Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das zweite Leben

Das zweite Leben

Titel: Das zweite Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James White
Vom Netzwerk:
gewirbelt und weitergetrieben, bis sich die Feuer über den ganzen Planeten ausgebreitet hatten. Schwere Regenfälle konnten die Flammen nur aufhalten. Am Ende jedoch war alles Gras auf den Kontinenten verbrannt. Nur wenige kleinere Inseln im Pazifik blieben verschont.
    Ross erwachte und sah den kahlen Boden, die dunklen Wolken und den roten Ring der Sonne. Er kannte diese Bilder. Bevor er irgend etwas sagen konnte, erklärte 5B ihm, was geschehen war, und daß die Asche auf die gleiche Weise durch das Meer absorbiert werden würde wie schon einmal. Der Sauerstoffgehalt der Atmosphäre war auf einen normalen Wert reduziert worden. Ross war aus dem Tiefschlaf geholt worden, weil das Seegras weitere Entwicklungssprünge vollführt hatte.
    Nachdem der Wechsel der Gezeiten infolge der weiteren Annäherung des Mondes an die Erde noch heftiger geworden war, hatte das Seegras immer weiter ins Meer zurückweichen müssen, wo der extreme Druck, die Dunkelheit und allmählich ansteigende Temperaturen für eine interessante Mutation gesorgt hatten. Die Pflanzen mußten große Mengen an Mineralien aufnehmen, um unter diesen Umständen zu überleben. Da sie diese nur im Meeresboden fanden und ständig neue Vorkommen finden mußten, wenn die alten Stellen erschöpft waren, hatten sie zu wandern begonnen. Und nun bildeten sie Kolonien, in denen sich viele hundert Pflanzen über das Ozeanbett bewegten und diesen nach Mineralien oder ihren unbeweglichen Verwandten abgrasten.
    »Laßt Ihnen eine Million Jahre Zeit und seht zu, was aus ihnen wird«, sagte Ross und machte Anstalten, wieder nach unten zu gehen. Natürlich handelte es sich um eine vielversprechende Entwicklung, doch er hatte das Hoffen verlernt. 5B rollte schnell in einem Bogen an ihm vorbei und stellte sich ihm in den Weg.
    »Es wäre besser, wenn Sie wach bleiben würden, Sir.« Die Art, wie die Schwester die Bitte vortrug, machte Ross stutzig.
    »Wieso?«
    »Aus psychologischen Gründen, Sir«, kam die prompte Antwort. »Sie sollten mindestens einen Monat lang bei uns sein, damit Sie über die Entwicklung auf der Erde auf dem laufenden bleiben. Es hat sich viel getan, und Sie nehmen sich nicht einmal die Zeit, das Wichtigste zu hören. Sie müssen sich wieder für unsere Welt interessieren, Sir. Wir sorgen uns ernsthaft um Sie.«
    Ähnliche Worte hatte Ross vor nicht allzu langer Zeit gehört. Als er schwieg, fuhr die Schwester fort: »Vielleicht könnten wir wieder eine Parade für Sie organisieren, Sir. Wir könnten auch ein Manöver simulieren …«
    Ross schüttelte den Kopf.
    »Es gibt so viele Möglichkeiten für Sie, uns zu helfen«, sagte die Schwester, und zum erstenmal seit vielen tausend Jahren begann sie zu ticken. Ross wurde neugierig.
    »Wir brauchen Sie, Sir«, hörte er, während es zu regnen begann und Ross bis weit aufs Meer hinaussehen konnte. »Die Befolgung Ihrer Instruktion allein füllt uns nicht aus. Wir haben begonnen, unsere Kenntnisse der Wissenschaften neu zu überdenken und zu vervollständigen, indem wir die uns zur Verfügung stehenden Daten auswerteten und in Systeme brachten. In den Naturwissenschaften haben wir große Fortschritte gemacht, aber …«, wieder hörte Ross das Ticken. 5B mußte ein Problem haben, das die Roboter tatsächlich sehr tief bewegte. »Aber bei den Sozialwissenschaften und ihnen verwandten Gebieten stoßen wir auf Schwierigkeiten, die wir nur mit Hilfe eines Menschen überwinden können.«
    »Zum Beispiel?«
    »Die Frage, ob es richtig ist, daß Menschen durch periodische Kriege und deren Begleitumstände ihre Evolution beschleunigen sollten, falls es gute Gründe für eine schnelle Fortentwicklung gäbe.«
    Ross war überrascht, mit welchen Gedanken sich die Roboter bereits herumschlugen. Gleichzeitig fühlte er Bitterkeit. Er erinnerte sich an eine alte Redensart.
    Der Krieg ist der Vater aller Dinge …
    »Unter keinen Umständen!« sagte Ross laut. »Gerade unsere Vergangenheit sollte euch gezeigt haben, wozu ein Krieg führen kann, und …«
    Plötzlich kam ihm ein furchtbarer Verdacht. Sollten die Roboter am Ende vorhaben, sich gegenseitig zu bekriegen, um dadurch die Entwicklung ihrer Zivilisation zu beschleunigen?
    »Nein, Sir!« versicherte die Schwester auf seine Frage. Doch der Verdacht blieb. Obwohl er keine Befehle mehr zu geben und den Robotern selbst die Freiheit gegeben hatte, sagte er scharf: »Ich will keine Kriege zwischen euch, ganz egal, wieviel ihr euch davon versprecht. Das ist ein

Weitere Kostenlose Bücher