Dass du ewig denkst an mich
du sie der Verwaltung übergeben?« »Natürlich.
Dekan Larkin wird bestimmt veranlassen daß einer der
Psychologen mit Laurie spricht. Ich weiß, daß sie bei einem
Psychiater in Ridgewood in Behandlung ist, aber vielleicht
braucht sie hier auch Unterstützung. Das arme Kind.«
35
Laurie saß aufrecht im Bett und las Zeitung, als Sarah am
späten Sonntagvormittag ins Krankenhaus kam. Sie begrüßte
sie vergnügt. »Tag. Du hast mir Kleider mitgebracht. Klasse.
Ich zieh mich gleich an, und dann können wir im Club
miteinander essen.«
Das hatte sie ihrer Schwester schon vor einer Stunde am
Telefon angekündigt. »Und du bist auch ganz sicher, daß es dir
nicht zuviel werden wird?« fragte Sarah besorgt. »Gestern ging
es dir noch ziemlich schlecht.«
»Für dich wird es vielleicht zuviel. Wenn ich du wäre würde
ich ausziehen und keine Nachsendeadresse hinterlassen.
Ehrlich, ich bin dir eine solche Last.« Sie blickte bedrückt und
Nachsicht heischend, und Sarah beugte sich über sie und
drückte sie an sich.
Das war die gute alte Laurie, die keinem zur Last fallen
wollte. »Du siehst wirklich prima aus. Besser als in den ganzen
letzten Monaten«, sagte Sarah aufrichtig.
»Die haben mir irgend etwas gegeben, und ich habe wie ein
Murmeltier geschlafen.«
»Das war nur eine leichte Schlaftablette. Dr. Carpenter hat
das veranlaßt. Die Schlaftablette und Antidepressiva.«
Lauries Miene verfinsterte sich. »Sarah, ich habe mir bis
jetzt nie von ihm irgendwelche Pillen geben lassen, obwohl er
es dauernd versucht hat. Du weißt, daß ich das Zeug nicht mag.
Aber meinetwegen - ich werde die Pillen nehmen. Doch mit
der Therapie ist Schluß.«
»Du wirst mit Dr. Carpenter über die Reaktion auf die
Medikamente sprechen müssen.«
»Am Telefon von mir aus.«
»Laurie, du weißt doch, daß Dr. Carpenter deinetwegen
einen Psychiater in New York konsultiert hat, er heißt Dr.
Donnelly. Wenn du nicht zu ihm gehen willst, ist es dir dann
recht, wenn ich mit ihm spreche?«
»Lieber nicht, Sarah. Aber wenn es dich glücklich macht.«
Laurie sprang aus dem Bett. »Und jetzt schauen wir, daß wir
hier rauskommen.«
Im Club baten sie Bekannte an ihren Tisch. Laurie hatte einen
gesunden Appetit und war gut gelaunt, so daß Sarah sich kaum
vorstellen konnte, wie verzweifelt sie selbst gestern gewesen
war. Als sie mit Professor Grant telefoniert hatte, hätte sie
beinahe geweint.
Als sie den Club verließen, fuhr Sarah nicht gleich nach
Hause, sondern schlug die entgegengesetzte Richtung ein.
Laurie sah sie fragend an. »Wo fährst du hin?« »Nach Glen
Rock, das sind vielleicht zehn Minuten Fahrt. Dort stehen ein
paar neue Eigentumswohnungen zum Verkauf, die sehr schön
sein sollen. Ich dachte, wir sehen sie uns einmal an.«
»Meinst du nicht, daß wir uns für eine Weile einfach etwas
mieten sollten, Sarah? Ich meine, was wäre denn, wenn du in
eine Anwaltskanzlei in New York kommst? Du hast doch
schon eine ganze Menge Angebote gehabt. Unsere nächste
Wohnung, wo auch immer sie ist, sollte auf dich zugeschnitten
sein, nicht auf mich. Wenn ich mich entschließen sollte,
Golfprofi zu werden, werde ich ja ohnehin hinter der Sonne
herziehen.«
»Ich trete in keine private Kanzlei ein, das steht fest. Laurie,
immer wenn ich die Angehörigen von Gewaltopfern befrage
und ihr Leid und ihren Zorn miterlebe, dann weiß ich, daß ich
es einfach nicht fertigbringe, auf der anderen Seite zu arbeiten
und irgendwelche Schlupflöcher in den Gesetzen zu suchen,
um die Täter freizukriegen. Ich schlafe viel besser, wenn ich
die Anklage gegen Mörder vertrete, als wenn ich sie
verteidige.«
Das Objekt mit drei Etagen gefiel ihnen beiden. »Wirklich ein
hübscher Grundriß«, meinte Sarah. Dem Makler, der sie
herumführte, sagte sie: »Jemand interessiert sich allem
Anschein nach ernsthaft für unser Haus. Sobald wir sicher
wissen, daß wir es verkaufen können, melden wir uns wieder.«
Sie hakte Laurie kumpelhaft unter, als sie zum Wagen
zurückgingen. Es war ein klarer, kühler Tag, und Frost lag in
der Luft. Trotzdem konnte man spüren, daß der Frühling nur
noch sechs Wochen entfernt war. »Eine schöne Außenanlage«,
meinte Sarah. »Überleg doch: Wir brauchten uns überhaupt
nicht darum zu kümmern, daß der Garten gepflegt wird. Wäre
doch prima, nicht wahr?«
»Papa hat gern draußen rumgewerkelt, und Mama war am
glücklichsten, wenn sie vor irgendeinem Blumenbeet knien
konnte.«
Weitere Kostenlose Bücher