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Das zweite Königreich

Das zweite Königreich

Titel: Das zweite Königreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Bäume und Sträucher leuchten.
    »Was in aller Welt mag Harold Godwinson von Vater wollen?« fragte Cædmon versonnen.
    »Tja.« Guthric hob vielsagend die Schultern. »Ich habe keine Ahnung, aber es ist bestimmt etwas Unangenehmes.«
    Cædmon sah ihn aufmerksam an. »Wie kommst du darauf? Vermutlich ist es nur ein Besuch aus Höflichkeit. Er kennt Vater von früher, sie haben zusammen gegen die Waliser gekämpft, und schließlich war Harold einmal der Earl of East Anglia.«
    »Richtig. Bis sein Vater, Earl Godwin, an der königlichen Tafel tot von der Bank kippte und endlich Platz machte für Harold, der es nicht erwarten konnte, Wessex in die Finger zu kriegen. Die Umstände, die zu Godwins Tod führten, sind nie geklärt worden, und es gibt bis heute Gerüchte.«
    Cædmon starrte ihn mit offenem Mund an. »Woher weißt du das alles?«
    Guthric verzog spöttisch einen Mundwinkel. »Auch wenn ich vielleicht meistens den Anschein erwecke, mit meinen Gedanken meilenweit fort zu sein, höre ich doch zu, was in der Halle geredet wird, weißt du. Je abwesender meine Miene, um so aufmerksamer. Aber die Housecarls reden in meiner Gegenwart, als sei ich gar nicht da.«
    Cædmon schüttelte verblüfft den Kopf. »Was sonst sagen sie über Earl Harold?«
    »Oh, ganz Unterschiedliches. Die Männer werden sich nie einig über ihn. Die einen sagen, es sei eine unchristliche Verleumdung zu behaupten, Harold habe irgend etwas mit dem Tode seines Vaters zu tun gehabt. Godwin sei an einer Fischgräte erstickt oder ähnliches, und wenn nicht, habe König Edward ein größeres Interesse an seinem Tod gehabt als Harold, weil Godwin mächtiger war, als es dem König lieb sein konnte.«
    »Aber König Edward ist ein Heiliger!« protestierte Cædmon entrüstet. Guthric nickte langsam. »So sagt man. Jedenfalls, die Männer, die zu Harold halten, sind der Meinung, es sei ein Segen, daß wir ihn haben, das Land brauche einen starken Führer, besonders unter einemschwachen König … entschuldige, einem heiligen König, wollte ich natürlich sagen. Harold habe die Waliser besiegt, und das sei ein Segen für die Grenzgebiete. Außerdem sei es nur natürlich, daß er seine Brüder zu den Earls of Northumbria und East Anglia und Kent gemacht habe, er brauche verläßliche Verbündete. Und sie sagen, weil er zur Hälfte Däne ist, wird er leichter als jeder andere mit König Harald Hårderåde von Norwegen zu einer friedlichen Einigung kommen und ihn überzeugen, seinen Anspruch auf den englischen Thron fallenzulassen.«
    »Harolds Mutter war Dänin?« fragte Cædmon angewidert, als hätte Guthric gesagt, die Mutter des Earl sei eine schleimige Natter gewesen. »O ja. Sie war König Knuts Schwägerin.«
    »König Knut? Der König Knut, der König von Dänemark und England war?«
    »Eben der.«
    »Und was sagen die Männer, die nichts von Harold Godwinson halten?«
    Guthric schüttelte den Kopf. »Es gibt niemanden, der nichts von ihm hält. Alle sind sich einig, daß er ein mutiger, tapferer Kriegsherr ist. Aber manche sagen, er sei habgierig und machthungrig. Er habe gegen Earl Ælfgar intrigiert, so daß der König ihn verbannte, damit das Haus von Mercia den Godwinsons nicht länger in die Suppe spucken kann und sie die ganze Macht an sich reißen können.«
    Cædmon dachte einen Moment nach. »Und was davon ist nun wahr?« Guthric hob gleichmütig die Schultern. »Alles, vermutlich. Oder auch gar nichts.«
    »Dir ist es so oder so gleich, was?« Cædmon grinste wider Willen.
    Guthric nickte und legte den Kopf schräg. »Da, hör doch.«
    »Was denn? Hufschlag?«
    »Nein. Ich glaube, ein Zaunkönig.«
    Cædmon stöhnte. »Komm lieber. Laß uns zusehen, daß wir weiterkommen. Wenn Vater zu Hause ist, ehe wir ihn gefunden haben, wird Dunstan uns bis zum Tag des Jüngsten Gerichts damit aufziehen.«
     
    Auf halbem Wege zwischen Metcombe und Helmsby kam ihnen die Reiterschar entgegen. Dunstan, der neben seinem Vater an der Spitze ritt, wies mit dem Finger geradeaus. »Ah! Da kommen Hinkefuß und Wirrkopf.«
    Ælfric warf seinem Ältesten einen drohenden Blick zu. »Cædmon, was ist passiert?«
    »Nichts. Besuch ist gekommen, und Mutter schickt uns. Wir sollen dich nach Hause holen.«
    Ælfric verdrehte die Augen. »Nicht Onkel Athelstan, hoffe ich.«
    Seine Söhne lachten. Sie mochten ihren kauzigen, trinkfreudigen Onkel gern, aber Athelstan kam nur nach Helmsby, wenn er in Geldnöten war und sich etwas von seinem Bruder leihen wollte.
    »Nein,

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