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Das zweite Königreich

Das zweite Königreich

Titel: Das zweite Königreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Hälfte des Betrages spenden, den ich dem König für Hereward schuldete. Ich habe mich von der Summe irreführen lassen. Aber fünfundzwanzig Pfund sind auch achthundert Schilling. Das Wergeld eines einfachen Mannes wie beispielsweise eines Housecarls beträgt zweihundert Schilling. Odric, Elfhelm, Gorm und Edwin. Sind achthundert.« »Cædmon … Es ist nicht so, wie Ihr glaubt.«
    Cædmon trat langsam auf den Tisch zu. »Vielleicht nicht. Ich hoffe, ich irre mich. Ich kann nicht glauben, daß es das bedeutet, wonach es aussieht. Aber was immer es ist, Monseigneur, was immer Ihr vorhabt mit der Truppe handverlesener Ritter, die Ihr auf der Isle of Wightzusammenzieht und ausbilden laßt, ich will nicht, daß meine Männer etwas damit zu tun haben. Darum werde ich Euch die Summe erstatten, und Ihr gebt mir meine Housecarls zurück. Es sind gute Männer, und sie vertrauen mir.« Er unterbrach sich, schüttelte fassungslos den Kopf und stieß die Luft aus. »Wie konntet Ihr das nur tun? Es sind Menschen , die Ihr da in Euer fragwürdiges Spiel hineinzieht. Ihre Familien dachten, sie seien tot. Sie trauern um sie, so wie mein Bruder und ich um sie getrauert haben! Was habt Ihr Euch nur dabei gedacht? Was fällt Euch eigentlich ein?«
    Odo schoß aus seinem Sessel hoch. »Mäßigt Euch, Thane! Ich glaube, Ihr vergeßt, mit wem Ihr redet.«
    Cædmons Hände ballten sich zu Fäusten. »Ich weiß genau, mit wem ich rede. Ich glaube, ich erkenne heute zum erstenmal klar, wer Ihr seid. Was Ihr seid.«
    »Cædmon, hört mir zu. Es stimmt, ich habe Euch diese Männer gestohlen. Eure vier besten. Mit anderen hab ich das gleiche getan. Und ich hatte ein schlechtes Gewissen, deshalb habe ich Euch das Geld geschickt. Ich kann nicht sagen, daß es mein Gewissen sonderlich beruhigt hat. Aber ich brauche diese Männer. Und der Zweck, für den ich sie brauche, ist kein Verrat. Nichts, was meinem Bruder, dem König, in irgendeiner Weise schaden könnte. Ihr müßt doch wissen, daß ich das niemals täte.«
    Die leisen Worte verfehlten ihre Wirkung nicht. Cædmon beruhigte sich ein wenig, lief nicht länger Gefahr, mit den Fäusten auf die sakrosankte Person eines Bischofs der Heiligen Kirche loszugehen. Aber er war ganz und gar nicht getröstet. »Ihr könnt mir nicht weismachen, daß das, was Ihr vorhabt, die Zustimmung des Königs findet, wenn Ihr in solcher Heimlichkeit eine Truppe aufstellt.«
    »Das habe ich ja auch gar nicht behauptet«, erwiderte Odo mit einem schwachen Lächeln.
    Cædmon konnte wirklich nichts Erheiterndes an der Situation erkennen. »Dann gebt mir meine Männer zurück. Sie dienen Euch, weil sie glauben, daß es mein Wunsch ist. Ihr mißbraucht ihre Treue und Loyalität auf schändlichste Weise. Das kann ich nicht verantworten. Sie vertrauen mir, und ich bin es ihnen schuldig, sie davor zu schützen, in die Irre geleitet zu werden. Also, gebt sie mir zurück.«
    Odo verschränkte die Arme. »Nein.«
    Cædmon rieb sich das Kinn an der Schulter. »Ich bestehe darauf.«»Das wird nichts nützen.«
    »Ja, begreift Ihr denn nicht, daß Euer Spiel aus ist? Ich will Euch gern drei Tage Zeit lassen, um mit dem König zu sprechen. Aber wenn Ihr ihm bis dahin nicht gesagt habt, was diese geheimnisvolle Truppe zu bedeuten hat, dann muß ich ihm mitteilen, was ich erfahren habe.« Odo lehnte sich an seinen Tisch und verschränkte die Arme. »Ich fürchte, Ihr seid derjenige, der die Situation verkennt, Cædmon. Ich habe verhindert, daß Ihr heute abend in meine Halle hinuntergeht, um ein Treffen zwischen Euch und Odric zu vereiteln. Weil ich Euch die Folgen ersparen wollte. Aber es sollte nicht sein.«
    Der Bischof sah plötzlich auf einen Punkt hinter Cædmons Schulter. Cædmon wirbelte in dem Moment herum, als die Wachen ihn packten. Er hatte keine Ahnung, durch welches verborgene, geheimnisvolle Signal Odo sie herbeigerufen hatte, und er dachte wütend, daß er doch inzwischen wirklich hätte wissen müssen, daß dieser Mann immer alle Eventualitäten mit einkalkulierte.
    »Es tut mir leid, Cædmon«, sagte Odo leise, es klang beinah wie ein Seufzen. »Aber ich fürchte, Ihr werdet meine Gastfreundschaft wieder einmal ein wenig länger erdulden müssen, als Ihr beabsichtigtet.«
    »Nein …«
    »Bringt ihn weg. Sperrt ihn ein, wo ihn keiner findet. Und gebt acht, daß niemand ihn sieht.«
    »Nein!« Cædmon versuchte sich loszureißen, kämpfte in lichterloher Panik gegen die Pranken, die ihn hielten, trat gegen

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