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Das zweite Königreich

Das zweite Königreich

Titel: Das zweite Königreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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wissen lassen, wie sie zu ihm stand. Aber das war alles so lange her. Er fand es richtig, sich zu erinnern, und er tat es oft. Aber er redete nicht gerne darüber.
    Aliesa hatte den Kopf gehoben und sah zu Richard hinüber, der mit seiner Ziehschwester Edith zusammen auf einer weichen Decke im Gras lag. Gunnild saß bei ihnen und erfreute beide Babys abwechselnd mit Richards Rassel, einem buntbemalten Hohlkörper aus Fichtenholz, der mit getrockneten Erbsen gefüllt war. Alfred hatte sie für sein Patenkind geschnitzt.
    Aliesa atmete tief durch. »Warumkannnicht jeder Tag so sein wie dieser.« Cædmon nahm eine Kirsche aus der Schale neben ihm und steckte sie ihr zwischen die Lippen. »Warte lieber, bis der Tag vorbei ist«, warnte er lächelnd. »Wenn man so lange nichts von Ælfric und Wulfnoth und Harold und Guthrum hört, kann das nichts Gutes bedeuten.«
    »Sie sind zum Fischen gegangen«, erklärte Hyld, die mit ihrem unvermeidlichen Stickrahmen auf den Knien neben dem Brunnen saß. »Alfred und Onkel Athelstan sind bei ihnen.«
    »Fischen? Um diese Tageszeit?« Cædmon lachte. »Sie werden schwer enttäuscht werden.«
    Hyld nickte lächelnd. »Ich nehme an, das Fischen diente in erster Linie als Vorwand, um im Fluß zu schwimmen. Auf die Art und Weise werden diese Kinder endlich einmal sauber.«
    »Onkel Athelstan hätte ein Bad nötiger«, bemerkte Aliesa spitz, und alle lachten.
    Hyld ließ den Stickrahmen sinken und legte den Kopf schräg. »Ich höre Pferde.«
    Sie hatte kaum ausgesprochen, als sechs Reiter am Tor erschienen. Sie hielten kurz, sprachen mit den Wachen, trabten dann zu ihnen herüber und saßen ab.
    Cædmon sprang auf die Füße. Aus dem Augenwinkel sah er Hylds enttäuschtes Gesicht. Der, auf den sie Tag für Tag mit zunehmender Ungeduld wartete, war nicht unter den Ankömmlingen.
    »Rufus! Und Henry!« Cædmon verneigte sich vor den Prinzen, die mit vieren ihrer Ritter in den Hof geritten waren. »Willkommen in Helmsby.«
    Auch Aliesa hatte sich erhoben und begrüßte den hohen Besuch, während Cædmon Eadwig und Leif umarmte und auch die anderen beiden Ritter willkommen hieß.
    Ein Weilchen redeten alle durcheinander, bis Cædmon schließlich Richard von seiner Decke holte und zu den Ankömmlingen brachte. »Das ist unser Sohn«, verkündete er überflüssigerweise. »Ein Vierteljahr alt. Was sagt ihr?«
    »Neffe Nummer fünf«, bemerkte Eadwig strahlend. »Er ist ein Prachtkerl.«
    Henry, der vor Aliesa im Gras kniete und mit gänzlich untypischer Unbefangenheit ihre Hände hielt, hob den Kopf und betrachtete Richard. »Meinen Glückwunsch. Er sieht aus wie du, Aliesa.«
    »Ja«, stimmte sein älterer Bruder zu. »Und wie Lucien. Nur kleiner und mit zwei Armen.«
    Aliesa warf ihm einen strafenden Blick zu, und Cædmon mußte die Zähne zusammenbeißen, um ernst zu bleiben. »Oh, Rufus. Du hast mir wirklich gefehlt. Dein Charme und dein Taktgefühl vor allem.«
    Der Prinz war inzwischen vierundzwanzig, aber er grinste immer noch wie ein Flegel. »Wie heißt er denn?«
    »Richard.«
    Rufus’ Miene wurde schlagartig ernst, und er sagte leise: »Ein guter Name. Ich bin sicher, mein Bruder wäre sehr geehrt.«
    Cædmon brachte seinen Sohn der Amme zurück. »Bring ihn hinein, wenn du so gut sein willst, Gunnild, hier wird es zu unruhig. Und würdest du uns Wein und ein paar Leckereien rausschicken?«
    Gunnild nickte scheu und nahm ein Kind in jeden Arm. »Natürlich, Thane.«
    »Ich gebe Helen Bescheid wegen des Essens«, erbot sich Hyld und ging zusammen mit Gunnild zur Zugbrücke.
    Leif sah ihr einen Moment nach. »Mein Bruder ist nicht hier?« fragte er.
    Cædmon schüttelte seufzend den Kopf. »Es scheint, er bleibt noch ein Jährchen länger aus.«
    »Er ist ein Schwachkopf«, urteilte der junge Däne. »Entschuldigt mich einen Moment, ich will meine Schwester begrüßen.«
    Sie setzten sich ins Gras, und nachdem eine Magd Bier und Wein und Brot und kaltes Fleisch gebracht hatte, tauschten sie Neuigkeiten aus. »Vater und Robert haben sich ausgesöhnt«, berichtete Rufus. »Das hat dem König von Frankreich natürlich gründlich die Suppe versalzen. In der Bretagne und im Maine ist es immer noch unruhig, aber Vater kommt noch diesen Monat nach England zurück.«
    »Er hat euch vorausgeschickt?« fragte Cædmon.
    Rufus nickte, und es war Henry, der erklärte: »Vater kommt mit Mutter nach. Und er wird Robert mitbringen. Das gefällt Rufus nicht; er fragt sich, was Robert plötzlich hier

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