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Dass du ewig denkst an mich

Titel: Dass du ewig denkst an mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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sie anfing, unvorsichtig zu werden, und
zuviel über Laurie redete. Schließlich waren diese Leute
Fremde, mit denen sie einzig und allein die Tatsache verband,
daß sie das Haus gekauft hatten.
    Das Haus. Das war unverfänglich. »Mutter hat den Garten so
angelegt, daß immer Farbe um uns war«, sagte sie, während sie
sich ein Brötchen aus dem Korb nahm. »Die Tulpen waren
herrlich, Sie haben sie ja gesehen. In etwa einer Woche werden
die Azaleen aufblühen, die mag ich am liebsten. Unsere
Azaleen sind schön, aber nicht so einmalig wie die der
D’Andreas’. Die wohnen in dem Haus an der Ecke.«
    Opal lächelte strahlend. »Welches Haus ist das? Das mit den
grünen Läden oder das weiße, das früher einmal rosa war?«
»Das, das einmal rosa war. Mein Vater war damals richtig
wütend, als die alten Besitzer es in der Farbe streichen ließen.
Ich erinnere mich noch gut daran, wie er sagte, er würde zur
Stadtverwaltung gehen und verlangen, daß man seine
Grundsteuer heruntersetzen solle.«
Opal spürte, wie Bics Augen sie anfunkelten. Der Fehler,
den sie gemacht hatte, war so ungeheuerlich, daß sie am
liebsten aufgestöhnt hätte. Warum war ihr das rosa Haus
plötzlich in den Sinn gekommen? Wie viele Jahre war es her,
daß man es neu gestrichen hatte?
Aber glücklicherweise schien Sarah Kenyon nichts bemerkt
zu haben, denn sie fing jetzt an, über ihre neue Wohnung zu
sprechen und wie schnell dort alles vorwärtsging. »Am ersten
August wird sie fertig sein«, sagte sie. »Also können wir das
Haus rechtzeitig für Sie räumen. Es war wirklich sehr
liebenswürdig von Ihnen, so lange zu warten.«
»Könnte es sein, daß Laurie nach Hause darf?« fragte Bic
beiläufig, während der Ober ihm seine Piccata Milanese
brachte.
»Beten Sie darum, Reverend Hawkins«, sagte Sarah. »Dr.
Donnelly hat gesagt, daß sie für niemanden die geringste
Gefahr darstellt. Er möchte, daß die Staatsanwaltschaft einen
Psychiater damit beauftragt, sie zu untersuchen und
zuzustimmen, daß sie ambulant behandelt werden kann. Er ist
der Ansicht, daß Laurie das Gefühl überwinden muß, sie müsse
hinter Schloß und Riegel gehalten werden, um sicher zu sein,
und meint, nur so könne sie ihre Verteidigung unterstützen.«
»Ich wünsche mir von Herzen, Ihre kleine Schwester zu
Hause in Ridgewood zu sehen«, sagte Bic und tätschelte dabei
Sarahs Hand.
Als Sarah sich abends schlafen legte, nagte der Gedanke an
ihr, daß da irgend etwas gewesen war, das sie hätte stutzig
machen müssen, ihr aber wieder entschlüpft war.
Es muß irgend etwas gewesen sein, das Laurie gesagt hatte,
entschied sie, ehe sie in Schlaf sank.
80
    Als Justin Donnelly zu Fuß von der Klinik zu seinem
Apartment am Central Park South ging, war er so in Gedanken
versunken, daß er überhaupt keinen Blick für das sich
wandelnde Panorama New Yorks hatte. Es war sieben Uhr, und
die Sonne hatte noch vierzig Minuten Zeit, bis sie im Westen
versinken würde. Das schwüle Wetter hatte Scharen von
Menschen auf die Fifth Avenue gelockt, wo sie in den
Bücherständen schmökerten, die den Park säumten, oder die
ausgestellten Amateurkunstwerke mehr oder weniger
kennerhaft musterten.
    Der würzige Duft von Souvlaki, der um seine Nase fächelte,
während die müden Straßenhändler ihre Karren wegschoben,
der Anblick der geduldigen Pferde, die an den festlich
geschmückten Kutschen angeschirrt standen, die Reihe von
Limousinen vor dem Plaza Hotel - für all diese Dinge war er
blind. Justins Gedanken befaßten sich ausschließlich mit Laurie
Kenyon.
    Sie war mit Abstand die interessanteste Patientin, mit der er
je zu tun gehabt hatte. Für Frauen, die in ihrer Kindheit sexuell
mißhandelt worden waren, war es durchaus nicht
ungewöhnlich, daß sie später das Gefühl hatten, sie hätten dies
selbst provoziert oder veranlaßt. Aber den meisten wurde
irgendwann klar, daß sie, was ihnen widerfahren war,
unmöglich hätten verhindern können. Laurie Kenyon
widersetzte sich dieser Erkenntnis.
    Doch es gab durchaus Fortschritte. Er hatte sie vor dem
Verlassen der Klinik noch einmal kurz aufgesucht. Das
Abendessen war bereits vorüber, und sie saß im Wintergarten.
Sie war still und nachdenklich gewesen. »Daß Gregg heute
gekommen ist, war furchtbar nett von ihm«, hatte sie
unaufgefordert gesagt und dann hinzugefügt: »Ich weiß, daß er
mir nie etwas Böses antun würde.«
    Als Justin sein Apartmentgebäude betrat,

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