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Das zweite Vaterland

Das zweite Vaterland

Titel: Das zweite Vaterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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»Landlord« der schiffbrüchigen Familie geliefert hatte.
    »Und was hast Du gethan? fragte der ältere Zermatt.
     

    »Ich habe den Berg durchbrochen!« rief der junge Mann. (S. 54.)
     
    – Das einzige, was zunächst zu thun war, antwortete Fritz. Ich suchte den Albatros, der durch den Schlag mit dem Haken nur betäubt war, wieder zu beleben, und das gelang auch, als ich ihm ein wenig Meth durch den Schnabel eingegossen hatte. Dann schrieb ich mit dem Blute einer Fischotter auf ein Stück von meinem Taschentuche: »Vertraut auf Gott!… Vielleicht ist seine Hilfe nahe!« Hierauf befestigte ich das Leinenstückchen wieder an einem Beine des Albatrosses, in der Ueberzeugung, daß der Vogel ein gezähmter sei, nach dem Rauchenden Felsen zurückkehren und meine Botschaft dahin bringen werde. Sobald ich ihm die Freiheit wiedergegeben hatte, flog der Albatros so schnell davon, daß ich ihn bald aus dem Auge verlor. Ihm zu folgen wäre mir also ganz unmöglich gewesen.«
    Der ältere Zermatt fühlte sich tief ergriffen. Was konnte wohl geschehen, um jene Unglückliche zu retten? Wo lag der Rauchende Fels? In der Nachbarschaft der Neuen Schweiz oder Hunderte von Seemeilen davon im Westen? Die Albatrosse sind so kräftige und unermüdliche Vögel, daß sie leicht sehr große Strecken durchfliegen können. Wer konnte nun wissen, ob nicht auch der, um den es sich hier handelte, aus so weiter Ferne hergekommen war, daß die Pinasse dahin gar nicht kommen konnte? Daß Fritz dieses Geheimniß nur seinem Vater anvertraut hatte, wurde von diesem völlig gebilligt, denn Frau Zermatt und seine Brüder würde diese Mittheilung nutzlos aufgeregt haben; warum ihnen also eine gewiß schmerzliche Unruhe bereiten?
     

    Die Thalmulde von Grünthal. (S. 58.)
     
    Uebrigens blieb es ja fraglich, ob die Schiffbrüchige am Rauchenden Felsen überhaupt noch lebte. Die gefundenen Zeilen trugen kein Datum und es konnten vielleicht Jahre verflossen sein, seit sie am Beine des Albatrosses befestigt worden waren.
    Das Geheimniß wurde also vorläufig gewahrt; leider schien es aber, als ob gar kein Versuch unternommen werden könnte, die Engländerin aus ihrer trostlosen Einsamkeit zu retten.
    Inzwischen hatte der ältere Zermatt beschlossen, die Perlenbucht einmal zu besuchen, um womöglich die Ausdehnung der dortigen Muschelbänke kennen zu lernen.
    Betsie erklärte sich, wenn auch ungern, bereit, mit Franz allein in der Wohnstätte Felsenheim zurückzubleiben. Fritz, Ernst und Jack sollten nämlich ihren Vater begleiten.
    Am zweitfolgenden Tag, am 11. April, verließ die Schaluppe also den kleinen Landeinschnitt im Schakalbach und dessen Strömung trug sie rasch nach Norden hinaus. Auch mehrere Hausthiere wurden auf die Fahrt mitgenommen, darunter der Affe Knips II., der Schakal Jacks, die Hündin Bill, die für die Anstrengungen einer solchen Kundschaftsfahrt eigentlich zu alt war, und endlich Braun und Falb, die beiden Hunde, die jetzt bei besten Kräften waren.
    Fritz fuhr der Schaluppe in seinem Kajak voraus und schlug nach Umschiffung des Caps der Getäuschten Hoffnung die Richtung nach Westen ein, quer durch ein Gewirr von Klippen, worauf sich Walrosse und andere an den Küsten heimische Amphibien in großer Menge tummelten.
    Diese Thiere waren es jedoch nicht, die die besondere Aufmerksamkeit des älteren Zermatt erweckten, sondern die unzähligen Nautilen, die Fritz schon einmal gesehen hatte. Gleichwie mit einer Flotille beweglicher Blumen war die ganze Bai von diesen hübschen Cephalopoden bedeckt, deren Flügel sich im Winde blähten.
    Nach ungefähr drei Lieues langer Fahrt vom Cap der Getäuschten Hoffnung aus, wies Fritz nach dem am äußersten Ende der Nautilusbucht gelegenen Cap Camus (Stumpfnase) hin, das genau die Form einer solchen Nase zeigte. Anderthalb Lieues weiterhin tauchte das Bogengewölbe auf, jenseits dessen sich die Perlenbucht ausdehnte. Beim Einfahren durch das Thor des Gewölbes sammelten Jack und Ernst eine Anzahl der dort hängenden Salanganennester, ein Unterfangen, dem sich deren Bewohner mit begreiflicher Hitze widersetzten.
    Als die Schaluppe durch die enge Wasserstraße zwischen dem Bogengewölbe und den Klippenreihen gekommen war, lag die geräumige Bucht, die einen Umfang von sieben bis acht Lieues haben mochte, in ihrer ganzen Ausdehnung vor ihr frei.
    Es war ein wirkliches Vergnügen, die herrliche Wasserfläche zu befahren, aus der drei oder vier bewaldete Holme emporragten und die von grünem

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