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Daughter of Smoke and Bone

Daughter of Smoke and Bone

Titel: Daughter of Smoke and Bone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laini Taylor
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auf, wenn du mir schon in den Rücken fällst?«
    »Liraz, ich will dir nicht weh tun …«
    Sie lachte. »Du willst mir nicht weh tun, aber das wirst du, wenn es sein muss? Ist es das, was du sagen willst?«
    Hatte sie recht? Wie weit würde er gehen, um Karou zu beschützen? Wenn er seine Geschwister verletzte, wie sollte er damit leben? Aber er konnte auch nicht zulassen, dass sie Karou verletzten. Waren das wirklich seine einzigen Möglichkeiten?
    »Lasst sie gehen«, sagte er. »Bitte. Vergesst sie einfach.«
    In seiner Stimme war so viel Gefühl, ein solches Flehen, dass Liraz’ verächtlich die Augen zusammenkniff. Akiva sah sie an und dachte, dass er genauso gut ein Schwert um Gnade bitten könnte. Und war es nicht genau das, wozu der Imperator sie drei und all die anderen Bastarde gezüchtet hatte? Zu Waffen aus Fleisch und Blut. Zu gedankenlosen Instrumenten einer jahrhundertealten Feindschaft.
    Er konnte sich damit nicht länger abfinden. Sie waren mehr als das, alle von ihnen. Es gab Hoffnung, und weil er an diese Hoffnung glaubte, ging er ein Risiko ein und steckte seine Schwerter weg. Argwöhnisch und stumm sah Liraz ihm zu.
    »Nach der Schlacht von Bullfinch«, begann Akiva, »hast du mich gefragt, wer meinen Verband angelegt hat.«
    Seine Geschwister schwiegen.
    Akiva dachte an Madrigal, erinnerte sich an das Gefühl ihrer Haut auf seiner, die überraschende Weichheit ihrer Flügel, ihr glockenhelles Lachen – das Karous Lachen so ähnlich war –, und er erinnerte sich daran, was Karou an diesem Morgen zu ihm gesagt hatte: Wenn er je eine Chimäre gekannt hätte, würde er sie nie wieder als Monster bezeichnen.
    Aber er hatte Madrigal gekannt und geliebt, und trotzdem war er zu dem leblosen Schatten eines Mannes verkommen, der Karou bei ihrem ersten Aufeinandertreffen fast umgebracht hätte. Kummer hatte seine hässlichen Wurzeln in ihm geschlagen: Hass, Rache, Verblendung. Wenn Madrigal ihn so hätte sehen können, hätte sie es bereut, ihn gerettet zu haben. Aber durch Karou hatte er noch eine Chance bekommen – eine Chance auf Frieden. Für sein Glück war es zu spät.
    Aber für andere gab es vielleicht noch Rettung.
    »Eine Chimäre hat mich verbunden«, erklärte er seiner Schwester und seinem Bruder. Er schluckte schwer, denn er wusste, dass die Wahrheit ihnen absolut gottlos erscheinen würde. Von Kindesbeinen an war ihnen beigebracht worden, dass die Chimären abscheuliche Bestien waren. Teufel,
Tiere
, die sie bekämpfen mussten. Aber Madrigal … sie hatte ihn innerhalb eines Augenblicks von dieser Engstirnigkeit befreit, und es war an der Zeit, dass er versuchte, das weiterzugeben, was er von ihr gelernt hatte. »Eine Chimäre hat mir das Leben gerettet«, sagte er. »Und ich habe mich in sie verliebt.«

Bluterbe
    Nach Bullfinch war für Akiva nichts mehr wie zuvor. Als er Hazael fortschickte, kam ihm ein Gedanke: Wenn er das Chimärenmädchen wiedersah, wollte er ihr sagen können, dass er das Leben, das sie ihm geschenkt hatte, nicht dazu genutzt hatte, noch mehr ihrer Verwandten zu töten.
    Dass er sie je wiedersehen würde, war mehr als unwahrscheinlich, aber der Gedanke ließ ihn nicht los, und mit der Zeit verwandelte er sich in eine Hoffnung – eine Hoffnung, die sein Leben für immer verändern sollte: das Mädchen wiederzusehen und ihr zu danken. Das war alles, was er wollte: ihr danken.
    An dieser Vorstellung hielt er sich von nun an fest.
    Nach der Schlacht blieb er nicht mehr lange in Morwen. Die Feldärzte schickten ihn nach Astrae, um zu sehen, was die Heiler dort für ihn tun konnten.
    Astrae.
    Bis zu dem Massaker vor tausend Jahren hatten die Seraphim das Imperium von Astrae aus regiert. Dreihundert Jahre lang war es allen Berichten zufolge das Licht der Welt gewesen, die schönste Stadt, die je gebaut worden war. Paläste, Arkaden und Brunnen aus edlem Marmor, der im Steinbruch von Evorrain gefördert wurde, breite Prachtstraßen, die mit Quarz gepflastert und von nach Honig duftenden Balsambäumen gesäumt wurden. Die Stadt erhob sich auf zerklüfteten Klippen, und zu beiden Seiten ihres Hafens erstreckte sich die smaragdgrüne Küste von Mirea, soweit das Auge reichte. Wie in Prag ragten hohe Turmspitzen in den Himmel, einer für jeden der Göttersterne – die Göttersterne, die die Seraphim zu Hütern des Landes und all seiner Bewohner erkoren hatten.
    Die Göttersterne, die tatenlos zugesehen hatten, als die Welt ins Chaos gestürzt war.
    Akiva vermutete,

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