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Das zweite Königreich

Das zweite Königreich

Titel: Das zweite Königreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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guten Grund.
    William entließ sie mit einer auffordernden Geste. »Also dann, Monseigneurs. Macht Euch bereit und bewaffnet Euch. Robert, Etienne, ihr marschiert mit mir. Dann folgt Lucien mit seinen Männern. Dahinter Cædmon mit den Prinzen und den anderen Jungen. Dann der Rest. Fragen?«
    Sie schüttelten die Köpfe, und alle außer Robert und Warenne verließen das Zelt, um die Befehle des Königs weiterzugeben.
     
    Bis zum Ouse verlief alles reibungslos. Wieder einmal spornte der König jeden der Männer mit seinem Mut und seiner Entschlossenheit an. Als sie sahen, wie unerschrocken er auf den Damm hinausschritt, ohne zu zögern einen Fuß vor den anderen setzte, als schreite er eine feste Straße entlang, schämten sie sich ihrer Furcht und folgten ihm. Der Damm wankte und ächzte unter ihrem Gewicht, neigte sich manchmal bedenklich, aber er hielt. Auf Anraten des Baumeisters überquerten sie den Fluß in Gruppen zu fünfzig Mann, mehr werde die provisorische Brücke nicht aushalten, hatte Jerome warnend prophezeit. Während die letzte Gruppe die Brücke betrat, hatte der König seine Vorhut schon bis ans Ende des Dammes geführt.
    »Und nun?« fragte Robert.
    »Alle bleiben, wo sie sind«, antwortete der König und sah sich im Schilf um. »Die Männer sollen die Flöße nach vorne ziehen, und wir knoten sie zusammen.«
    »Eine schwimmende Brücke«, murmelte Etienne.
    William nickte. »Aber auch sie dürfen wir nur in kleinen Gruppen überqueren. Ein Mann zuviel, und wir sind alle verloren.«
    Robert spähte argwöhnisch zum seicht ansteigenden Ufer der Klosterinsel hinüber. »Es gefällt mir nicht, wie still es ist. Was haben diese seltsamen Aufschüttungen zu bedeuten?«
    »Torfwälle«, antwortete der König. »Sei versichert, daß Herewards Männer dahinter auf der Lauer liegen.«
    »Warum rühren sie sich nicht?«
    »Weil sie irgendeine Teufelei aushecken. Los, beeilt euch mit den Flößen! Und sobald sie vertäut sind, will ich fünfzig Bogenschützen hier vorne haben!«
    Es war schwierig, die sperrigen Flöße durchs Schilf und über die trügerischenGrasinseln hinweg zu bewegen, aber nach und nach kamen sie alle an der Spitze des Zuges an. Etienne und ein paar Männer der Leibwache knieten im Schlamm und vertäuten sie, schoben die schwimmende Brücke, die immer länger wurde, weiter auf die Insel zu.
    »Da vorne steigt Rauch auf«, rief des Königs Bruder plötzlich überrascht aus, und noch ehe alle die Köpfe gewandt hatten, um in die Richtung zu schauen, in die er zeigte, züngelten die ersten Flammen im Schilf auf.
    »Gott, was ist das?« rief einer der Soldaten bestürzt.
    »Sie stecken das Schilf in Brand«, erklärte Etienne überflüssigerweise. Er hatte kaum ausgesprochen, als ein Stein- und Pfeilhagel auf sie niederging.
    Die Männer schrien vor Schreck und Überraschung, das Ende des Damms geriet gefährlich ins Wanken, und fünf oder sechs Soldaten stürzten gleichzeitig ins Moor, zwei von Pfeilen getroffen, die anderen hatten das Gleichgewicht verloren. Ihre Kameraden wollten sie zurück auf die sicheren Holzbohlen ziehen, aber der König rief: »Halt! Niemand rührt sich.«
    »Aber sie ertrinken, Sire«, protestierte einer der Männer. Er war noch sehr jung, und seine Stimme klang hell und überschlug sich.
    William riß das Schwert aus der Scheide, setzte es ihm an die Kehle und drängte ihn zwei Schritte zurück, bis der junge Soldat selbst am Rand des Bohlenwegs stand und abzustürzen drohte. »Widersprich mir noch einmal, und du bist der nächste! Wenn der Damm kippt oder untergeht, ertrinken wir alle!«
    Als er die Klinge senkte, fiel der Junge vor ihm auf die Knie und bat ihn stammelnd um Vergebung. William wandte sich ab und vergaß ihn. »Cædmon, wo bleibt der verdammte Regen?«
    Das Feuer rückte immer näher, und die Offiziere hatten Mühe zu verhindern, daß die Männer kehrt machten und flüchteten. Qualm wälzte sich in undurchdringlichen Wolken auf sie zu und hüllte sie ein.
    Cædmon hustete und sah wieder zum Himmel auf, von dem vor lauter Rauch nicht mehr viel zu sehen war. Aber es schien ihm, als seien die Wolken dichter und schwerer als noch vor einer halben Stunde. »Es kann jeden Moment losgehen, Sire.«
    »Hm. Das will ich hoffen.«
    »William, wir sollten abziehen«, riet sein Bruder. Er klang eher besonnen als ängstlich. »Wenn der Damm Feuer fängt, rettet uns nichtsmehr, und dieser verfluchte Halunke Hereward ist es nicht wert, daß England für ihn seinen

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