren, denn ich gehe auf jeden Fall.«
    Marie schüttelte langsam den Kopf. »Du hast dich ganz gewiß verändert. Ich erkenne dich kaum wieder.«
    Hättest du verhindert, daß Vater mich an Harold Godwinson verschachert, wäre ich dir nicht fremd geworden, dachte er, aber er sprach es nicht aus. Er hatte nicht vor zu vergessen, welchen Kummer seine Mutter litt. Und er verstand durchaus, daß sie sich weigerte zu glauben, dem Verlust ihres Mannes und Sohnes könnte auch noch der ihrer Stellung und ihres Heims folgen. Das war wirklich ein bißchen viel auf einmal. Er nahm ihre Hand in seine beiden und führte sie reumütig an die Lippen. »Bitte entschuldige.«
    Sie nickte, drückte seine Hand für einen Moment an ihre Wange und sagte: »Erzähl uns von den Normannen, Cædmon. Und von Hastings und deinem Vater.«
    Er begann mit der Überfahrt auf der Mora , schilderte ihre Landung und schließlich den Verlauf der Schlacht, wobei er sich bemühte, sein Entsetzen zu verbergen und alles zu verschweigen, was ihren Kummer mehren könnte. Trotzdem weinten Marie, Hyld und Eadwig, als er das Wiedersehen mit seinem Vater beschrieb. Guthric saß zu Eriks Füßen auf der Bettkante, hatte die Beine gekreuzt und die Arme verschränkt und lauschte mit unbewegter Miene. Cædmon warf ihm einen Blick zu, aber es war unmöglich, das Gesicht seines Bruders zu deuten. Ihm war sehr wohl bewußt, daß Guthric der einzige war, den sein Vater nicht erwähnt hatte.
    »Seine letzten Gedanken galten Dunstan«, endete er und sah ein kleines, spöttisches Lächeln in Guthrics Mundwinkeln lauern und einen Ausdruck unverhohlenen Abscheus auf Eriks blassem Gesicht.
    Es war lange Zeit still. Erst als der kleine Olaf aufwachte und zu krähen begann, fiel die Starre von ihnen ab. Hyld trat an das große Bett, wo das Kind neben seinem Vater lag, nahm es auf, wandte ihnen den Rücken zu und legte es an. Das Jammern verstummte abrupt.
    »Und wie wird es jetzt weitergehen?« fragte Guthric Cædmon schließlich.
    Cædmon hob kurz die Hände. »Wie gesagt. William zieht nach London. Ich bete, daß die verbliebenen Witan ihrem Namen Ehre machenund genug Weisheit besitzen, seinen Thronanspruch anzuerkennen, ohne weiteres, sinnloses Blutvergießen zu provozieren.«
    »Also wird William König von England«, stellte Guthric fest.
    »Er sollte es längst sein. Da er uns Helmsby unter den genannten Bedingungen läßt, wird sich für uns nicht viel ändern. Die Frage ist, wie viele unserer Housecarls kommen zurück? Haben wir genug Leute, um das Gut zu bewirtschaften, und haben wir Geld?«
    Marie nickte. »Wir hatten eine gute Ernte. Und dein Vater war fast ein Jahr lang Sheriff. Es ist ein lukrativer Posten, ja, wir haben etwas Geld. Viele Männer aus Helmsby und Metcombe sind mit dem Fyrd nach Norden gezogen, wir müssen abwarten, wie viele heimkehren. Sie können ja schließlich nicht alle gefallen sein.«
    Cædmon und Erik, die jeder eine der Schlachten miterlebt hatten, hielten es durchaus für denkbar, daß sie alle gefallen waren, aber keiner von beiden äußerte diese düstere Vermutung.
    »Dann, denke ich, spricht nichts dagegen, daß die Dinge hier so weitergehen wie bisher«, sagte Cædmon statt dessen und fragte seine Schwester, die mit dem Rücken zu ihm gewandt dasaß. »Was habt ihr für Pläne, Hyld?«
    »Wir wollen zurück nach York«, sagte sie über die Schulter.
    »Ich habe dort einen Onkel«, erklärte Erik. »Sein einziger Sohn ist bei Stamford Bridge gefallen. Ich bin sicher, daß er mich in sein Geschäft aufnimmt und mir eins seiner Schiffe anvertraut.«
    Cædmon verzog den Mund. »Verstehe. Einmal Pirat, immer Pirat.« »Es sind Handelsschiffe«, warf Hyld aufgebracht ein.
    »Und bist du sicher, daß du dort oben im finsteren Northumbria leben willst, ganz allein unter Fremden, während dein Mann immerzu auf See ist?« fragte Cædmon skeptisch.
    Sie schnürte ihr Kleid zu und wandte sich wieder zu ihm um. »Ich werde nicht allein sein. Sobald Erik gesund ist, holt er seine Geschwister aus Haithabu nach York, und sie werden in unserem Heim leben. Außerdem wird er ja nicht ständig fort sein. Und ich habe Onkel Olaf und seine Familie, wo ich willkommener bin und mit größerer Herzlichkeit aufgenommen werde als hier.«
    Erik legte seine Hand auf ihre. »Du solltest nicht ungerecht sein. Ohne die Hilfe deiner Mutter wäre ich

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