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Dass du ewig denkst an mich

Titel: Dass du ewig denkst an mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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hinauslaufen. Wie geht
es Laurie?«
Sarah überlegte. »In vieler Hinsicht besser. Ich glaube, sie
findet sich jetzt langsam damit ab, daß sie Papa und Mama
verloren hat. Dr. Donnelly ist wunderbar.«
»Irgendeine Erinnerung an Allan Grants Tod?«
»Nichts. Aber mit der Zeit kommen jetzt Erinnerungen aus
den Jahren ihrer Entführung an die Oberfläche, wenn auch nur
stückweise. Justin - ich meine Dr. Donnelly - ist sicher, daß sie
damals mißhandelt worden ist. Aber auch wenn man ihr
Videobänder von den Therapiesitzungen zeigt, in denen ihre
anderen Persönlichkeiten herauskommen, verhilft ihr das nicht
zu einem echten Durchbruch.« Sarahs Stimme, die bisher ruhig
und gelassen gewesen war, klang nun verzweifelt. »Brendon,
jetzt ist Mai. In drei Monaten habe ich nichts gefunden, was ich
für ihre Verteidigung einsetzen kann. Es scheint, daß sie drei
andere Persönlichkeiten hat. Kate, die eine Art Beschützerin ist
und fast so etwas wie ein brummiges Kindermädchen. Sie
nennt Laurie immer eine Versagerin oder einen Jammerlappen
und wird böse auf sie, versucht aber dann, sie abzuschirmen.
Sie blockiert ständig ihre Erinnerung. Leona ist eine
Sexbombe, das ist die Persönlichkeit, die von Allan Grant
besessen war. Erst letzte Woche hat sie Dr. Donnelly gesagt,
wie leid es ihr täte, daß sie in jener Nacht das Messer bei sich
hatte.«
»Großer Gott«, murmelte Brendon.
»Die letzte Persönlichkeit ist Debbie, ein vierjähriges
Mädchen, das die ganze Zeit weint.« Sarah hob die Hände und
ließ sie dann resigniert wieder fallen.
»Wird sie sich je an das erinnern, was geschehen ist?«
»Möglich ist das schon, aber wie lange es dauern wird, kann
niemand vorhersagen. Sie hat kein Vertrauen zu Justin. Sie
begreift zwar, daß sie im Gefängnis enden kann, scheint aber
irgendwie nicht in der Lage, ihre verdrängten Erinnerungen
hervorzuholen.« Sarah sah ihn an. »Brendon, jetzt machen Sie
bloß nicht den Vorschlag, daß ich mich auf eine Mauschelei
einlassen soll.«
»Das hatte ich nicht vor«, brummte Brendon. »Wenigstens
im Augenblick noch nicht.«
Sophie brachte den Kaffee in die Bibliothek. »Ich habe sie
im Obergeschoß alleingelassen«, sagte sie. »Das ist doch in
Ordnung, oder?«
»Natürlich«, nickte Sarah. »Schließlich ist er ja ein Prediger,
Sophie, und wird sich nicht gerade mit Dingen, die ihm nicht
gehören, die Taschen vollstopfen.«
»Heute haben sie eine große Diskussion darüber, ob sie die
Wand zwischen deinem Badezimmer und Lauries Zimmer
einreißen und einen Whirlpool einbauen lassen sollen. Und ich
habe immer gedacht, daß die Geistlichkeit dem einfachen
Leben zugetan ist.« Geräuschvoll stellte sie das Tablett auf den
Schreibtisch.
»Nicht unbedingt«, meinte Brendon, ließ drei Stück Zucker
in seinen Kaffee fallen und rührte heftig um. »Sarah, Gregg
Bennett weiß wirklich nicht, was Lauries Verhalten ihm
gegenüber im letzten Jahr so verändert hat. Ich glaube, er ist
immer noch ziemlich in sie verknallt. An dem Abend vor
Grants Tod haben ein paar Studenten über Lauries
Schwärmerei für den Professor geredet, und Gregg hat es
gehört und ist auf und davon gerannt.«
»Eifersüchtig?« fragte Sarah.
Brendon zuckte die Achseln. »Wenn er das war, dann
scheint mir das jedenfalls nichts mit Allan Grants Tod zu tun
zu haben, es sei denn…«
»Es sei denn, Laurie findet ihre Erinnerung wieder.«
Es klopfte an der Tür. Sarah hob die Augenbrauen. »Bereiten
Sie sich darauf vor, gesegnet zu werden«, murmelte sie und rief
dann: »Herein!«
Unter der Tür standen lächelnd Bic und Opal. Sie waren
leger gekleidet, Bic hatte das Jackett ausgezogen, so daß sein
kurzärmeliges T-Shirt die muskulösen, dichtbehaarten Arme
sehen ließ. Opal trug eine lange Hose und eine Baumwollbluse.
»Wir wollen nicht stören, sondern nur sehen, wie es Ihnen
geht«, sagte sie.
Sarah stellte ihnen Brendon Moody vor, der sie ziemlich
einsilbig begrüßte.
»Und was macht das kleine Mädchen?« fragte Bic. »Sie
können sich nicht vorstellen, wie viele Menschen wir für sie
beten lassen.«
73
    Justin Donnelly wollte Sarah nicht eingestehen, daß er nicht
mehr daran glaubte, daß Laurie ihr Gedächtnis rechtzeitig für
die Verhandlung wiederfinden würde. Er sah sich mit zwei
Mitarbeiterinnen, Pat und Kathie, die für Kunst- und
Tagebuchtherapie zuständig waren, die Bänder seiner
Therapiesitzungen mit Laurie an. »Haben Sie bemerkt, wie die

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