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Das zweite Leben

Das zweite Leben

Titel: Das zweite Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James White
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sich darüber – auch dann noch, als er die Augen das nächstemal aufschlug.
     
17.
     
    Die Sonne war zu einem Zwerg geworden, die Erde ausgetrocknet. Mit dem Wasser war der letzte Rest Atmosphäre in den Weltraum entwichen. Die Meteore, die unablässig von den Ringen auf den Planeten herunterprasselten, fanden keinen Widerstand mehr und schlugen tiefe Krater in die tote Welt. Der Himmel war schwarz, alles andere – die Sonne, die Ringe, die vernarbte Oberfläche des toten Himmelskörpers – weiß. Es war wie ein Wunder, daß Ross in seinem Turm noch leben konnte, daß die Roboter es geschafft hatten, die Temperatur und die Luft innerhalb des Palasts auf für Menschen erträglichen Werten zu halten. Doch was Ross als erstes auffiel, war, daß die Schwester nicht mehr um ihn herum war. Sie hatte andere Aufgaben, hieß es.
    Drei Tage nach seinem Erwachen fand er sie vor der Tür zu einem der Reaktorräume, in denen die Energie für den Betrieb des Turmes, den Ross mittlerweile ebenfalls als eine einzige Maschine ansah, erzeugt wurde. 5B bewegte sich nicht. Die Schwester war vollkommen starr – leblos! Ross schrie sie an und hämmerte mit den Fäusten gegen den ovalen Metallkörper, doch sie reagierte nicht. Ross war niemals der Gedanke gekommen, daß sie sterben könnte. Nun schien es so, als ob er den letzten Freund verloren hatte. Erst jetzt wurde ihm wirklich bewußt, wie sehr er sich an das Riesenei geklammert hatte. 5B war mehr als ein Diener gewesen – sein Begleiter durch die Jahrmillionen hindurch.
    Ross lehnte sich an eine Wand, als er spürte, wie seine Beine weich wurden. Noch einmal zogen die Stationen seines Lebens als bruchstückhafte Erinnerungen an ihm vorbei. Alle Hoffnungen und Enttäuschungen, die kleinen Freuden und Ärgernisse. Eine halbe Ewigkeit war seit seiner Kindheit vergangen, und er war immer noch in den Zwanzigern. Er würde nicht viel älter sein, wenn das Universum in sich zusammenfiel.
    Mehr denn je wünschte er sich, daß er rechtzeitig Schluß gemacht hätte, spätestens dann, als er das Seegras gesehen hatte und erkennen mußte, daß er alles in seiner Macht Stehende getan hatte. Und er hatte Fehler gemacht, die Fähigkeiten seiner Robotarmee verschwendet. Auf den Planeten wären vielleicht Lebenskeime zu finden gewesen, die zur Erde transportiert werden konnten. Aber die Chance war vertan.
    Noch einmal beugte Ross ich über die Schwester. Seine Finger strichen vorsichtig über die starren Linsen.
    »Es tut mir so leid«, flüsterte er. Dann lief er davon, um einen Robot aufzutreiben, der in der Lage war, ihn einzufrieren. Es dauerte lange bis er ihn fand. Wo waren sie alle geblieben?
     
    Es mußte ein Traum sein, denn Ross sah Schwester 5B über den Tiefschlafbehälter gebeugt.
    »Du bist tot«, brachte er hervor.
    »Nein, Sir«, sagte die vertrauliche Stimme. »Ich war lediglich in Reparatur.«
    »Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr ich mich freue«, sagte Ross. Er gab sich keine Mühe, seine Gefühle zu verbergen. »Und diesmal bleibe ich wach, egal, was passiert ist oder passieren wird, Schwester.« Und als er »Schwester« sagte, meinte er nicht »Krankenschwester«. »Ich will nichts anderes mehr als unter Freunden sterben …«
    »Es tut mir leid, Sir«, sagte 5B. »Wir haben Sie nur aus dem Tiefschlaf geholt, um Sie in ein sichereres Quartier zu bringen. Die Gefriersysteme sind in fast allen Teilen des Turmes ausgefallen, und nur einige Stockwerke sind noch bewohnbar. Sie sind nur im Tiefschlaf sicher.«
    »Aber ich will nicht wieder …«
    »Können Sie gehen, Sir?«
    Die Schwester führte ihn durch verbrannte Gänge und zeigte ihm auf Bildschirmen die Teile des Turmes, in die Meteore eingeschlagen waren. Ross wunderte sich darüber, daß der Energieschirm ihn nicht schützen konnte, stellte jedoch keine Fragen. Der Palast war zur Ruine geworden. Ross hatte keine Gelegenheit, einen Blick nach draußen zu werfen, und das war gut so. 5B brachte ihn zu einem Lift, der in die Tiefe führte, wo sich ein einziger Raum mit einem Tiefschlafbehälter befand. Eine schwere Tür schwang hinter ihnen zu.
    »Drehen Sie sich langsam um, Sir«, sagte die Schwester, wobei sie eine Spraydose auf ihn richtete und ihn mit mattgrüner Farbe besprühte. »Dies wird Ihnen später helfen.«
    »Was soll das?« schnappte Ross. »Ich will wachbleiben!«
    Die Schwester redete beruhigend auf ihn ein und dirigierte ihn zum Tiefschlafbehälter. Sie legte ihn regelrecht hinein, nachdem er eine

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