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Das zweite Königreich

Das zweite Königreich

Titel: Das zweite Königreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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versicherte sie.
    »Aliesa, er muß mir das Land zurückgeben, sonst kann es nie Frieden zwischen uns geben. Wenn er es nicht tut, werde ich vor dem König Klage gegen ihn erheben, Sheriff oder nicht, das ist mir gleich!«
    »Land, Land, Land«, sagte sie ungeduldig.
    »Es leben auch Menschen auf diesem Land«, erwiderte er hitzig.
    »Ja.« Sie sann darüber nach, ehe sie bat: »Laß mich erst mit meinem Bruder Frieden schließen, Cædmon. Danach rede ich mit dem Nachbarn und Sheriff. Und ich werde es so tun, daß er nicht auf die Idee kommen kann, du würdest vor ihm kneifen. Vertrau mir.«
    Es klang beinah beschwörend. Er wußte es nicht, aber er ahnte, daß sie in Wirklichkeit meinte: Beweise mir, daß du ein anderer Mann bist als Etienne und mich nicht für hohlköpfig und unvernünftig hältst, nur weil ich eine Frau bin. Beweise es mir, indem du diese wichtige Angelegenheit vertrauensvoll in meine Hände legst.
    Er nickte langsam. »Einverstanden. Nur warte bis nach Mittsommer, sei so gut. Ich weiß, daß diese Sache dir sehr am Herzen liegt, aber es sind nur noch vier Tage bis zum Fest, und die Leute wären so enttäuscht, wenn du nicht hier wärest.«
    »Das darf auf keinen Fall geschehen, daß ich deine Pächter und Knechte enttäusche«, spöttelte sie, wurde aber gleich wieder ernst und versprach: »Natürlich warte ich so lange.«
     
    Als sie zur Burg zurückkehrten, war längst Tag, und im Hof herrschte munteres Treiben.
    »Geh nur hinein, ich bringe die Pferde in den Stall«, erbot sich Cædmon.
    »Na schön. Wenn du einverstanden bist, werde ich die Garderobe deinerMutter durchforsten und sehen, ob ihre Kleider mir passen. Ich kann dieses triste Grau nicht mehr sehen.«
    »Ich fürchte, ihre Kleider werden dir zu kurz sein, sie war kleiner als du.« »Vielleicht kann man sie ändern.«
    »Hyld wird dir sicher helfen. Und sobald wir Zeit haben, reiten wir nach Norwich und kaufen Stoff für neue Kleider. Es ist nicht nötig, daß du auf den Luxus verzichtest, den du gewöhnt warst, weißt du«, erklärte er ein wenig verlegen.
    Sie küßte ihn lächelnd auf den Mundwinkel. »Ich glaube, das würde mir nicht besonders viel ausmachen. Bis gleich. Und rasier dich bei Gelegenheit.«
    Er grinste und fuhr sich mit dem Handrücken über das stoppelige Kinn. »Sehr wohl, Madame«, raunte er ihr nach, nahm mit jeder Hand einen Zügel und führte die Tiere in den Stall.
    »Ine?«
    Der Stallbursche kam mit einer Mistgabel aus einem der Ställe, lehnte sie an die Wand und trat näher.
    Cædmon drückte ihm die Zügel in die Hand und wandte sich ab. »Danke.«
    »Thane … kann ich Euch einen Augenblick sprechen?«
    Cædmon drehte sich wieder um. »Ja?«
    Ine band die Tiere an, löste Widsiths Sattelgurt, richtete sich wieder auf und sah Cædmon offen an. »Ich möchte heiraten, Thane.«
    Cædmon nickte und dachte sehnsüchtig an das Frühstück, das ihn in der Halle erwartete. »Dann nur zu. Rede mit Alfred.«
    »Alfred sagt, ich soll mit Euch sprechen.«
    »Oh. Wer ist denn deine Auserwählte?«
    Ine schlug einen Moment die Augen nieder, besann sich aber sogleich und sah ihn wieder an. »Gunnild.«
    »Welche Gunnild?« fragte er verwirrt. Nur eine fiel ihm ein. »Du meinst nicht die Tochter des Schmieds?«
    »Doch.«
    Cædmon schnaubte unwillkürlich. »Das kannst du dir aus dem Kopf schlagen. Wie kommst du nur auf so einen Gedanken?«
    Ine war sehr blaß geworden, aber er sagte ruhig: »Sie will mich haben.« »Aber ihr Vater bestimmt nicht.« Er sah, daß der junge Knecht noch etwas sagen wollte, hob abwehrend die Hand und ging zur Tür. Über die Schulter beschied er: »Die Antwort ist nein.«
    Kopfschüttelnd trat er ins Freie. Was dachte der Kerl sich nur? Und warum in aller Welt hatte Alfred Ine an ihn verwiesen, statt ihm selbst zu sagen, daß eine solche Verbindung nicht in Frage kam? Sicher, es mochte gelegentlich vorkommen, daß ein Sklave die Tochter eines unfreien Pächters heiratete, vor allem dann, wenn sie keine Brüder hatte und ein Mann gebraucht wurde, der für ihren Vater in das Pachtverhältnis eintreten konnte. Aber der Schmied von Helmsby war ein hochangesehener, freier Mann. Es wäre kaum unverschämter gewesen, wenn Ine Cædmon um die Hand seiner Schwester gebeten hätte. Verdrossen beschloß Cædmon, ein ernstes Wort mit seinem Steward zu reden, umrundete mit langen Schritten den Pferdestall und blieb plötzlich wie angewurzelt stehen.
    Der Tag hat so gut begonnen, dachte er flüchtig,

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