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Dass du ewig denkst an mich

Titel: Dass du ewig denkst an mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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hat.«
Ich muß mich mit dem Richter arrangieren, dachte Sarah.
Wenn im Zeugenstand diese Persönlichkeit herauskam, ohne
einen Funken Bedauern über Allan Grants Tod…
»Sie wissen, daß Allan tot ist…«
»Oh, daran habe ich mich jetzt gewöhnt. Obwohl es
natürlich ein Schock war!«
»Wissen Sie, wie er gestorben ist?«
»Na klar. Unser Küchenmesser.« Jetzt begann ihre
prahlerische Fassade zu bröckeln. »Ich wünschte, ich hätte es
in meinem Zimmer gelassen, als ich ihn in jener Nacht
aufsuchte. Wissen Sie, ich war wirklich verrückt nach ihm.«
70
    In den drei Monaten zwischen Anfang Februar und Ende April
hatte Brendon Moody das Clinton College einige Male
besucht. Er war dort zu einer vertrauten Gestalt geworden,
hatte mit den Studenten im Ratskeller oder im
Studentenzentrum geplaudert, sich mit den Lehrkräften
unterhalten und war gelegentlich mit den Bewohnerinnen von
Lauries Wohnheim über den Campus gegangen.
    Am Ende jener drei Monate hatte er nur wenig in Erfahrung
gebracht, das für Lauries Verteidigung nützlich sein konnte,
wenn er auch durchaus auf einige strafmindernde Sachverhalte
gestoßen war. Die ersten drei Jahre auf dem College war sie
geradezu eine Musterstudentin gewesen und beim Lehrkörper
ebenso beliebt wie bei den Kommilitonen. »Beliebt, aber ohne
enge Freunde«, meinte eine Studentin aus dem dritten Stock
ihres Wohnheims. »Es ergibt sich nach einer Weile ganz
selbstverständlich, daß Freundinnen ziemlich offen über ihre
Verabredungen oder ihre Familien reden oder einfach über das,
was sie gerade beschäftigt. Laurie hat das nie getan. Sie schloß
sich den anderen an und war freundlich, aber wenn jemand sie
wegen Gregg Bennett aufzog, der offenbar in sie verknallt war,
dann hat sie einfach nur darüber gelacht. Sie hatte immer eine
Mauer um sich herum.«
    Brendon Moody hatte gründliche Nachforschungen über
Gregg Bennett angestellt. Eine Familie mit Geld. Intelligent.
War vom College abgegangen, um Unternehmer zu werden,
hatte sich eine blutige Nase geholt und war zurückgekehrt, um
doch noch seinen Abschluß zu machen. Hatte in zwei
Hauptfächern mit Auszeichnung bestanden und würde im Mai
das College abschließen und sich nächsten September in
Stanford immatrikulieren. Ein junger Mann, wie man ihn für
die eigene Tochter wünschte, dachte Brendon und erinnerte
sich dann, daß man über den Serienmörder Ted Bundy genau
dasselbe gesagt hatte.
    Alle Studenten, mit denen er sprach, stimmten darin überein,
daß sich Laurie nach dem Tod ihrer Eltern dramatisch
verändert hatte. Trübsinnig. In sich gekehrt. Häufig
Kopfschmerzen. Ließ immer wieder Unterrichtsstunden
ausfallen und lieferte ihre Arbeiten verspätet ab. »Manchmal
ging sie einfach an mir vorbei und hat nicht einmal ›Tag‹
gesagt, oder sie hat mich angesehen, als sähe sie mich das
erstemal«, erklärte eine Studentin aus einem der unteren
Semester.
    Lauries Persönlichkeitsstörungen erwähnte Brendon nie;
Sarah hatte sich diesen Punkt für den Prozeß vorbehalten und
wollte ihn nicht an die Öffentlichkeit tragen.
    Daß Laurie regelmäßig abends allein ausgegangen und spät
zurückgekommen war, hatten mehrere Studenten bemerkt und
auch darüber miteinander gesprochen und Vermutungen
darüber angestellt, mit wem sie sich wohl treffen mochte.
Einige hatten gewisse Schlüsse daraus gezogen, daß Laurie
häufig zu früh zu Allan Grants Vorlesungen erschien und
nachher öfters noch etwas verweilte, um mit ihm zu reden.
Louise Larkin, die Frau des Dekans, unterhielt sich gern mit
Moody. Von ihr stammte der Hinweis, daß Allan Grant
angefangen hatte, sich für eine der neuen Lehrerinnen im
Fachbereich Anglistik zu interessieren. Darauf suchte Moody
das Gespräch mit Vera West, die sich allerdings als nicht sehr
zugänglich erwies.
    Brendon war unzufrieden. Bald würde das Schuljahr zu Ende
sein, und eine ganze Anzahl Studenten des letzten Semesters,
die Laurie Kenyon gut kannten, würden ihre
Abschlußprüfungen ablegen. Leute wie Gregg Bennett.
    Diese Überlegung brachte Brendon dazu, Bennett anzurufen;
dieser war jedoch schon im Begriff, ins Wochenende
abzureisen. Sie kamen deshalb überein, sich am Montag zu
treffen.
    »Grüßen Sie Sarah von mir und sagen Sie ihr, sie soll mich
anrufen, wenn ich irgend etwas tun kann«, sagte Bennett noch.
Wieder eine Woche ohne Ergebnis, dachte Brendon frustriert
auf der Nachhausefahrt.
    Der langersehnte

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