Daughter of Smoke and Bone
nebelverhangenen Strand von Bullfinch, an braune Augen, glänzende Hörner und ihr süßes Lächeln.
Akiva hatte gelernt, den Teufelsmalen zu widerstehen, aber gegen dieses Lächeln war er vollkommen machtlos.
Natürlich erzählte er niemandem davon.
Hazael kam an Akivas Bett, um die Anzahl der getöteten Gegner einzutätowieren. »Wie viele?«, fragte er und erhitzte sein Messer, um es zu sterilisieren.
Akiva hatte in der letzten Schlacht sechs Chimären getötet, einschließlich des Ungetüms, das ihn so übel zugerichtet hatte. Sechs weitere Linien würden seine rechte Hand bedecken, die dank Liraz noch zu seinem Körper gehörte. Der Arm lag bislang noch nutzlos an seiner Seite, denn obgleich die durchtrennten Muskeln und Sehnen wieder zusammengefügt worden waren, würde es noch eine ganze Zeit dauern, bis klar war, ob Akiva ihn je wieder benutzen können würde.
Als Hazael die leblose Hand hochhob, musste Akiva an das Chimärenmädchen denken und daran, dass auch sie womöglich als schwarze Linie auf der Hand irgendeines Seraphs enden würde. Der Gedanke war unerträglich. Mit der unverletzten Hand befreite er seinen Arm aus Hazaels Griff. Sofort durchzuckten ihn heftige Schmerzen. »Gar keine«, ächzte er. »Ich habe keine getötet.«
Hazael kniff die Augen zusammen. »Doch, natürlich hast du welche getötet. Ich habe neben dir gegen die Phalanx von Stierzentauren gekämpft.«
Aber Akiva verweigerte die Markierungen, und schließlich ging Hazael davon.
Es war der Beginn des Geheimnisses, das über die Jahre einen Keil zwischen sie getrieben hatte und das sie jetzt, unter dem Himmel der Menschenwelt, für immer auseinanderzureißen drohte.
***
Als Karou von der Brücke in die Luft schnellte, folgte Liraz ihr, und Akiva sprang hinterher, um ihre Attacke abzublocken. Klirrend trafen ihre Klingen aufeinander. Er fing ihre Klinge mit nahe am Griff gekreuzten Schwertern ab und drängte seine Schwester mit ganzer Kraft zurück. Die ganze Zeit über behielt er Hazael im Auge, denn er befürchtete, dass auch er Karou nachsetzen würde, doch sein Bruder stand noch immer auf der Brücke und starrte seine Geschwister fassungslos an.
Liraz’ Arme zitterten vor Anstrengung, und ihre Flügel schlugen wild, aber sie hielt ihre Stellung. Mit wutentbranntem Gesicht, die Augen weit aufgerissen, stand sie ihrem Bruder gegenüber.
Dann plötzlich stieß sie Akiva mit einem schrillen Schrei von sich, schwang ihr Schwert in einem weiten Bogen über dem Kopf und ließ es mit aller Kraft auf Akiva herabsausen.
Er konnte den Angriff gerade noch parieren, aber die schiere Wucht des Hiebes erschütterte ihn bis ins Mark. Liraz war völlig außer Rand und Band, und ihre Wildheit erschreckte ihn zutiefst – versuchte sie wirklich, ihn umzubringen? Erneut schlug sie zu, und er fing den Schlag ab, während Hazael schließlich doch aus seiner Starre erwachte und auf sie zustürzte.
»Hört auf!«, rief er entsetzt. Er versuchte, sich zwischen sie zu werfen, musste aber zurückweichen, als Liraz von neuem ausholte. Akiva parierte auch diesen Hieb und brachte sie aus dem Gleichgewicht, doch sie wirbelte herum und hatte sich schnell wieder gefangen. Mit heimtückisch funkelnden Augen fixierte sie ihn, aber statt sich noch einmal auf ihn zu stürzen, schoss sie in die Höhe, und aus ihren Flügeln barst ein gewaltiger Feuerball, der bei den Zuschauern einen kollektiven Aufschrei auslöste, ehe sie in die Richtung davonschnellte, in der Karou verschwunden war.
Karou war nicht zu sehen, aber Akiva bezweifelte keine Sekunde, dass Liraz sie aufspüren würde, und nahm ihre Verfolgung auf. Schon bald lagen die Dächer Prags weit unter ihnen. Es gab nur noch die vorbeirauschende Luft, das lodernde Feuer ihrer Schwingen und ihren Kampf.
Er holte seine Schwester ein und packte sie am Arm, aber sie ging erneut auf ihn los, und ihre Schwerter klirrten hoch über der Stadt durch die luftige Stille. Doch wie damals bei Karous Angriff parierte Akiva nur und wich aus, ohne selbst zuzuschlagen.
»Hört auf!«, schrie Hazael erneut, und als er Akiva erreichte, versetzte er ihm einen heftigen Stoß, der Distanz zwischen ihm und Liraz schaffte. »Was tut ihr da?«, fuhr Hazael seine Geschwister an. »Ich kann nicht glauben, dass ihr gegeneinander kämpft …«
»Ich kämpfe nicht«, erwiderte Akiva und wich noch weiter zurück. »Und das werde ich auch nicht.«
»Warum nicht?«, fauchte Liraz. »Warum schlitzt du mir nicht gleich die Kehle
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