Dauergeil
ein Pfropfen, der aussah, wie ein schwarzer Diamant. Alles hatte einen orientalischen Touch, die Bodenhocker und sahen aus wie plattgesessene Bälle, der Tisch war höchstens fünfzig Zentimeter hoch. Manuel öffnete die Flasche und goss Wasser in zwei Gläser. Laura nahm ein Glas in die Hand und schaute Manuel an.
„Was war das eben?“
Manuel machte seine Beine lang, streckte sie seitlich des Tisches von sich und nahm einen Schluck von dem kühlen Wasser. „Ein herrliches Spiel.“
„Ist es noch Spiel? Ich frage mich, wo die Grenze ist. Ab wann es ernst wird.“
„Das kann ich nicht genau sagen. Diese Frage ist so, wie die Frage nach der Perversion. Man kann sie nicht beantworten. Pervers finden manche Leute schon, wenn man in ein Pornokino geht. Für manche fängt Perversion erst dann an, wenn es schmerzhaft wird, beim Fisten zum Beispiel und für einige ist pervers, wenn man sich unmögliche Sachen ausdenkt und durchführt. Man kann nie sagen, wo die Grenze ist. Spiel? Treiben wir ein Spiel? Ich denke mal, die Grenze ist schwimmend, beurteile selber. Wenn du den Eindruck hast, dass dir der Druck zu viel wird, musst du aufhören.“
„Das hab ich, glaub ich, verstanden. Ich finde es nun noch schwieriger. Glaubst du, dass sich auf dieser Ebene welche finden können, die gleiche Interessen hegen?“ Insgeheim wollte Laura zu Manuel gehören und ihn nicht mehr hergeben. Hatte die Liebe sie bereits wieder erwischt?
„Mit Sicherheit“, sagte Manuel.
„Aber wenn es doch so viele unterschiedliche Meinungen gibt. Ich denke, ein Soft-SM-Interessierter wird sich nicht mit einem eingefleischten Brutalo einlassen.“
„In meinem Laden werden solche Leute immer zurechtgewiesen. Aber natürlich gibt es welche, die drauf stehen, Frauen zu verprügeln.“
„Das Thema gefällt mir nicht. Sag, du bist dominant, bist du auch so einer, der eine Frau besitzen will? Mit allem, was dazugehört?“
Manuel überlegte, bevor er den nächsten Satz formulierte. „Ich will nicht besitzen und ich will nicht besessen werden, ich gebe Freiraum und ich will meinen Freiraum, sonst erstickt man. Ich glaube, mit dem Alter kommt die Einsicht, dass man niemanden besitzen kann. So was ist für die persönliche Entwicklung tödlich und auch der Partner hätte keine Vorteile davon. Wenn man aber eine andere Basis als die Liebe hat, ist das wesentlich fundamentaler für eine Beziehung. Wenn beide Freude am gleichen Spiel haben und dieselben Ansichten, ist das schon besser. Aber besitzen ist einseitig, das haut nicht hin.“
„Da gebe ich dir Recht, dieses Einsehen hat schon seine Richtigkeit, wir können freier miteinander umgehen, ungezwungener, das ist natürlich ein Vorteil, aber man entwickelt auch Eigenarten, die man nicht mehr aufgeben möchte und da sollte man wirklich dort suchen, wo das Gegenstück möglichst viele Interessen zeigt, die zu einem passen.“
Manuel sah Laura prüfend an. „Du bist schon länger ohne festen Partner?“
„Ja, aber man muss wohl immer ein Stück aufgeben beziehungsweise man muss sich ein wenig anpassen. Wenn man eine breite Basis hat, wäre das ein großer Vorteil, an dem scheitert es meistens nicht, sondern an den Kleinigkeiten die man nicht aufgeben will. Ich sag mal an den Marotten.“
„Marotten? Jetzt meinst du die Interessen im SM-Bereich. Tja, wie gesagt, das Thema ist sehr weit gefächert, wer weiß, ob du in dieser Welt etwas für dich finden kannst.“
„Wenn ich genau überlege, will ich ja nichts Festes, ich will meine Freiheit behalten, die habe ich schätzen gelernt. Im Grunde weiß ich, dass es für mich keine Liebe gibt, aber manchmal flackert die Hoffnung auf und diese soll man bekanntlich zuletzt sterben lassen.“
„Wo hast du bisher gesucht?“
„Im Swingerclub gibt’s keine Chancen, das ist sicher, aber suche schon länger über das Internet.“
„Wir sind Geschöpfe der Natur und als solches taugt für den Zweck der Partnersuche eben kein Internet, da zählen Blicke, Ausstrahlung, Gestik. Du hast vorhin erlebt, wie man seine Sinne spüren und einsetzen kann. Vor allem soll das so eine Art Lebenseinstellung sein. Es geht um das Knistern, das Ausleben von Lust und Phantasien. Hauptsache, es kristallisiert sich ein Sinn für dich heraus, den du mit deinem weiteren Leben verbinden kannst. Ich kenne diese Sehnsüchte. Man will ein Ziel erreichen, doch es stellt sich immer etwas dazwischen. Da sucht man sich Ecken, in denen man unter sich ist. Die meisten werden
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