Das zweite Vaterland
Wiesenland, dichten Gehölzen und malerischen Hügeln eingerahmt war. Das westliche Ufer durchbrach ein hübscher Fluß, dessen Bett sich weiterhin unter Bäumen verlor.
Die Schaluppe landete in einem kleinen Landeinschnitte in der Nähe der Perlmuschelbank. Da es bereits Abend wurde, ließ Zermatt gleich ein Lager am Ufer des Flusses aufschlagen. Dann wurde ein Feuer angezündet und in der heißen Asche kochte man einige Eier, die neben dem mitgeführten Pemmican, den Bataten und dem Maiszwieback das Abendbrot lieferten. Aus Vorsicht bestiegen nachher aber alle wieder die Schaluppe und überließen es Braun und Falb, das provisorische Lager gegen die Schakale zu vertheidigen, deren heulendes Bellen von weiter landeinwärts her am Flusse hörbar war.
Drei Tage, vom 12. bis zum 14, verwendete man zum Auffischen von Muscheln, die alle Perlen als kleinere und größere Kugeln in der Perlmuttersubstanz der Schalen eingebettet enthielten. Gegen Abend erlegten Fritz und Jack dann noch Enten und Rebhühner in einem kleinen Gehölze am rechten Ufer des Flusses. Bei dieser Jagd machte sich einige Vorsicht nöthig, denn in dem Gehölze hausten nicht wenige Wildschweine und auch noch gefährlichere Thiere.
Am Abend des 14. erschienen nämlich ein Löwe und eine Löwin, die laut brüllten und die Pranken mit dem mächtigen Schwanze peitschten. Dem männlichen Thiere jagte Fritz eine Kugel wohlgezielt ins Herz und auch die Löwin brach bald darauf von einer solchen getroffen zusammen, zerschmetterte vorher aber noch mit einem Tatzenschlage den Kopf des armen, alten Bill, was dessen Herrn tief bekümmerte.
Außerhalb des Gebietes des sogenannten Gelobten Landes hausten in diesem Theile der Neuen Schweiz also verschiedene Raubthiere. Daß bisher noch keines davon durch den Engpaß der Cluse eingedrungen war, konnte nur als glücklicher Zufall gelten. Zermatt entwarf jetzt aber sofort einen Plan, diesen Engpaß, der, wie wir wissen, die Felswand durchschnitt, möglichst zu versperren.
Inzwischen empfahl er ganz allgemein die größte Vorsicht, vor allem aber Fritz und Jack, die ihr Jagdeifer zuweilen zu unüberlegten Ausflügen verleitete, da eine gefährliche Begegnung mit Raubthieren dabei ja niemals ausgeschlossen war..
Der laufende Tag war im übrigen benützt worden, die am Strande aufgehäuften Muscheln zu entleeren, da die große Menge abgestorbener Mollusken einen recht übeln Geruch zu verbreiten anfing. Am nächsten Tage wollte Zermatt mit seinen Söhnen schon frühzeitig zur Rückkehr aufbrechen, da seine Gattin sich wegen ihres langen Ausbleibens doch wohl beunruhigen mochte. Wiederum fuhr der Kajak der Schaluppe voraus. Am Bogengewölbe angelangt, übergab Fritz seinem Vater aber einen Zettel und wandte sich selbst nach Westen. Zermatt konnte schon im voraus annehmen, daß sein Aeltester im Begriffe war, nach dem Rauchenden Felsen zu suchen.
Fünftes Capitel.
Rückkehr nach Felsenheim. – Fahrt der »Elisabeth« nach der Perlenbucht. – Eine Rettung. – Ein menschliches Wesen. – Jenny Montrose. – Schiffbruch des »Dorcas«. – Zwei Jahre auf dem Rauchenden Felsen. – Was Fritz berichtete.
Der Leser wird sich leicht die quälende Unruhe vorstellen, die der ältere Zermatt bei dem Gedanken an die Gefahren empfand, denen sein Sohn sich jetzt aussetzte. Da er diesen aber weder davon zurückhalten, noch mit ihm gehen konnte, mußte die Schaluppe nach dem Cap der Getäuschten Hoffnung zurückkehren.
In Felsenheim eingetroffen, wollte Zermatt weder seinen Kindern, noch seiner Frau, etwas von der Fahrt Fritzens und von der Veranlassung dazu mittheilen. Damit hätte er diese nicht nur unnütz geängstigt, sondern in ihnen jedenfalls auch leere Hoffnungen erweckt. Er sprach also nur von einer genaueren Besichtigung des westlichen Küstenstriches. Als Fritz aber auch nach dreitägiger Abwesenheit noch nicht wieder erschien, beschloß Zermatt, der sich jetzt selbst ängstigte, ihn womöglich aufzusuchen.
Frühmorgens am 20. April lichtete die »Elisabeth« die Anker. Die ganze Familie hatte sich darauf eingeschifft und für die Fahrt reichlich mit allen Bedürfnissen versorgt.
Einen günstigeren Wind, als den eben herrschenden, konnte man sich gar nicht wünschen. Von Südosten wehte eine mäßige Brise, die es ermöglichte, ziemlich dicht am Lande hinzufahren. Am Nachmittage erreichte die Pinasse das Bogengewölbe, das umschifft wurde, und darauf glitt sie in die Perlenbucht hinein.
Zermatt ließ neben der
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