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Dass du ewig denkst an mich

Titel: Dass du ewig denkst an mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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fragte er sich, ob er
sie vielleicht zu stark unter Druck gesetzt hatte. Ob es
vielleicht ein Fehler war, den von der Staatsanwaltschaft
bestellten Psychiater anzurufen und ihn zu bitten, Laurie noch
einmal zu untersuchen und sie gegen Kaution eventuell auf
freien Fuß zu setzen.
    Ein paar Minuten später saß er auf der Terrasse seines
Apartments vor einem Glas seines Lieblingsweines, einem
australischen Chardonnay, als das Telefon klingelte. Es war die
Klinik. Die Oberschwester entschuldigte sich für die Störung.
»Es ist Miss Kenyon. Sie sagt, sie müsse Sie unbedingt sofort
sprechen.«
»Laurie!«
    »Nicht Laurie, Doktor. Ihre andere Persönlichkeit, Kate. Sie
will Ihnen etwas schrecklich Wichtiges sagen.«
»Stellen Sie sie durch!«
Die eindringliche Stimme sagte: »Dr. Donnelly, hören Sie,
da ist ein kleiner Junge, der Ihnen etwas ganz Schlimmes sagen
will, aber Laurie hat Angst davor und will es nicht zulassen.«
»Wer ist der Junge, Kate?« fragte Justin schnell. Ich habe
recht gehabt, dachte er. Laurie hat noch weitere
Persönlichkeiten in sich, die bis jetzt noch nicht an die
Oberfläche gekommen sind.
»Wie er heißt, weiß ich nicht, und er will mir auch nicht
sagen, worum es geht. Aber er ist neun oder zehn und recht
clever und hat für Laurie eine ganze Menge eingesteckt. Er will
jetzt nicht länger den Mund halten. Sie müssen weiter auf sie
einwirken. Jetzt haben Sie es bald geschafft. Heute wäre er fast
so weit gekommen, Sie anzusprechen.«
Es klickte in Justins Ohr. Sie hatte aufgelegt.
81
    Am 15. Juni erhielt Reverend Hawkins einen Anruf von Liz
Pierce von der Zeitschrift People, die ihn um ein Interview bat,
weil sie, wie sie sagte, in der Septemberausgabe einen Artikel
über ihn schreiben sollte.
    Bic sträubte sich zuerst, sagte dann aber, er fühle sich
geschmeichelt, und versicherte der Journalistin: »Es wird mir
eine Freude sein, die Kunde von meinem göttlichen Auftrag zu
verbreiten.«
    Als er jedoch den Hörer auflegte, veränderte sich sein
Tonfall unvermittelt und verlor jegliche Wärme. »Opal, wenn
ich abgelehnt hätte, würde diese Journalistin jetzt glauben, ich
hätte etwas zu verbergen. So kann ich wenigstens auf das, was
sie schreibt, Einfluß nehmen.«
82
    Brendon Moody sah Sarah mitfühlend an. Es war ein schwüler
Julitag, aber sie hatte die Klimaanlage in der Bibliothek noch
nicht eingeschaltet. Sie trug ein dunkelblaues Leinenjackett mit
einem weißen Kragen und dazu einen weißen Rock. Es war
erst halb neun, aber sie war bereits für die Fahrt nach New
York fertig angekleidet. Vier Monate geht das jetzt, dachte
Brendon, vier Monate voll und ganz auf eine Verteidigung
konzentriert, die einfach keine Fortschritte macht; vier Monate,
in denen sie fast jeden Tag in einer psychiatrischen Klinik
verbracht hat, dankbar dafür, daß ihre Schwester wenigstens
dort und nicht im Bezirksgefängnis untergebracht ist. Und er
würde ihr jetzt gleich die letzte Hoffnung auf eine erfolgreiche
Verteidigung nehmen.
    Sophie klopfte an der Tür und trat, ohne auf Antwort zu
warten, mit einem Tablett mit Kaffee, Brötchen und
Orangensaft ins Zimmer. »Mr. Moody«, sagte sie, »hoffentlich
können Sie Sarah dazu bringen, wenigstens dieses Brötchen zu
essen. Sie ißt jetzt überhaupt nichts mehr und besteht bald nur
noch aus Haut und Knochen.«
    »Oh, Sophie«, protestierte Sarah.
»Gar nicht ›oh, Sophie‹ - es ist ja schließlich wahr.« Sophie
stellte mit besorgter Miene das Tablett auf den Schreibtisch.
»Wird der Wundertäter heute wieder auftauchen?« fragte sie.
»Sarah, du solltest Miete von diesen Leuten verlangen.«
»Sie sollten von mir Miete verlangen«, widersprach Sarah.
»Schließlich gehört ihnen dieses Haus schon seit März.«
»Aber es war doch vereinbart, daß ihr im August ausziehen
würdet.«
»Sie stören mich nicht. Eigentlich sind sie sogar sehr nett zu
mir gewesen.«
»Nun, ich sehe sie mir seit einiger Zeit jeden Sonntag im
Fernsehen an, und ich kann dir sagen, mir gefallen die beiden
gar nicht. Für meine Begriffe treibt dieser Mann Mißbrauch mit
dem Namen des Herrn, indem er für Geld Wunder verspricht
und so redet, als würde der Herrgott jeden Tag auf ein
Plauderstündchen zu ihm kommen.«
»Sophie«, protestierte Sarah.
»Schon gut, schon gut.« Sophie stapfte kopfschüttelnd aus
der Bibliothek, und ihre schweren Schritte drückten ihre
Mißbilligung aus.
Sarah reichte Brendon eine Tasse. »Wie wir

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