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Dass du ewig denkst an mich

Titel: Dass du ewig denkst an mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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gerade sagten -
oder haben wir überhaupt schon etwas gesagt?«
Brendon nahm die Tasse entgegen, kippte drei gehäufte
Löffel Zucker hinein und rührte lautstark. »Ich wünschte, ich
hätte gute Nachrichten«, sagte er, »aber das ist nicht der Fall.
Unsere größte Hoffnung bestand darin, daß Allan Grant
Lauries Deprimiertheit und Kummer ausgenützt und sie, indem
er ihre Briefe der Verwaltung übergeben hat, in den Abgrund
getrieben hat. Nun, Sarah, auch wenn das wirklich so war,
werden wir es nie beweisen können. Seine Ehe war ziemlich
zerrüttet, das habe ich gespürt, und ich habe mich deshalb
näher mit seiner Frau befaßt. Die ist mir vielleicht eine! Die
Hotelangestellten sagen, sie hätte eine ganze Menge
Männerbeziehungen gehabt. Seit einem Jahr allerdings gibt es
da nur noch einen Mann, und nach dem scheint sie ziemlich
verrückt zu sein. Edwin Rand heißt er. Einer von diesen
geschniegelten, gutaussehenden Typen, die ihr ganzes Leben
lang von Frauen leben. Etwa vierzig oder fünfundvierzig. Ein
Reiseschriftsteller, der nicht genügend Geld verdient, um
davon zu leben, aber in Hotels auf der ganzen Welt eingeladen
wird. Ein Nassauer, wie er im Buche steht.«
»Wußte Allan Grant über ihn Bescheid?« fragte Sarah.
»Weiß ich nicht. Wenn Karen zu Hause war, sind die beiden
gut miteinander ausgekommen.«
»Aber angenommen, er wußte es und hat sich deshalb Laurie
zugewandt, die in ihn verliebt war?«
Sarah schien, während sie das sagte, förmlich aufzuleben.
Armes Mädchen, dachte Brendon, die greift nach allem, was
sie für ihre Verteidigung nutzen kann.
»Zieht nicht«, meinte er und schüttelte den Kopf. »Allan
hatte sich mit einer Kollegin namens Vera West getroffen. Sie
hat mir erzählt, sie hätte das letztemal um halb elf an dem
Abend, an dem er starb, mit ihm gesprochen. Er war guter
Stimmung und sagte, er sei erleichtert, weil jetzt alles auf dem
Tisch läge.«
»Und was soll das heißen?«
»Sie hat daraus geschlossen, daß er seiner Frau gesagt hatte,
daß er die Scheidung will.«
Brendon wandte den Blick ab, als er die Verzweiflung in
Sarahs Augen sah. »Sie könnten daraus natürlich seiner Frau
einen Strick drehen«, sagte er. »Allan Grants Mutter hat einen
Treuhandfonds hinterlassen, aus dem Grant jährlich um die
hunderttausend Dollar bezog. An das Kapital - und das sind
fast eineinhalb Millionen, die sich immer noch vermehren -
wäre er erst mit sechzig rangekommen. Die Mutter hatte
offensichtlich erkannt, daß er kein Geschick für den Umgang
mit Geld hatte.
Nach allem, was ich gehört habe, betrachtete Karen Grant
dieses Einkommen als ihr persönliches Taschengeld. Im Falle
einer Scheidung wäre der Fonds aber nicht dem
Gemeinschaftsvermögen zugeschlagen worden. Was sie in dem
Reisebüro verdient, reicht unmöglich für ihr teures Apartment
und ihre Designerkleider. Und mit ihrem Schriftstellerfreund
wäre Schluß gewesen. Durch Allans Tod hat sie alles
bekommen.
Das Problem«, schloß Brendon, »ist nur, daß Karen Grant
sich ganz sicherlich nicht das Messer ausgeliehen, ihren Mann
getötet und anschließend das Messer wieder Laurie
zurückgegeben hat.«
Sarah nahm nicht mehr wahr, daß ihr Kaffee nur noch
lauwarm war. Schlückchenweise an ihrer Tasse zu nippen, half
ihr, die angespannten Halsmuskeln zu lockern.
»Ich habe Nachricht aus der Staatsanwaltschaft bekommen«,
erklärte sie. »Der zweite Psychiater, der beigezogen wurde, hat
sich die Videoaufzeichnungen von Lauries Therapiesitzungen
angesehen, und man ist jetzt bereit, zu akzeptieren, daß sie an
Persönlichkeitsstörungen leidet.«
Sie strich sich mit der Hand über die Stirn, als würde sie
damit Kopfschmerzen wegwischen. »Falls Laurie sich des
Totschlags schuldig erklärt, würde man darauf verzichten, die
Höchststrafe zu fordern. Wahrscheinlich würde sie dann in fünf
Jahren, vielleicht sogar in noch kürzerer Zeit, freikommen.
Aber wenn wir vor Gericht gehen, wird die Anklage auf
bewußten und vorsätzlichen Mord lauten. Und die Chance, daß
die Staatsanwaltschaft damit durchkommt, ist recht gut.«
83
    »Seit Kate mich angerufen hat, um mir zu sagen, daß es da
zusätzlich die Persönlichkeit eines neun- oder zehnjährigen
Jungen gäbe, der mit mir sprechen will, ist ein Monat
vergangen«, meinte Justin Donnelly zu Sarah. »Wie Sie
wissen, leugnet Kate seitdem entschieden, irgend etwas von
einer solchen Persönlichkeit zu wissen.«
    Sarah nickte.

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