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Dass du ewig denkst an mich

Titel: Dass du ewig denkst an mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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und daß Laurie ihr ja immer beim
Abräumen geholfen hätte. Erinnerte sie sich nicht?
Nachher gingen sie ins Wohnzimmer, und Sarah schaltete
den Fernseher ein. Laurie fuhr zitternd zurück, als Marie und
John sie aufforderten, sich zwischen sie zu setzen. »Sie hat
Angst«, warnte Sarah. »Tut so, als wäre sie nicht da.«
Die Augen ihrer Mutter füllten sich mit Tränen, aber sie tat
so, als würde sie sich ganz auf das Programm konzentrieren.
Laurie saß im Schneidersitz auf dem Boden und hatte sich eine
Stelle ausgewählt, wo sie den Bildschirm im Blick hatte, selbst
aber nicht gesehen werden konnte.
Als Marie ihr um neun Uhr vorschlug, ein warmes Bad zu
nehmen und zu Bett zu gehen, geriet Laurie in Panik. Sie
preßte die Knie an die Brust und vergrub ihr Gesicht in den
Händen. Sarah und ihr Vater tauschten Blicke.
»Mein armes kleines Mädchen«, sagte er. »Du brauchst noch
nicht ins Bett zu gehen.« Sarah sah denselben Blick in seinen
Augen, den sie vorher bei ihrer Mutter gesehen hatte. »Dir ist
noch alles so fremd hier, nicht wahr?«
Marie versuchte sich nicht anmerken zu lassen, daß sie
weinte. »Sie hat Angst vor uns«, murmelte sie.
Nein, dachte Sarah, sie hat Angst, ins Bett zu gehen.
Warum?
Sie ließen den Fernseher eingeschaltet. Um Viertel vor zehn
streckte Laurie sich auf dem Fußboden aus und schlief ein.
Sarah trug sie ins Kinderzimmer, zog sie aus und legte sie ins
Bett.
Laurie schlief lange und bis spät in den Morgen hinein.
Sarah schlich sich an ihr Bett und genoß das friedliche Bild,
den Anblick der kleinen Gestalt mit der Kuscheldecke unter
dem Kinn und dem langen Haar, das sich über das Gesicht
gekräuselt hatte. Sie wiederholte das Versprechen, das sie dem
lieben Gott gegeben hatte: »Ich werde mich immer um sie
kümmern.«
Ihre Mutter und ihr Vater waren bereits auf. Beide wirkten
erschöpft, strahlten aber vor Freude. »Wir haben immer wieder
nachgesehen, ob sie wirklich da ist«, sagte Marie. »Sarah, wir
haben gerade von dir gesprochen und daß wir diese zwei Jahre
ohne dich wohl nicht geschafft hätten.«
Sarah half ihrer Mutter, Lauries Lieblingsfrühstück zu
bereiten, Pfannkuchen und Speck. Ein paar Minuten später
trippelte Laurie ins Zimmer. Sie kletterte Marie auf den Schoß.
»Mama«, sagte sie, und ihre Stimme klang ganz wie früher.
»Gestern wollte ich zum Swimmingpool, und Beth hat die
ganze Zeit telefoniert.«
ZWEITER TEIL
10
     
12. September 1991
Ridgewood, New Jersey
    Während der Messe sah Sarah immer wieder zu Laurie
hinüber. Der Anblick der beiden Särge auf den Stufen der
Aussegnungshalle hatte sie offenbar in geradezu hypnotischen
Bann gezogen. Sie schien weder die Musik noch die Gebete
oder die Leichenrede wahrzunehmen. Sarah mußte Laurie mit
der Hand am Ellbogen daran erinnern, daß sie aufstehen oder
niederknien mußte.
    Am Ende der Messe, als Monsignore Fisher die Särge
segnete, flüsterte Laurie: »Mama, Papa, es tut mir so leid. Ich
gehe ganz bestimmt nicht wieder allein auf die Straße.«
»Laurie«, flüsterte Sarah.
    Laurie sah sie mit Augen an, die nichts sahen, drehte sich
dann um und blickte verwirrt in die überfüllte Kirche. »So
viele Leute.« Ihre Stimme klang verängstigt und jung.
    Als letzte Hymne wurde ›Amazing Grace‹ gesungen.
Ein Paar im hinteren Teil der Kirche schloß sich dem Gesang
der Gemeinde an, zuerst leise, dann lauter, weil er es gewöhnt
war, vorzusingen. Wie jedesmal geriet er in Fahrt, und sein
klarer Bariton erhob sich über die anderen Stimmen, schwoll
an und übertönte die dünnere Stimme des Solosängers. Die
Leute drehten sich bewundernd um.
»Einmal war ich verloren, aber jetzt hat der Herr mich
gefunden…«
Bei all dem Schmerz und dem Leid verspürte Laurie eisigen
Schrecken. Die Stimme erfüllte ihr ganzes Wesen.
Ich bin verloren, jammerte sie stumm. Ich bin verloren.
Jetzt bewegten sie die Särge. Die Räder der Totenbahre, auf
der der Sarg ihrer Mutter stand, quietschten.
Dann das Klappern der Schreibmaschine.
Sie hörte die gemessenen Schritte der Leichenträger.
»›… war ich blind, doch nun sehe ich.‹«
»Nein! Nein!« schrie Laurie und versank in barmherzige
Finsternis.
    Viele von Lauries Klassenkameradinnen vom Clinton College
und einige Lehrkräfte hatten der Messe beigewohnt. Allan
Grant, Professor für englische Sprache, war auch dabei und sah
erschreckt, wie Laurie zusammenbrach.
    Grant war einer der beliebtesten Lehrer in Clinton. Er

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