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Daughter of Smoke and Bone

Daughter of Smoke and Bone

Titel: Daughter of Smoke and Bone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laini Taylor
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dass die Bewohner von Astrae nach dreihundert Jahren wohl gedacht hatten, ihre Stadt würde ewig bestehen. Jetzt, tausend Jahre später, schien ihr goldenes Zeitalter so schnell vergangen zu sein wie das Blinzeln eines toten Gottes, und von der einstigen Pracht war kaum noch etwas übrig geblieben. Der Feind hatte sie zerstört: die Türme niedergerissen und alles verbrannt, was Feuer fangen konnte. Sie hätten die Sterne vom Himmel gerissen, wenn sie es gekonnt hätten. So ein Massaker hatte es in der ganzen Geschichte noch nie gegeben. Am Ende des ersten Tages waren alle Magi und selbst ihre jungen Schüler tot, und das Feuer hatte ihre Bibliothek zusammen mit sämtlichen magischen Texten in ganz Eretz verschlungen.
    Strategisch machte der Angriff Sinn. Die Seraphim hatten sich zu sehr auf ihre Magie verlassen, und nach dem Massaker waren sie so gut wie hilflos. All die Engel, die nicht rechtzeitig aus Astrae fliehen konnten, waren im Mondschein auf einem Altar geopfert worden, unter ihnen auch der Imperator der Seraphim, ein Vorfahre von Akivas Vater. So viele Engel hatten auf dem Altar ihr Leben gelassen, dass ihr Blut wie ein Monsunregen die Stufen des Tempels heruntergeflossen war und kleine Kreaturen auf den Straßen ertränkt hatte.
    Die Bestien hatten Astrae jahrhundertelang besetzt, bis Joram, Akivas Vater, früh in seiner Regierungszeit einen Feldzug wagte, mit dem er das ganze Territorium bis zum Adelphas-Gebirge zurückgewann. Er hatte angefangen, das Imperium wieder aufzubauen, mit dem Zentrum dort, wo es seiner Meinung nach hingehörte: in Astrae.
    Womit Joram allerdings nicht viele Fortschritte machte, war Magie. Nun, da die Bibliothek abgebrannt und die Magi tot waren, verfügten die Seraphim nur noch über die einfachsten Zaubersprüche, und in den folgenden Jahrhunderten änderte sich daran kaum etwas.
    Akiva hatte sich nie viele Gedanken über Magie gemacht. Er war Soldat; seine Ausbildung beschränkte sich auf den Umgang mit Waffen. Er sah Magie als ein Mysterium für andere, klügere Köpfe. Doch sein Aufenthalt in Astrae änderte seine Meinung. Dort hatte er Zeit für eine interessante Entdeckung: obwohl er durch und durch Soldat war, hatte er einen klareren Verstand als die meisten, und er besaß etwas, was die zukünftigen Magi in Astrae nicht hatten. In Wahrheit waren es sogar zwei Dinge. Er hatte einen
angeborenen
Sinn für Magie, auch wenn es eines abschätzigen Kommentars seines Vaters bedurfte, um ihm das zu zeigen. Und er hatte die allerwichtigste, die entscheidende Voraussetzung.
    Er kannte den Schmerz.
    Der Schmerz in seiner Schulter war eine Konstante in seinem Leben, genau wie das Phantom des Chimärenmädchens, und beides war miteinander verbunden. Wenn seine Schulter brannte, musste er jedes Mal daran denken, wie sie mit ihren schmalen Händen den Verband angebracht hatte, der seine Rettung gewesen war.
    Die Heiler von Astrae hielten nichts von den Medikamenten, die die Feldärzte ihm verabreicht hatten, und sie brachten Akiva dazu, seinen Arm wieder zu benutzen. Ein Chimärensklave war dafür zuständig, den Arm regelmäßig zu dehnen, um die Muskeln zu lockern, und Akiva musste den linken Arm in der Schwertkunst trainieren, für den Fall, dass der rechte nie vollständig heilte. Wider Erwarten war er jedoch schon bald wieder voll funktionstüchtig, auch wenn der Schmerz nie verging, und innerhalb weniger Monate war Akiva ein noch besserer Schwertkämpfer als zuvor. Er besorgte sich Zwillingsschwerter beim Waffenschmied, und nach kurzem war er der Herrscher über das Trainingslager. Sein Kampf mit zwei Waffen zog beim morgendlichen Training scharenweise Zuschauer an, und eines Tages war auch der Imperator unter ihnen.
    »Ist das einer von meinen?«, fragte Joram und musterte Akiva durchdringend.
    Akiva hatte seinem Vater noch nie direkt gegenübergestanden. Jorams Bastarde waren eine Legion; da konnte man nicht von ihm erwarten, dass er sie alle kannte. »Ja, Eure Majestät«, sagte Akiva mit gesenktem Kopf. Er war noch atemlos vom Training, und in seiner rechten Schulter wütete der Schmerz, der nun Teil seines Lebens geworden war.
    »Sieh mich an«, forderte der Imperator ihn auf.
    Akiva gehorchte. Der Mann, der vor ihm stand, hatte keinerlei Ähnlichkeit mit ihm. Bei Hazael und Liraz war das anders, sie hatten seine blauen Augen, seine helle Haut und die goldenen Haare geerbt, die bei Joram allerdings schon langsam grau wurden. Obwohl er breite Schultern hatte, war der

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